Uncharted - Das vierte Labyrinth
alter Mann, der seinem Tod entgegensiechte.
„Wir hätten nie herkommen dürfen“, hauchte Jada.
Drake wusste, was sie meinte. Die Szene war so traurig, so hoffnungslos, dass er einen Moment lang zweitausend Jahre der Sklaverei, der Folter und des Mordens vergaß und nur noch eine dem Untergang geweihte Kultur sah.
Da hob die Hüterin des vierten – und letzten – Labyrinths einen zitternden Finger, deutete auf die Eindringlinge und zischte einen Befehl. Ihre Stimme war laut und voller Verachtung und Grausamkeit, und bei ihrem Klang überraschte es Drake beinahe, dass kein Gift aus ihren Zähnen spritzte.
Die Vermummten griffen an. In hohem Bogen sprangen sie über die Sarkophage hinweg. Henriksen feuerte, aber der schwarz gekleidete Wächter, der auf ihn zuraste, war zu schnell. Er wirbelte zur Seite und warf sich auf den Norweger. In einem Knäuel fielen die beiden zu Boden und wälzten sich umher, während sie miteinander kämpften. Henriksens Gewehr schlitterte über den Fels davon.
Auch Jada schoss auf den Wächter, der sich ihr näherte. Die Kugel traf ihn an der Schulter und wirbelte ihn um die eigene Achse. Aber alles, was danach geschah, bekam Drake nicht mehr mit, denn der dritte Killer rannte in einem wilden Zickzack-Kurs auf ihn zu. In der Hand hielt er eine geschwungene Klinge.
Drake wartete, bis er mit dem Messer ausholte, dann schwang er Henriksens Taschenlampe und zerschmetterte dem Kerl damit das Handgelenk. Die Klinge landete klappernd auf dem Boden, aber der Vermummte setzte seinen Angriff unvermindert fort. Mit seiner heilen Hand schlug er nach dem Hals seines Gegners. Drake wirbelte zur Seite, um dem Hieb auszuweichen, aber die Faust verfehlte seinen Kehlkopf nur um Millimeter und streifte seinen Hals.
Nun stürzte sich Sully auf den Killer. Mit einem Tackle hob er ihn von den Füßen und rammte ihn gegen einen der Särge. Die Wucht des Aufpralls ließ den Mann aufschreien. Er rollte über den Boden, presste eine Hand gegen seinen Rücken und zog seine schlaffen Beine hinter sich her, als er davonzukriechen versuchte.
Das Rattern automatischer Waffen dröhnte durch die Höhle, und die Kugeln ließen Goldmünzen aufstieben und uralte Vasen zerspringen.
Alle erstarrten, mit Ausnahme von Henriksen, der seinem Gegner einen letzten Hieb verpasste und ihn damit ins Reich der Träume schickte. Der Vermummte stieß ein letztes Grunzen aus, und während er auf die Seite rollte, nahm Henriksen ihm sein Messer ab und hob den Kopf.
Drake und Sully standen nebeneinander, Jada kauerte neben der Leiche des Killers, den sie augenscheinlich noch ein zweites Mal getroffen hatte, und sie alle starrten zum Eingang des Gewölbes, wo Suarez und Olivia gerade den Raum betraten. Suarez hatte seinen Arm über Olivias Schulter gelegt. Das Hemd des Söldners war blutdurchtränkt und sein Gesicht vor Schmerzen verzerrt, aber sein Gewehr hielt er fest in der Hand, und seine Augen blitzten klar und aufmerksam.
Olivia starrte ekstatisch auf den Goldschatz, und ein fiebriges Grinsen verzerrte ihren Mund. Der Minotaurus hatte seine Klauen über die rechte Seite ihres Gesichts gezogen und tiefe Furchen auf ihren Wangen hinterlassen. Doch sie schien die Wunden gar nicht zu bemerken. In der linken Hand hielt sie noch immer ihre Pistole.
Sie wollte etwas sagen, aber schon nach wenigen Worten brach sie in hysterisches Lachen aus. Blut rann an ihrem Kinn und ihrem Hals hinab und befleckte ihre Bluse und ihre Jacke.
„Seht euch das an!“, brachte sie schließlich hervor. „Großer Gott, Tyr, sieh dir das an!“
„Ich sehe es“, entgegnete Henriksen leise.
„Wir hatten beide recht!“, sagte Olivia, dann löste sie sich von Suarez, dem es nur mit Mühe gelang, sich ohne Hilfe auf den Beinen zu halten. „Na los, Soldat. Töte sie. Töte sie alle.“
Suarez’ Gewehr bewegte sich keinen Zentimeter. „Vergessen Sie’s. Alleine schaffe ich es nicht aus der Höhle raus, und Sie können mich wohl kaum tragen.“
Olivia drehte sich mit wutverzerrtem Gesicht zu ihm um.
Im selben Moment ertönte ein schriller Schrei hinter Drake, und er wirbelte kampfbereit auf dem Absatz herum. Die Hüterin , schoss es ihm durch den Kopf. Sie und ihr sterbender Schützling hatten so hilflos gewirkt, dass er sie einen Moment lang völlig vergessen hatte. Doch nun sah er, wie die Frau mit dem Schleier Henriksen von hinten packte, seinen Kopf mit der einen Hand nach hinten drückte und ihm mit der anderen einen geschwungenen Dolch
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