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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Handschuhfach. »Soll ich Ihnen was Süßes geben? Hier sind noch Gummibärchen, Knickebeinzapfen, Dominosteine, Zimtsterne … Printen … Herr Matti?«
    Wir hielten an einer roten Ampel, und er guckte mich sekundenlang unverwandt an. Dann, für einen Augenblick, schaute er an mir vorbei und lächelte, als betrachtete er etwas sehr Schönes auf der anderen Straßenseite. Ich drehte mich um, aber da waren nichts und niemand. Der Schnee lag hoch aufgetürmt am Straßenrand und glitzerte im Licht der Laternen. Als ich mich wieder zu ihm umdrehte, schaute er schon wieder geradeaus. Mir wurde diese Autofahrt von Sekunde zu Sekunde peinlicher. Das Reifenthema war verpufft – na gut, Rudi hatte mir einen kleinen Triumph beschert, aber jetzt saß ich hier und war sehr angestrengt dabei, ein Gesprächsthema herbeizuzaubern, das nichts mit dem zu tun hatte, was an dem Tag passiert war, als Matti mir das Leben gerettet hatte.
    »Halten Sie nach einer Aurora borealis Ausschau?«, fragte ich.
    »Warum? Haben Sie hier schon eine gesehen?« Er fing an, einen finnischen Tango zu summen.
    Gerade wollte ich mich noch dazu beglückwünschen, das Tretminenland verlassen zu haben, als mich die Wucht der Erinnerung wie ein Baseballschläger traf: Plötzlich sah ich mich selbst im Stadtexpress sitzen. Ich zittere. Aus meinen Haaren tropft kaltes Wasser … Ich halte die Postkarte mit der Aurora borealis, die Matti mir zum Abschied am Flughafen in die Hand gedrückt hat, fest umklammert. Sie leuchtet im Dunkeln.
    Sie leuchtete … Ich erinnerte mich daran, dass sie wirklich geleuchtet hat. Die ganze Fahrt über hatte ich auf die Karte gestarrt. Das hatte mich davon abgehalten, irgendwo auf der Strecke auszusteigen und in der Dunkelheit zu verschwinden. Ohne sie hätte ich es nie bis nach Hause geschafft, nie. Aber was heißt überhaupt nach Hause? Ich hatte es bis zu Matti geschafft. Weiter nicht. Wie viele Missverständnisse kann es noch geben? Wilmas Worte, … wirkungsvolles Schweigen … Augen leuchten wie BMW-Scheinwerfer, kamen vorbeigerauscht und machten dabei ein Geräusch wie Kreide auf einer Schultafel … skriiiiiiiiiiek, … die hätten ihn auch zum Tode verurteilen können, es wäre ihm egal gewesen, solange du neben dem Schafott gesessen hättest …
    Auf der Stelle hätte ich in Tränen ausbrechen können. Wie kann ein Kerl denn alles nur so falsch verstehen!? Es war doch gar nichts zwischen uns passiert. Ich fischte ein Papiertaschentuch aus der kleinen Abendtasche und schnäuzte mir die Nase.
    »Sie hat also wirklich geleuchtet«, stellte er fest.
    »Ja«, flüsterte ich. »Und es ist alles so durcheinander … ich bin durcheinander.«
    »Ich fürchte, das sind wir alle nach allem, was passiert ist.«
    »Ach … alle? Sie etwa auch?«, sagte ich, und es lag eine Schärfe in meiner Stimme, die mich selbst überraschte. Matti zuckte nicht mal und antwortete: »Natürlich.«
    »Und woran sieht man das, wenn ich fragen darf? Sie sehen aus wie die Ruhe selbst.«
    »Bin ich nicht. Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
    »Bitte«, sagte ich spitz, aber am liebsten hätte ich geschrien: ›Lieber nicht!‹
    »Werden Sie die Aufnahme löschen?«
    ›Lieber nicht‹ wäre definitiv besser gewesen.
    »Weiß noch nicht.« Maggie Abendroth! Warum jetzt ›weiß noch nicht‹?! Natürlich wirst du sie löschen! Dann sag es ihm ins Gesicht. Du brauchst keinen schwer verliebten Finnen. Und wenn es noch so romantisch wäre – nach allem, was passiert ist! Aber das hier ist kein Film, und deswegen funktioniert es auch nicht.
    »Hm«, kam es von Matti.
    Ich klappte den Mund auf und zu, atmete tief durch und schaute Matti an, der auf die Straße guckte – konzentriert, ruhig … ganz bei der Sache und gleichzeitig verletzlich wie ein Robbenbaby. Auf seiner blassen Wange zeichnete sich ein roter Fleck ab. Ich könnte mein Schwert heben und …
    »Ich bin sehr verwirrt, Herr Matti. Ich kann das alles nicht beantworten. Ich sollte es beantworten können. Sie haben eine ehrliche Antwort verdient. Wer, wenn nicht Sie? Also … Aber …« Meine Kehle war trocken und rau. Jedes Wort, so kam es mir vor, war gar nicht von mir und tat mir weh. In meinem Kopf gab es einen Datenstau, und ich bekam nichts mehr heraus. Außer Tränen.
    Den Rest der Strecke legten wir schweigend zurück. Matti griff regelmäßig ins Handschuhfach und aß einen Dominostein nach dem anderen. Ich starrte aus reiner Notwehr aus dem Seitenfenster und versuchte, meine

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