und ein Geist aus alten Zeiten
Mädchen-Hockeyteams werden würde. Würde die Trainerin sich für sie entscheiden oder für Verena Glass?
Genau wie Flame hoffte Glenda Glass’ Enkeltochter, dass die Wahl auf sie fallen würde. Beide Mädchen waren schnell, geschickte Strateginnen und gleichermaßen angriffslustig. Sie sahen sogar ähnlich aus: Sie waren groß, mit langem, glattem Haar. Der einzige Unterschied war, dass Verenas Haar blond und Flames kupferfarben war. Beide besaßen eine große Portion sportlichen Ehrgeiz, und keine von ihnen gab ein Spiel gern verloren. Aber nur eine konnte Mannschaftskapitän werden.
Flame ging ihrer entfernten Cousine an diesem Tag aus dem Weg. Als sie über den Schulhof schlenderte, musste sie an zwei Magneten denken, die einander abstießen. So wie ihre Physiklehrerin es ihnen im Unterricht demonstriert hatte. Verena und ich sind wie gleichgepolte Magneten, dachte Flame. Wir sind uns einfach zu ähnlich, deswegen gibt es immer Probleme, wenn wir uns zu nahe kommen.
Marina Cantrip dagegen wurde von Verena angezogen. Obwohl Marina ein Jahr jünger war, waren die beiden Mädchen Freundinnen geworden. Als Einzelkind, das mit einer unfreundlichen und egoistischen Großmutter zusammenlebte, wusste Verena Marinas Herzlichkeit und ihr mitfühlendes Wesen zu schätzen.
Als die beiden Mädchen sich in der Mittagspause auf dem Schulhof begegneten, begannen sie sofort, miteinander zu quatschen.
»Was ist los?«, fragte Marina, der nicht entgangen war, dass Verena traurig aussah.
»Ich habe eine E-Mail von meiner Mutter bekommen. Sie möchte wieder nach Hause kommen.«
»Aber das ist doch toll!«, sagte Marina. »Freust du dich nicht darüber?«
»Doch, natürlich«, erwiderte Verena seufzend. »Ich hasse es, mit Großmutter leben zu müssen, und ich habe nie verstanden, wie Mum uns so einfach verlassen konnte, um nach Südamerika zu gehen.«
Marina wartete schweigend ab, während Verena grübelnd dastand.
Sie sah in Marinas freundlich blickende Augen und sagte leise: »Sie schreibt, dass sie einen schrecklichen Fehler gemacht hat, als sie mit diesem anderen Mann mitgegangen ist, und dass sie Daddy immer noch liebt. Sie möchte nach Hause kommen.«
»Weiß dein Vater davon?«
Verena schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht. Vielleicht … Ich hatte letztens das Gefühl, als frage er mich aus. Du weißt schon, so als versuche er etwas herauszufinden.«
»Was hält sie davon ab, zurückzukommen?«
»Bevor sie diesen Schritt wagt, muss sie wissen, ob Daddy das überhaupt will. Er war sehr verletzt, als sie gegangen ist. Und wie würde sie mit Grandma auskommen? Weißt du, ich habe das Gefühl, Grandma mag Mummy nicht und will sie aus dem Weg haben.«
»Weiß dein Vater, wie unglücklich du mit deiner Großmutter bist?«
»Ich erzähle ihm nicht viel«, sagte Verena. »Ich habe Angst, er würde mir nicht glauben. Sie ist immerhin seine Mutter, und wenn er da ist, ist sie wie ausgewechselt. Er erlebt sie nicht so wie ich.«
Und ich wette, er hat keine Ahnung von ihren dunklen magischen Kräften, dachte Marina. Das würde keiner für möglich halten – außer uns Cantrip-Schwestern und Grandma. Wir wissen, wie durch und durch böse sie sein kann.
»Also, was wirst du tun?«, fragte Marina.
»Ich weiß es nicht. Mit Daddy darüber reden?«
»Ja, ich finde auch, das solltest du tun. Wirst du es deiner Großmutter erzählen?«
Verena blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. »Nein, ich erzähle ihr nie etwas. Wir reden kaum miteinander.«
Marina legte den Arm um Verenas Schultern. »Warum sprichst du nicht mal mit meiner Mum darüber?«, schlug sie vor. »Sie mag dich. Und sie kann gut zuhören. Sie ist richtig toll im Problemelösen.«
»Meinst du?« Ein Hoffnungsschimmer ließ Verenas Gesicht aufleuchten.
»Auf jeden Fall.« Marina lächelte. »Sie würde sich Sorgen machen, wenn sie wüsste, wie es dir gerade geht. Sie sagt immer, es gefalle ihr gar nicht, dass deine Mutter so weit weg von hier lebt.«
»Aber wann soll ich mit ihr reden?«
»Komm am Wochenende einfach mal vorbei. Erzähl deiner Großmutter, dass du zum Spielen zu uns gehst. Ich werde Mum Bescheid geben, dass du vielleicht vorbeischaust.«
»Danke, Marina«, sagte Verena. »Das ist wirklich nett von dir.«
Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Weißt du, ich habe niemanden, mit dem ich wirklich reden kann. In meiner Klasse ist jedenfalls keiner. Und zu Hause sitzt Grandma totenstill herum. Daddy arbeitet die ganze Zeit
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