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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Windschutzscheibe hängen geblieben.«
    Inzwischen hatte ich die Stiche gezählt. Fünfzehn. Das ist einer mehr als doppelt so viel. Dafür gab es auf meiner Liste keine Bezeichnung. Sieben = Hero, vierzehn = Superhero. Und fünfzehn = ?
    Ich starrte auf Mattis Verletzung und tastete meine Wange ab. Matti sagte: »Der Arzt hat gesagt, man wird bald nichts mehr davon sehen.«
    »Ich hab ja auch nur sechs Stiche.«
    »Die haben Sie sich redlich verdient.«
    »Was?«
    Er antwortete nicht auf meine Frage, sondern sagte lächelnd: »Darf ich Sie nachher in die Stadt fahren?«
    »Warum gucken Sie mich jetzt so an? Wissen Sie was? Ich verstehe gar nichts mehr. Vielleicht duschen Sie noch mal kalt. Ich warte oben.«
    Während ich im Büro am Schreibtisch saß und auf die Geräusche aus dem Keller horchte, klingelte das Telefon. Ich hob in Erwartung eines Verzweifelten am anderen Ende ab und sagte: »Bestattungen Abendroth, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin es, Rudi. Mensch, dass du da bist. Ich hab mir Sorgen gemacht wegen Matti.«
    »Was ist denn mit ihm?«
    »Ist er da?«
    »Ja, er war in der Sauna. Jetzt fährt er mich gleich in die Stadt zurück. Soll ich ihm was ausrichten?«
    »Nein. Mach gar nichts, und am besten sprich ihn nicht auf die Sache an.«
    »Welche Sache denn?«
    »Na, was da mit ihm passiert ist.«
    »Rudi!«
    »Na, was er da alles gesagt hat. Zu dir. Es ist einfach so aus ihm rausgekommen … Wilma hat mir grad das mit dem Telefon erzählt. Ich hab das ja sowieso alles gehört … Ich stand neben ihm auf dem Brückengeländer. Du hättest ihn sehen sollen, er wäre für dich gestorben … Er war so außer sich …«
    »Zu spät, Rudi. Hab ich schon angesprochen. Und zu deiner Beruhigung: Er hat es nicht so gemeint. Er hat es nur nett gemeint.«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    Aber Rudi hatte schon aufgelegt. Nein, hat er nicht? Es war nicht nett gemeint? Was denn dann? Etwa ernst gemeint?
    Hat Matti jemals etwas gesagt, was er nicht so gemeint hat? Ich konnte mich an nichts dergleichen erinnern. Und wenn Matti es ernst gemeint hatte, dann hatte ich ihm grad mit der groben Kelle eins übergebraten, das sich gewaschen hatte. Er würde nie wieder fragen, sondern einfach nur schweigend weiter auf eine Antwort warten. Und weil es Matti war, der auf eine Antwort wartete, würde er bis in alle Ewigkeit darauf warten. Aber eigentlich hatte er ja gesagt, dass es nicht so gemeint war.
    Ich drückte auf die Rückruftaste, um Rudi zu fragen, aber es sprang nur die Mailbox an. Ich hinterließ ihm keine Nachricht, sondern legte auf. Draußen fuhr Matti den Leichenwagen vor. Ich nahm meine Tasche und ging hinaus. Matti hielt mir die Beifahrertür auf.
    »Herr Matti.«
    »Ja, Frau Margret?«
    »Ach, nichts. Rudi hat angerufen, ich soll Sie grüßen. Er ist ganz aufgeregt wegen Amsterdam und so. Er findet es so schade, dass Sie nicht dabei sind.«
    »Ja.«
    Ein Auto fuhr langsam vorbei, und das Scheinwerferlicht streifte das Heck des Leichenwagens, und da sah ich sie aufblitzen – die Initialen des Knipsers – auf den Felgen von Mattis Reifen: RR.
    »Herr Matti? Seit wann haben Sie die Reifen?«
    »Seit ungefähr zwei Wochen. Sehr gute Reifen – hat Rudi ausgesucht. Ohne die wären wir im Schnee nicht so gut zurechtgekommen, als wir Sie gesucht haben.«
    »Aha?! Rudi hat die ausgesucht?«
    »Ja, er war so stolz und hat sogar seine Initialen in die Felgen schlagen lassen. RR für Rudi Rolinski. Manchmal ist er wie ein Kind.«
    »Hm?!« Ein Kind mit einer Lücke von zwei Stunden in seinem Alibi. Ich wette, die Reifen waren ein geradezu unwiderstehliches Sonderangebot.
    »Ist etwas nicht in Ordnung damit?«
    »Nein. Alles in bester Ordnung. Die sehen … toll aus und sind so nützlich.«
    Meine innere Stimme hob die Becker-Jubel-Faust und führte das Rachetänzchen auf.
    Ich stieg in den Wagen und schnallte mich an. Der Schnee knirschte leise unter den Super-Reifen, als wir losfuhren.
    Matti guckte konzentriert auf die Straße. Sehen so Jäger am Nordpolarkreis auf der Pirsch aus? Ich versuchte mir vorzustellen, wie sich Matti wohl auf einem Rentierschlitten machte, und musste darüber lachen.
    »Was ist so lustig?«, fragte er.
    »Ach nichts … Ich hab grad über Rentierschlitten nachgedacht.«
    »Damit wären wir schneller unterwegs.«
    Er hatte eine Hand am Lenkrad, mit der anderen kramte er in seiner Jackentasche.
    »Wonach suchen Sie?«
    »Hm?«
    »Wonach Sie suchen!« Ich öffnete das

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