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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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werden?«
    Jack ignoriert ihre Fragen, und das macht Nicholas wütend. Mein Gott, Paige ist die Mutter des Babys, und sie hat furchtbare Angst. So behandelt man eine Mutter nicht. Er will gerade etwas dazu sagen, als John Dorset Max an ihnen vorbeiträgt. Max sieht Paige, streckt die Ärmchen aus und beginnt zu schreien.
    Ein Geräusch kommt aus Paiges Kehle, eine Mischung aus einem Schrei und einem Heulen, aber sie nimmt das Baby nicht. »Wir werden jetzt ein Ultraschallbild machen«, sagt Jack zu Nicholas und nur zu Nicholas. »Und wenn ich die Schwellung dann verifizieren kann – ich glaube, sie ist schlauchförmig, direkt im Dünndarm –, werden wir einen Einlauf mit Barium machen. Das sollte die Invagination vermindern, doch das hängt von der Schwere der Schädigung ab.«
    Paige reißt sich von der Tür los, hinter der Max und der Arzt verschwunden sind, und packt Jack Rourke am Revers. »Sagen Sie es mir! «, schreit sie. »Sagen Sie es mir in normalen Worten.«
    Nicholas legt Paige den Arm um die Schulter und lässt sie ihr Gesicht an seiner Brust vergraben. Er flüstert ihr zu und sagt ihr, was sie wissen will. »Sie glauben, es handelt sich um eine Dünndarmeinstülpung«, sagt Nicholas. »Und wenn sie sich nicht darum kümmern, kann der Darm platzen …«
    »Und dann stirbt Max«, flüstert Paige.
    »Nur, wenn sie es nicht wieder richten können«, sagt Nicholas, »aber das können sie. Das können sie immer.«
    Paige schaut ihn an. Sie vertraut ihm. »Immer?«, wiederholt sie.
    Nicholas weiß, dass es falsch ist, jemandem falsche Hoffnungen zu machen; dennoch setzt er sein bestes Lächeln auf. »Immer«, sagt er.
    Er sitzt ihr gegenüber im Wartezimmer der Pädiatrie und schaut zu, wie zwei gesunde Kleinkinder sich um Spielsachen streiten und eine kleine blaue Plastikrutsche hinunterrutschen. Paige geht nach oben, um nach Max zu fragen, doch die Krankenschwestern haben noch keine neue Information. Zwei kennen noch nicht einmal Max’ Namen. Als Jack Rourke Stunden später wieder zurückkommt, springt Nicholas auf. Er muss all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um seinen Kollegen nicht einfach gegen die Wand zu werfen. »Wo ist mein Sohn?«, bringt er mühsam hervor.
    Jack schaut von Nicholas zu Paige und wieder zurück. »Wir bereiten ihn gerade für eine Notoperation vor«, antwortet er.
*
    Nicholas hat noch nie im Wartezimmer der Chirurgie des Mass General gesessen. Es ist schmuddelig und grau, und die roten Würfel, die als Sitze dienen, sind voller Kaffee- und Tränenflecken. Nicholas wäre lieber sonst wo, nur nicht hier.
    Paige kaut am Rand eines Styroporkaffeebechers. Nicholas hat sie noch keinen Schluck trinken sehen, obwohl sie sich seit einer halben Stunde an den Becher klammert. Sie starrt unentwegt geradeaus auf die Tür, die zu den Operationssälen führt, als gebe es dort eine magische Anzeigetafel, die ihr alle Fragen beantworten könne.
    Nicholas hatte im OP dabei sein wollen, doch das verstößt gegen die medizinische Ethik. Er ist zu sehr in den Fall involviert, und er konnte tatsächlich nicht vorhersagen, wie er reagieren würde. Er hätte alles dafür gegeben, wieder der distanzierte Chirurg zu sein, der er gestern noch war. Was hatte Paige noch mal nach der Bypassoperation gesagt? Er sei unglaublich . Gut im Reparieren . Und doch kann er nicht das Geringste tun, um seinem eigenen Sohn zu helfen.
    Wenn Nicholas über einem Bypasspatienten steht, den er kaum kennt, dann fällt es ihm leicht, Leben und Tod nur in Schwarz und Weiß zu sehen. Wenn ein Patient auf dem Operationstisch stirbt, dann ist das dramatisch, aber er nimmt es nicht persönlich. Das wäre auch unmöglich. Ärzte lernen schon früh, dass der Tod ein Teil des Lebens ist. Aber Eltern sollten das niemals lernen müssen.
    Wie stehen die Chancen, dass ein sechs Monate altes Kind eine Darmoperation überlebt? Nicholas zermartert sich das Hirn, aber er kennt die Statistiken einfach nicht. Und er kennt noch nicht einmal den Arzt, der da drinnen operiert. Er hat noch nie von dem verdammten Kerl gehört. Plötzlich kommt Nicholas der Gedanke, dass er und alle anderen Chirurgen eine Lüge leben: Ein Chirurg ist nicht Gott; er ist nicht allmächtig. Er kann kein Leben erschaffen; er kann es nur davon abhalten zu gehen. Und selbst das gelingt oft kaum.
    Nicholas schaut zu Paige hinüber. Sie hat getan, was ich niemals kann , denkt er. Sie hat Leben auf die Welt gebracht.
    Paige stellt den Styroporbecher ab und steht auf. »Ich

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