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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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vor aller Welt total lächerlich zu machen, hatte ich mich jetzt auch noch vor diesem wahnsinnig gut aussehenden Typen blamiert. Gut gemacht, Romily!
    Meine Schulter beschwerte sich heftig, als ich erneut aus der Manteltasche die Liste herauszog. In Zeiten wie diesen war es ratsam, pragmatisch zu denken. Zielstrebig ging ich auf die weißen Lichter des Marktbereichs zu, in dem Kunsthandwerk verkauft wurde. Meine Tante liebte handbemaltes Glas, und ich erinnerte mich vage, dass ich vorher einen Stand mit Glas-Weihnachtsschmuck gesehen hatte. Also schob ich meine widersprüchlichen Gedanken beiseite und kämpfte mich beherzt durch das Getümmel, bis ich den Stand gefunden hatte.
    Zwei gegen die Kälte dick vermummte Damen mittleren Alters plauderten angeregt hinter der Auslage und ließen sich auch durch meine Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Die Stimme von Nat King Cole ertönte aus den Lautsprechern eines kleinen CD-Players, der auf der Ladentheke stand.
    »Der alte Nat hat’s drauf, was?«, sagte die größere der beiden Frauen.
    »Wem sagst du das? Unsere Eth will an Weihnachten nichts anderes hören.«
    »Nicht mal Bing oder Frank?«
    »Keine Chance. Entweder Nat oder gar nichts. Nat und seine Nüsse, die auf einem offenen Feuer geröstet werden.«
    »Hört sich ziemlich schmerzhaft an«, bemerkte die größere Frau kichernd, worauf die andere losprustete.
    Während die beiden Frauen ihr Schwätzchen fortsetzten, entspannte ich mich ein wenig und betrachtete die Glaskugeln, die mit feinem Silberdraht an silbernen Zweigen befestigt waren, die wiederum in Blumentöpfen steckten. Eine leichter Wind war aufgekommen und ließ die Glaskugeln erzittern und langsam kreisen, so dass sie das Licht der weißen Lichterkette, die um den Stand drapiert war, und das bunte Funkeln der hoch über dem Markt schwingenden Weihnachtsbeleuchtung einfingen. Ein Objekt fiel mir sofort ins Auge: eine große tränenförmige Christbaumkugel mit winzigen silbernen Sternen. Sie war mit feinen Pinselstrichen bemalt, die auf der Glasoberfläche glitzerten. Die Kugel war wunderschön, ein echtes Stück Handwerkskunst und genau das richtige Geschenk für meine Tante. Ich streckte die Hand danach aus und fühlte die eisige Kühle des Glases an meinen Fingern.
    »Hübsch, nicht wahr?«, ertönte eine tiefe Stimme hinter meinem rechten Ohr.
    Ich zuckte zusammen und schaffte es gerade noch, die Glaskugel vor dem Herunterfallen zu bewahren. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie sicher an ihrem Zweig baumelte, drehte ich mich um. Zuerst fiel mein Blick auf einen grün-braun-beige gestreiften Schal und wanderte dann nach oben zu dem schüchternen Lächeln des Fremden, der mir vorhin geholfen hatte. Infolge einer jähen Atemnot nickte ich nur stumm.
    »Entschuldige, dass ich … äh … Ich wollte noch einmal nachfragen, ob du auch wirklich okay bist.«
    »Alles in Ordnung. Nochmal vielen Dank für deine Hilfe.«
    »Gern geschehen. Ich fand es unglaublich, dass die Leute einfach nur dagestanden und gegafft haben.«
    Ich lächelte, obwohl ich spürte, wie ich knallrot anlief. »Wahrscheinlich dachten sie, ich wäre Teil des Unterhaltungsprogramms.«
    »Unterhaltsam war es ja«, bemerkte er lachend, wurde aber angesichts meiner Miene sofort wieder ernst. »Und? Alles okay? Ich meine, du hast dich doch nicht verletzt, oder so?«
    Seine Sorge war rührend. Aber das Letzte, was ich nach diesem katastrophalen Nachmittag brauchte, war das Mitleid eines sagenhaft gut aussehenden Typen. »Alles im grünen Bereich. Nichts gebrochen.«
    »Gut.« Er sah mich an, und diesmal war in seinem Blick etwas anderes als Sorge. »Weißt du, das wird sich jetzt verrückt anhören, aber egal … Ich konnte dich nicht gehen lassen, ohne dir zu sagen, dass du schön bist. Deshalb bin ich dir nachgegangen. Bitte glaub jetzt nicht, dass ich ein Psycho bin oder so etwas ständig tue. Aber du bist schön, und ich finde, das solltest du wissen.«
    Verdattert öffnete ich den Mund zu einer Antwort, doch in diesem Moment hörte ich jemanden rufen, und der Fremde drehte sich um.
    »He, Mann, wir müssen los … Komm schon! «
    Dann geschah alles so schnell, dass ich bis heute nur frustrierend wenige Details davon in Erinnerung habe. Aber ich werde das Wenige erzählen, was ich noch weiß.
    Als er sich mir wieder zuwandte, lag in seinen Augen ein Ausdruck, der mir im wahrsten Sinn des Wortes den Atem raubte. Es war ein Blick, wie man ihn aus Filmen kennt, wenn der

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