und ein Kater mit Koepfchen
der Krone eines Apfelbaums und wird von einer ebenso unbeweglichen knallorangen Riesenschlange umarmt. Die beiden starren sich in die Augen, ohne zu blinzeln.
„Die arme Frau Doktor“, jammert ein Mann, der direkt unter dem Apfelbaum steht, und rauft sich die Haare. „Das habe ich nicht gewollt. Ganz ehrlich, das habe ich wirklich nicht gewollt. Unsere Susi ist sonst sanft wie ein Lämmchen. Frau Doktor hat sie hypnotisiert, und das hat Susi keinen Spaß gemacht. Da hat sie die Frau Doktor zurückhypnotisiert. So ist es passiert.“
Herr Pfeffer bahnt sich energisch einen Weg bis unter den Apfelbaum und lässt sich auch von den protestierenden Feuerwehrmännern nicht zurückhalten. „Warum haben Sie die Frau Doktor nicht vor dem Tier gewarnt?“, fragt er scharf und rüttelt Susis Besitzer an der Schulter.
„Sind Sie mit dem Opfer verwandt?“, mischt sich ein Polizist ein, der ohne Unterlass Fotos von Mama und der Riesenschlange macht. „Stehen Sie bitte nicht im Wege herum, ich sichere den Tatort.“
Herr Pfeffer schubst den fotografierenden Wichtigtuer einfach zur Seite. „Welches Opfer, welcher Tatort?“, brüllt er los. „Machen Sie hier keine Urlaubsfotos, sondern unternehmen Sie augenblicklich etwas. Klementine ist in Lebensgefahr!“
Der Polizist knipst ungerührt weiter. „Die Beweisfotos gehören zu meiner Arbeit und ein Spezialist ist unterwegs. Ich wiederhole: Sind Sie mit dem O… äh … sind Sie mit der Dame verwandt?“
Sebastian Pfeffer nimmt eine ähnlich knallige Farbe an wie die Schlange, die Mama fest im Griff hat. „Ja, so gut wie“, blafft er zurück. „Und was heißt Spezialist? Wo bleibt der gute Mann denn?“ Er schaut sich suchend um.
„Keine Ahnung“, antwortet einer der Feuerwehrleute schließlich kleinlaut. „Vielleicht steckt er im Stau. Sogar die Feuerwehr steckt ständig im Stau. Von uns klettert da jedenfalls keiner rauf und holt das Biest herunter. Also, ich meine natürlich die Riesenschlange. Die können eine ganze Tonne Stahl zerquetschen. Habe ich erst kürzlich im Fernsehen gesehen.“
Ich habe das Gefühl, dass mein Herz vor Angst jeden Augenblick zerspringt. „Mami!“, heule ich auf. „Ich will sofort meine Mami wiederhaben.“
Sebastian Pfeffer schaut mich sekundenlang gedankenvoll an, bevor er sich eine der herumliegenden Leitern schnappt. „Keine Sorge, Maxie“, sagt er grimmig. „Deiner Mutter passiert nichts. Zum Glück bin ich spontan .“
Er klettert geschickt zu Mama und der Riesenschlange hinauf. Oben angekommen, streicht er Mama mit der rechten Hand liebevoll über die Wange, mit seiner linken Hand ergreift er den Kopf der Riesenschlange und zieht entschlossen an ihrem Hals.
„Klementine?“, flüstert er. „Susi?“
Mama stößt einen wohligen Seufzer aus, wie wenn sie besonders gut schläft. Dann schließt sie die Augen und fängt leise an zu schnarchen.
Plötzlich fängt die Riesenschlange an zu blinzeln. Gleich darauf bewegt sie sich in Zeitlupe weiter.
Mir wird sterbensübel vor Angst.
So langsam wie möglich lenkt Sebastian Pfeffer den Weg der züngelnden Riesenschlange um. Damit sie sich nicht enger um Mamas Brustkorb schlingen kann, lässt er Susi erst um sich selbst herumwandern und bringt sie dann dazu, sich um einen dicken Ast zu winden.
Ich habe das Gefühl, es dauert Jahrzehnte, bis Mama endlich befreit ist. In meinen Lungen befindet sich kein Gramm Sauerstoff mehr, so lange habe ich die Luft angehalten.
„Sebastian“, sagt Mama und blinzelt verwundert. „Was machen wir beide denn hier im Apfelbaum?“
Sebastian Pfeffer stößt einen erleichterten Seufzer aus und schaut sie zärtlich an. „Ach, Klementine. Natürlich Äpfel pflücken, was sonst?“ Er zieht sie stürmisch an sich und sagt: „Es ist wirklich furchtbar. Man kann dich keinen Tag alleine lassen. Jedenfalls werde ich das in Zukunft nie wieder tun.“
Die Feuerwehrleute, alle anderen und selbst der Polizist klatschen begeistert Beifall.
Mama und Sebastian Pfeffer küssen sich so lang, dass ich irgendwann weggucken muss. Zwar habe ich nicht mitgezählt, aber es war auf jeden Fall länger als achteinhalb oder zehn. Keine Ahnung, wie Mama das Küssen so ewig lange aushält. Mal hören, was Kassia dazu sagt, wenn ich es ihr erzähle.
Herr Schiller hat zum Glück nichts von der ganzen Aufregung mitgekriegt. Er schläft immer noch tief und fest, als wir zu dritt ins Auto steigen. Denn dass Mama mit ihrem eigenen Auto fährt, will Sebastian auf gar
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