Uncharted - Das vierte Labyrinth
hinüber, noch während sie die Figur vom Sockel hob und sie im flackernden Licht bewunderte.
Einen Moment später begann ein achteckiger Stein sich aus der Spitze des Podests nach oben zu schieben. Die Statue hatte als Gegengewicht fungiert, und jetzt, wo es nicht mehr da war, erklangen laute, knirschende Geräusche aus den Wänden. Das Bersten von Steinblöcken ließ die Höhle erbeben, und Drake drehte sich um und rannte los.
„Raus hier!“, schrie er Sully und Jada zu.
Suarez blickte ihn an, und dann weiteten sich seine Augen. Er hatte keine Ahnung, was da gerade geschehen war. Aber er sah ihre Panik, und so wirbelte auch er herum und humpelte zu den Stufen zurück.
„Wohin zum Teufel rennt ihr denn … ?“, rief Olivia hinter ihnen.
Ein gewaltiger Felsblock wurde aus der Wand nach außen gedrückt, sodass er klirrend auf mehrere Vasen kippte, die unter dem Gewicht zerbarsten und ihren goldenen Inhalt über den Boden verteilten. Ein schäumender Strom aus Wasser schoss durch die Mauerlücke herein. Das Knirschen und Bersten hielt an, dann wurde ein zweiter Block aus der Wand geschoben und ein dritter und ein vierter. Aus den Löchern peitschte noch mehr Wasser in die Höhle, mit der ganzen Gewalt des unterirdischen Flusses. Es strömte so schnell herein, dass es trotz der gewaltigen Größe des Gewölbes schon nach wenigen Sekunden zu steigen begann.
Jada erreichte die Treppe als Erste und half Suarez aus den steigenden Fluten, die jetzt schon die zweite Stufe verschluckt hatten. Drake und Sully waren dicht hinter ihnen, aber Sully blieb noch einmal stehen, um zurück in die Höhle zu blicken.
„Was ist mit ihr?“, fragte er.
Drake sah über die Schulter. Aus einem halben Dutzend Löcher brandete inzwischen das Wasser herein, und die Schätze an den Wänden wurden umhergewirbelt und tanzten kurz auf den Wellen, bevor sie auf den Boden sanken. Olivia stand in der Mitte dieses Mahlstroms und kreischte, aber nicht aus Todesangst, sondern aus Verzweiflung, weil das Gold nun wieder verloren war. Sie presste sich die Statue des Minotaurus an die Brust, als wäre die Statue ein Teddy und sie ein kleines Kind. Sie versuchte, die Statue über die immer höher steigenden Wassermassen zu halten.
„Nun kommen Sie schon, verdammt noch mal!“, schrie Drake und begann, zu ihr zurückzuwaten.
„Nate!“, rief Sully.
„Geht vor“, schnappte Drake und winkte ihn weg. „Ich komme gleich nach!“
Das Wasser war mit atemberaubender Geschwindigkeit gestiegen – es reichte ihm mittlerweile bis den Hüften – , und es strömte unvermindert weiter in die Höhle.
„Olivia! Lassen Sie diese blöde Statue los und schwimmen Sie!“
Sie funkelte ihn mit so eisigem Hass an, dass er mitten in der Bewegung stehen blieb. Dann sah sie sich nach einem Weg aus dem Mahlstrom um, die Statue hielt sie jedoch weiter fest in den Armen. Drake fluchte und eilte weiter auf sie zu, während die Fluten gnadenlos stiegen.
Olivia musste über etwas unter Wasser gestolpert sein, denn plötzlich verschwand sie in dem schäumenden Strom. Drake hoffte, dass sie nun endlich die Statue loslassen würde, aber er konnte keine um sich schlagenden Arme sehen. Da tauchte Olivia plötzlich zwanzig Meter entfernt von ihm wieder auf.
Doch sie war nicht allein. Der sterbende Minotaurus hatte sie von hinten gepackt, und seine trüben, weißen Augen schimmerten im Licht der Kronleuchter. Das Wasser hatte die Feuerschalen gelöscht, aber die Kerzen unter der Decke brannten noch immer. Zunächst glaubte Drake, dass er den Überlebenswillen der Kreatur unterschätzt hatte und dass sie zur Tür wollte und Olivia dabei mit sich zerrte. Aber dann sah er, wie eine der Pranken das Haar der Frau packte und die andere sich um ihre Kehle schloss. Einen Wimpernschlag später waren beide wieder unter den Wellen verschwunden.
Drake zögerte. Er war wütend auf Olivia und auf sich selbst. Dann hörte er Sully, der über das Tosen des hereinbrandenden Wassers nach ihm rief, und er wusste, dass es höchste Zeit war, von hier zu verschwinden. So schnell er nur konnte, drehte er sich um und watete in Richtung Ausgang zurück.
Als er bei den Stufen anlangte, reichte ihm das Wasser bereits bis zu den Schultern. Er kletterte nach oben und sah plötzlich das Licht einer Taschenlampe vor sich im Korridor. Sully hatte auf ihn gewartet.
„Geh!“, schrie er, während die Fluten an seinem Körper zerrten und er die letzte Stufe hinaufschwankte.
Sully leuchtete mit der
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