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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Hunderte oder gar Tausende von Unschuldigen getötet. Eine Handvoll Leute kann sich dort oben mehrere Tage halten und jedes beliebige Ziel in der Stadt unter Beschuß nehmen.«
    ›Genau das wäre geschehen‹, dachte Mrs. Pollifax und nickte bekräftigend. Sie zweifelte nicht im geringsten daran, denn sie hatte - wenn auch nur kurz - die Bekanntschaft der ›Befreiungsfront 80‹ gemacht. Marko kannte die Psyche und die rücksichtslose Entschlossenheit dieser Männer, und er wußte, wovon er sprach...
    Nachdem alles vorbei war, hatte man Mrs. Pollifax in einem Krankenhaus gründlich untersucht und geröntgt. Sie hatte sich jedoch beharrlich geweigert, in dem Krankenhaus zu bleiben und war Cyrus nicht mehr von der Seite gewichen. Sie hatte es vorgezogen, sic h den kundigen Händen Dr. Chiangs anzuvertrauen, der ihren Rücken mit Kräutersalben behandelt und ihr ein Beruhigungsmittel, Antibiotika und eine Tetanusspritze gegeben hatte. Cyrus hatte ihr eine Hühnerbrühe und Tee eingeflößt, und sie hatte den ganzen Nachmittag geschlafen.
    Zwar würde sie die Narben am Rücken ihr ganzes Leben lang behalten, meinte Dr. Chiang, doch ihre Beziehung zum CIA und ihre Rolle als Geisel hatte sie vor schlimmeren Qualen bewahrt wie er ihr versicherte -, um ihr dann in aller Ausführlichkeit die kunstvolleren Foltermethoden der zivilisierten Welt zu schildern.
    Mrs. Pollifax hatte ihm aufmerksam zugehört, um in Erfahrung zu bringen, aus welchem Grund sie Dankbarkeit empfinden müsse, sobald die brennenden Schmerzen in ihrem Rücken nachließen, und sie war schließlich zu der Erkenntnis gelangt, daß sie tatsächlich unwahrscheinliches Glück gehabt hatte.
    Als sie am Nachmittag nach sechs Stunden Schlaf erwachte, waren die Schmerzen bereits erträglicher gewesen, und sie fühlte sich mittlerweile wieder soweit erholt, daß sie nun neugierig fragte: »Erzählt mir doch! Ich möchte alles hören.«
    Wie ein Kind wartete sie darauf, eine wunderbare Geschichte mit glücklichem Ausgang zu hören, die ihr dabei helfen würde, wieder ganz in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    Robin lächelte ihr mitfühlend zu. »Na gut - schön... Zunächst mußt du dir jedoch das Bild vergegenwärtigen, wie wir alle ratlos und bis ins Mark frustriert die ganze Nacht in unserer Suite rumsaßen und entnervt auf ein Zeichen von dir warteten. Nur - es gab kein Zeichen von dir, und die Stunden, bis die Armee eingesetzt werden konnte, schienen endlos.
    Es war Cyrus, der gegen vier Uhr plötzlich aufsprang und mitleidlos verkündete, daß wir uns alle wie verdammte Idioten benähmen, daß wir schließlich fünf ausgewachsene Männer seien und mit Witkowski, Krugg und Upshot sowie mit Duncans sieben Leuten des Sonderdezernats - falls dieser nichts gegen Freiwillige einzuwenden habe - eine recht schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen könnten...«
    »Wobei er sich gegen das Wort Freiwillige verwahrte«, warf Mr. Hitchens dazwischen.
    »Na schön - Amateure«, gab Robin zu und konnte ein Grinsen nicht verbergen. »Amateure wie Cyrus, Mr. Hitchens, Sheng Ti und Ruthie...«
    ›Das klingt alles so wirklich - so real‹, dachte Mrs. Pollifax, während sie aufmerksam zuhörte und keinen Blick von den Gesichtern ihrer Freunde ließ. Doch sie selbst fand noch immer nicht den Bezug zur Wirklichkeit, und nach wie vor schienen die Worte von weit her an ihr Ohr zu dringen.
    »Wenn ich mich recht erinnere«, berichtete Ruthie weiter, »hat Cyrus' Initiative endlich diesem quälenden Gefühl, völlig nutzlos herumzusitzen, ein Ende bereitet - und immerhin bestand die theoretische Möglichkeit, daß die ›Befreiungsfront 80‹ früher losschlagen könnte als erwartet.«
    »Was sie dann ja auch getan hat«, erklärte Mr. Hitchens. »Mein Gott - wenn ich nur daran denke, was geschehen wäre, wenn wir nicht auf dem Peak gewesen wären...« Ruthie warf ihm einen warnenden Blick zu, und er verstummte taktvoll.
    »Gott sei Dank griff Duncan den Vorschlag sofort auf«, fuhr Marko fort. »Ihm bereiteten die zehn Stunden, die wir noch auf den Einsatz der Armee warten sollten, ebensolches Unbehagen wie uns. Er war sogar bereit, mit dem Einsatzbefehl für seine Männer seinen Job zu riskieren; allerdings nur unter der Bedingung, daß wir äußerst professionell und mit der Annahme, die »Befreiungsfront 80‹ werde tatsächlich zuschlagen, vorgehen würden.«
    »Was keiner von uns für möglich hielt«, warf Robin dazwischen. »Außer Cyrus.«
»Richtig«, brummte Marko.

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