und der Hongkong-Buddha
»Trotzdem versicherten wir Duncan natürlich, daß wir davon überzeugt seien, und er gab uns freie Hand und schloß sich mit seinen sieben Männern an. Wir setzten uns zusammen und kamen - vor allem aufgrund des Wortes ›Kommandozentra le‹ auf dem Zettel im Geheimfach des Buddhas - zu dem Schluß, daß wir unsere Aktivitäten auf den Gipfelturm des Victoria Peaks zu konzentrieren hatten...«
Robin nickte. »Wir postierten Duncans Männer auf dem Dach des Turms...«
»Das Restaurant ist nämlich bis zwölf Uhr geschlossen«, erklärte Ruthie. »Nur das Cafe im dritten Stock war geöffnet.«
»Richtig«, bestätigte Marko. »Und Ruthie und Mr. Hitchens saßen hinter einem Busch an der Auffahrt zum Turm mit Walkie-Talkies ausgerüstet...«
»... und mit Decken und Kaffee«, fügte Mr. Hitchens schmunzelnd hinzu.
»...Und mit dem Auftrag, jedes Fahrzeug, das vorbeikam, zu melden. Sheng Ti war unser Gärtner..., der ein ganzes Waffenarsenal in seinem Sack hinter sich herzog.«
Sheng Ti nickte eifrig und fügte strahlend hinzu: »Und einen Walkie-Talkie. Sehr gut!«
»Ich muß jedoch zugeben«, ergriff Robin das Wort, »daß wir alle, wie wir hier sitzen, unseren Augen nicht trauten, als die Terroristen tatsächlich am Turm ankamen. Wir waren gerade noch rechtzeitig gekommen!«
»Ich habe sie zuerst gesehen«, verkündete Sheng Ti stolz.
Ruthie nickte. »Ja. Hitch und ich hatten lediglich einen Wagen auf der Straße zum Turm gemeldet, doch Sheng Ti fiel auf, daß zwei schwerbewaffnete Männer aus dem Wagen stiegen und nach oben zum Cafe fuhren.«
»Wo acht Besucher sowie Krugg und Upshot beim Frühstück saßen«, bemerkte Mr. Hitchens. »Die beiden Terroristen bedrohten sie mit Maschinenpistolen und zwangen sie, auf das Dach des Turms zu gehen.«
»Und dort nahmen wir sie in Empfang«, berichtete Cyrus.
»Robin, Marko, meine Wenigkeit, der dritte Mann von Interpol - wie war doch gleich sein Name? - und Duncans sieben Leute.«
»Es geschah alles so schnell!« murmelte Mr. Hitchens.
»Kurz danach«, fuhr Marko fort, »kam von Mr. Hitchens und Ruthie bereits die Meldung, daß ein VW-Bus die Straße zum Gipfel herauffahre, hinter dessen Fenster eindeutig Mrs. Pollifax zu erkennen sei.«
Voller Verwunderung und mit dem hartnäckigen Gefühl, dies alles sei nicht wirklich geschehen, registrierte Mrs. Pollifax, daß dies der Zeitpunkt war, an dem sie in die Handlung der Geschichte eintrat. Unwillkürlich verglich sie die niederdrückende Einsamkeit und Verzweiflung, die sie auf der Fahrt im VW-Bus empfunden hatte, mit der überschwenglich und freudig erregten Beschreibung der Geschehnisse seitens ihrer Freunde; doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich des deprimierenden Gefühls nicht erwehren, isoliert und im Grunde genommen alleine zwischen all diesen lieben Menschen zu sitzen. Sie war einfach nicht fähig, die qualvollen Stunden und die schrecklichen Erlebnisse der Nacht und des Morgens so ohne weiteres abzuschütteln. Der Gedanke an Detwiler bedrückte sie, und als sie den Blick hob, sah sie direkt in Alec Wis Augen und sie erkannte in ihnen denselben Schmerz, dieselbe Trauer, die sie empfand. Sie lächelte ihm aufmunternd zu und im selben Augenblick fühlte sie den leichten, beruhigenden Druck von Cyrus' Hand auf ihrem Arm und sie begriff, daß Cyrus sie verstand.
Mit einemmal fiel die beklemmende Düsterkeit von ihr ab, und wie ein freudiger Schock durchströmte sie die Erkenntnis, daß sie wieder empfinden konnte - sich selbst, das Leben, Cyrus, Alec und all die wunderbaren Menschen um sie. Es war, als wäre sie mit einem einzigen Schritt aus dem dumpfen Schatten eines Grabs in das helle, sanfte Sonnenlicht getreten.
»Cyrus fuhr ins Erdgeschoß hinab«, berichtete Robin weiter, »um auf dich zu warten und um dich durch seine Anwesenheit zu warnen...«
»Er machte sich natürlich Sorgen, Ihnen könnte bei der zu erwartenden Schießerei etwas geschehen«, warf Marko dazwischen.
Die Erinnerung an die Sekunden vor dem Aufzug zauberte ein zaghaftes Lächeln in Mrs. Pollifax' Züge, und erleichtert, endlich den Zugang zur Wirklichkeit wiedergefunden zu haben, gestand sie: »Ich dachte... Ich habe wirklich die ganze Zeit über geglaubt, ich hätte Halluzinationen... Sheng Ti als Gärtner und Cyrus vor dem Aufzug des Gipfelturms - das konnte unmöglich die Wirklichkeit sein... Ich war überzeugt, verrückt geworden zu sein.«
»Sie befanden sich in einem tiefen Schockzustand«, erinnerte sie Ruthie.
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