Und abends etwas Liebe
so reservierte Haltung und
seinen Spott. Dann riß er sich zusammen und zitierte einen alten Spruch:
>Wenn man denkt, ist es mit der Liebe vorbei<, und dergleichen.«
»Aber Julian ist doch nicht
verschlagen? Was sagte er denn?«
»Er ist verschwunden. Ich bin
sicher, daß er bei Alison ist. Ist das nicht die erstaunlichste und ungewöhnlichste
Entwicklung?«
Larry schaute mich an und
meinte, wenn diese Entwicklung auch nicht unerwartet sei, so sei sie dennoch
herrlich. Zu Annes Erstaunen wechselte sie das Thema und sagte, ich schulde ihr
fünf Shilling.
Und Anne meinte: Ȇbrigens, Larry,
hast du mir versprochen, später die Bedeutung dieser merkwürdigen
Abschiedsworte zu erklären, die ich aufzusagen hatte. Sofort, nachdem wir die
Neuigkeiten aus dem Hause Anstruther gehört hatten, erzählte ich Julian die
ganze Geschichte, und er starrte mich für einen Augenblick an und brach in ein
lautes Lachen aus: >Mein Gott, diese Frau ändert sich nie<, und dann
verschwand er. Aber was bedeuteten diese Worte eigentlich? Weshalb solltest du
dir wegen mir Sorgen machen? Das Ganze klang so verrückt, aber ich tat, was du
mir aufgetragen hattest, und jetzt ist es an dir, die Sache zu erklären.«
Zweifelnd schaute Larry Anne
für einen Moment an, und dann sagte sie: »Hast du nicht die Veränderung an
Julian bemerkt? Und kannst du einen kleinen Spaß nicht vertragen, wenn er sich
gegen den Colonel richtet? Denn, heute mag ich ihn wirklich gerne, aber ich sah
keinen anderen Ausweg...«
Dann tischte sie die ganze
Wahrheit auf.
16
Wir hatten nicht mehr Zeit, uns
von allen Aufregungen zu erholen, denn Claudia war zwei Monate vor dem
ursprünglich geplanten Termin bereits auf dem Anmarsch nach Neuseeland. Wir
hörten, Macgregor Maclean müsse vor einer Kommission erscheinen und seine Frau
begleitete ihn. Knapp eine Woche vor ihrer Abreise schrieb sie uns. »Das Ganze
ergab sich sehr plötzlich. Aber der Besuch wird sehr kurz sein, denn mein Mann
muß innerhalb von acht Tagen wieder zu weiteren Vorlesungen zurück sein.
Dennoch halte ich diese Reise für eine gute Gelegenheit, Antonia mit uns zu
nehmen. Sie hat inzwischen eine sehr ausgedehnte Ferienzeit in Neuseeland
verbracht, und es ist höchste Zeit, daß sie auf hört, euch zur Last zu fallen.«
Sehr bestimmt und kein Wort von
Sehnsucht nach ihrer Tochter. Ich brauche kaum zu betonen, daß ich Tony diesen
Brief nicht zeigte, und gab statt dessen den Inhalt nur im wesentlichen weiter.
Schließlich konnte es ja auch sein, daß Claudia zu den Leuten zählte, die, von
ihren Briefen her beurteilt, sehr gefühlskalt waren, sich aber bei einem
persönlichen Zusammentreffen als sehr nett entpuppten. Das hoffte ich.
Ich meinte: »Tony, deine Mutter
und dein Stiefvater treffen nächste Woche in Neuseeland ein.«
»Zu welchem Zweck? Um Gottes
willen, Macgregor hat doch wohl hier drüben nicht etwa eine Stelle angenommen?«
»Nein, nein. Er muß vor
irgendeiner Kommission erscheinen. Die beiden bleiben nur eine Woche.«
»Muß ich nach Wellington, um
sie dort zu treffen? Zu Hause bin ich hier, aber ich würde nichts dagegen
haben, mit Mutter eine Woche lang zusammen zu sein.«
»Davon ist nicht die Rede. Aber
die beiden wollen dich natürlich sehen. Sie wollen sicher ein paar Tage bei uns
verbringen.«
»Nicht Macgregor. Er ist
ständig mit Vorträgen und Radiosendungen beschäftigt. Außerdem mag er das Land
ebensowenig wie mich. Er wird bestimmt nicht kommen, Gott sei Dank.«
Das Ganze klang nicht sehr
ermutigend, und ich zwang mich selbst zu der Feststellung: »Deine Mutter
rechnet fest damit, daß du mit ihr nach Australien zurückkehrst.«
Tony starrte mich für einen
Augenblick an, und langsam bekamen ihre Wangen Farbe. Dann passierte etwas
Erstaunliches. Sie drehte völlig durch.
»Warum sollte ich überhaupt?
Warum, zum Teufel, sollte ich? Sie hat sich nie um mich gekümmert. In ihrem
Herzen war sie zutiefst erleichtert, als ich ausriß und zu euch flüchtete.
Jetzt meint sie auf einmal, sie brauche nur zu pfeifen, und ich komme
zurückgelaufen. Aber da täuscht sie sich sehr.«
»Aber Tony, ist das fair von
dir? Wenn sie dich nicht zurückhaben wollte, dann würde sie nicht so deutlich
auf diese Absicht hinweisen.«
»Ach, darum geht es doch gar
nicht. Sie hat diesen Wunsch nur deshalb, weil irgend jemand peinliche Fragen
gestellt hat. Irgendeine von diesen alten Schachteln, wichtig natürlich, sonst
hätte Mutter überhaupt nicht reagiert.
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