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… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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sein Gesicht und erkundeten es behutsam. Seine Augenlider, seine Nase, seine Lippen. Sie konnte alles spüren, doch fühlte es sich nicht an wie menschliche Haut, eher wie ein knisterndes Energiefeld oder die unendlich zarte und leicht bebende Membran eines Insektenflügels, bei der der leichteste Druck schon fatal sein konnte und die Oberfläche zerstörte.
    „Nicht so schnell“, lachte er leise. „Ich muss mich darauf konzentrieren, und ich kann nur immer einem kleinen Teil von mir … genügend Substanz verleihen.“
    „Substanz verleihen …“, wiederholte Elizabeth staunend. Sie reckte sich ein Stück und küsste ihn auf die Wange. „Stirn“, kündigte sie ihre Absicht an und küsste ihn einen Moment später zwischen den Augen. „Nase … Kinn … Mund.“
    „Wie fühlt es sich für dich an?“, fragte Daniel neugierig.
    „Unbeschreiblich aufregend. Elektrisierend. So ähnlich, wie wenn im Winter die Haut halb erfroren ist, und sich dann langsam wieder erwärmt. Nur um ein Vielfaches angenehmer“, ergänzte sie mit einem Lächeln. „Und für dich? Was fühlst du?“
    „Wärme. Leben ... dich“ , flüsterte Daniel und bedeckte ihr Gesicht und ihren Hals erneut mit zarten, luftigen Küssen.

-14-
     
    „Darf ich dich etwas fragen?“
    Daniel lag leise vor sich hin summend neben Elizabeth im Bett, den rechten Ellenbogen aufgestützt und den Kopf in die Hand gelegt. Mit der linken zeichnete er komplizierte Muster auf ihren nackten Arm, was dazu führte, dass sich dort sämtliche Härchen auf ihrer Haut senkrecht aufstellten. „Alles.“
    „Es heißt doch, dass man … wenn man stirbt … sein gesamtes Leben noch einmal an einem vorbeiziehen sieht.“ Daniels Finger verharrten in der Bewegung. „War das bei dir genauso?“
    Zwei Herzschläge später fuhr er damit fort, Kreise und Linien auf ihrer Haut zu ziehen. „Nein“, sagte er nachdenklich. „Für mich war es anders. Es war nicht mein bisheriges Leben, das ich sah, sondern die Zukunft, die ich in diesem Augenblick verlor.“
    Bestürzt hob Elizabeth den Kopf. „Oh Danny! Tut mir leid, ich wollte nicht …“
    „Nein, ist schon in Ordnung“, unterbrach er sie und küsste sie auf die Stirn. „Möchtest du wissen, was ich gesehen habe? Uns beide. Unser gemeinsames Leben und wie wir zusammen alt werden.“
    „Das wäre eine großartige Zukunft gewesen“, erwiderte sie, verbissen gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfend.
    „Ja, eine fabelhafte Zukunft. Aber weißt du, was ich glaube, Liz?“ Zärtlich strich er mit dem Daumen an ihrem Kinn entlang. „Ich denke, dass wir vom Schicksal, Gott, dem Universum, wem auch immer, eine zweite Chance bekommen haben. Wir können zwar nicht zusammen alt werden, aber wir können trotzdem zusammen sein.“
    „Ein schöner Gedanke. Doch wenn es nun keine zweite Chance, sondern nur ein Aufschub ist?“
    „Ich habe nicht vor, irgendwo hinzugehen“, sagte Daniel sanft. „Solange du meiner charmanten Gesellschaft nicht überdrüssig wirst, heißt das natürlich.“
    „Das wird nicht passieren“, versicherte sie. „Aber was, wenn das gar nicht deine Entscheidung ist?“
    „Dann sollten wir, wie alle anderen Menschen auch, aus jedem Augenblick, der uns geschenkt ist, das Beste machen, findest du nicht? Niemand weiß, was einem das Schicksal zugedacht hat oder wann es zuschlägt. Und glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.“
    „Einverstanden“, flüsterte Elizabeth und beugte langsam den Kopf, um Daniel genügend Zeit zu geben, sich zu konzentrieren. Er kam ihr jedoch zuvor, und ihre Lippen trafen sich auf halben Weg.
    „Also, Miss Parker“, sagte Daniel einen Augenblick später. „Was sind unsere Pläne für morgen?“
    „Hm, auf jeden Fall möchte ich Jenn ihr Geld zurückgeben … Oh, das erinnert mich an etwas. Was soll ich eigentlich mit deinen tausend Pfund machen? Soll ich sie jemandem geben? Deiner Schwester vielleicht?“
    „Nein, Liz. Das Geld gehört dir.“ Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Du könntest mir allerdings einen Gefallen tun …“
    „Klar. Schieß los.“
    „Nachdem es ja nun so aussieht, als ob ich ziemlich viel Zeit hier in deinen vier Wänden verbringen werde …“ Gegen diese Vorstellung hatte Elizabeth nicht das Geringste einzuwenden, und sie sah Daniel erwartungsvoll an. „Denkst du, du könntest dir von den tausend Pfund einen größeren Fernseher zulegen?“
    Prustend vor Lachen ließ sich Elizabeth in ihr Kissen zurückfallen.

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