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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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einen Schritt zurück und entzog sich ihm. Hectors Erscheinen aber war anders. Wie anders, war ihr noch nicht ganz klar.
    Plötzlich blendete die Sonne. Die U-Bahn fuhr hinaus auf die Brücke zwischen Bergshamra und dem Krankenhaus in Danderyd, und die Sonne schien auf die Waggons. Sophie erhob sich und ging zum Ausgang. Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen.
    Sophie ging zum Krankenhaus hinauf, zog sich um und begann wieder mit der Arbeit, um ihren Gedanken zu entkommen. Jetzt hatte sie keinen Flurliebling mehr, doch sie hoffte, dass es bald wieder einen geben würde.

Lars Vinge rief Gunilla Strandberg an. Wie gewöhnlich antwortete sie nicht. Doch nur vierzig Sekunden später klingelte sein Handy.
    »Hallo?«
    »Ja?«, fragte Gunilla.
    »Ich habe dich eben angerufen.«
    Einen Augenblick Stille.
    »Ja …«
    Lars räusperte sich verlegen, bevor er sagte: »Dieser andere hat die Krankenschwester abgeholt.«
    »Und weiter?«
    »Er hat sie zu einem Restaurant gebracht, wo Guzman sie zum Essen eingeladen hat.«
    »Mach Schluss, und komm ins Präsidium«, sagte Gunilla und legte auf.
    Lars Vinge hatte Hector Guzman und Aron Geisler sporadisch beschattet, seit Hector aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Es war eine zähe Arbeit, denn es gab nichts zu berichten. Lars war der Überzeugung, dass er für diese Tätigkeit überqualifiziert war. Er war ein analytischer Mensch und nur deswegen rekrutiert worden. Das hatte Gunilla Strandberg jedenfalls gesagt, als sie ihm vor zwei Monaten den Job angeboten hatte. Jetzt saß er tagelang im Auto, während der Rest der Arbeitsgruppe sich mit Hintergrundanalysen, möglichen Szenarien und theoretischen Vorgehensweisen beschäftigte.
    Lars war seit zwölf Jahren Polizist. Er war Streife in Västerort gefahren und hatte versucht, gegen die ethnischen Konflikte anzukämpfen, die in diesem Stadtteil immer wieder ausbrachen. Aus eigener Initiative schrieb er einen Bericht über die Probleme des Viertels, aus dem allerdings keine unmittelbaren Konsequenzen gezogen wurden. Im Grunde hatte er ihn vor allem geschrieben, um sich von seinen Brathähnchenkollegen abzugrenzen. So sah er die meisten seiner männlichen Kollegen: Sie hatten zu starke Oberarme, zu dicke Gesichter, waren grobschlächtig und dumm, zu wenig intellektuell für seinen Geschmack. Brathähnchen. Sie mochten ihn genauso wenig wie er sie und sahen ihn nicht als einen der Ihren an, das wusste er. Niemand wollte mit Lars Vinge Dienst tun.
    Lars Vinge ging trotzdem seiner Arbeit nach, so gut er konnte. Ansonsten versuchte er sich mit den Vorgesetzten gut zu stellen und mit den Kollegen Small Talk zu halten.
    Zwei Jahre nachdem er seinen Bericht über die ethnischen Gegensätze abgeschlossen und man ihn allem Anschein nach einfach archiviert und vergessen hatte, rief eine Frau vom Reichskriminalamt an und stellte sich als Gunilla Strandberg vor. Sie hörte sich gar nicht an wie eine Polizistin, und sie sah auch nicht so aus, wie er fand, als sie sich kurz darauf zu einem Mittagessen im Kungsträdgården trafen. Sie war Mitte fünfzig, hatte kurzes schwarzes Haar mit ersten grauen Strähnen, schöne braune Augen und glatte, junge Haut. Das war das Erste, worauf er reagierte: ihre Haut.
    Gunilla Strandberg machte einen ruhigen und korrekten Eindruck. Sie schien die Dinge genau abzuwägen und wusste offenbar, wie schnell etwas schiefgehen konnte, wenn man unbedacht handelte. Er fühlte sich klein neben ihr, aber das machte nichts, das musste sogar so sein – es fühlte sich richtig an, denn sie würde ja seine Vorgesetzte sein.
    Sie erzählte ihm von der Gruppe, die sie gerade zusammenstellte. Es war eine Art Pilotprojekt gegen organisierte Kriminalität. Sie erklärte ihm, dass die Gruppe Sonderrechte beim Staatsanwalt genießen würde, um schnell zu Ergebnissen zu kommen. Dann sagte sie, sie habe Lars’ Bericht gelesen und interessant gefunden. Natürlich nahm er ihr Jobangebot an, noch ehe sie erklärt hatte, worum es dabei für ihn eigentlich ging.
    Zwei Wochen später wurde er von der Brathähnchenbande in Västerort nach Östermalm versetzt. Er legte seine Uniform ab und wurde im Alter von sechsunddreißig Jahren Zivilbeamter. Endlich hatte jemand seine Fähigkeiten erkannt, und er war da, wo er hingehörte.
    Gunilla hatte geahnt, dass etwas geschehen würde, und gesagt, dass die Krankenschwester auftauchen und für die Ermittlungen relevant werden würde.
    Lars parkte vor der Polizeiwache in der Brahegatan. Er ging

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