Und eines Tages kommt das Glück
als Romy zu Hause auf Alan Palmer getroffen war, in dem Restaurant am Ort miteinander zu Abend gegessen hatten.
Alan war inzwischen auf Kaution entlassen worden, durfte aber nicht in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Romy war es kalt über den Rücken gelaufen, als sie von seiner Entlassung erfahren hatte, aber er blieb in seinem Hotel auf der anderen Seite der Stadt und kam nicht in die Nähe von Avalon. Kathryn, die in die Staaten zurückgeflogen war, hatte dort mittlerweile die Scheidung eingereicht. Veronica wünschte sich zwar, dass ihre Tochter so schnell wie möglich nach Irland zurückkehrte, aber Kathryn wollte in New York erst mal wieder auf die Beine kommen. Außerdem hatte man ihr einen äußerst interessanten Fall von Wirtschaftsbetrug angeboten, und der würde sie die nächsten Monate über völlig beanspruchen, wie sie in dem einstündigen Telefonat am Abend zuvor erwähnt hatte.
Kathryn wohnte noch immer bei ihrer Freundin Sybil in deren Wohnung, die näher bei ihrem Büro lag. Die Wohnung sei sehr hübsch, erzählte sie, und sie würde sich dort sicher und geborgen fühlen. Veronica hatte allerdings Bedenken, dass es mit diesem Gefühl der Sicherheit vorbei wäre, sobald Alan wieder nach New York zurückkam, aber Kathryn beruhigte sie und meinte, dass sie sich damit auseinandersetzen würde, wenn es so weit wäre. Falls nötig, würde sie jedoch auch nicht davor zurückschrecken, eine einstweilige Verfügung gegen Alan zu erwirken, die es ihm untersagte, sich ihr zu nähern. Ihre Freunde und guten Kollegen
wussten Bescheid über Alans Gewalttätigkeit und stärkten ihr den Rücken, auch wenn sie zunächst natürlich entsetzt gewesen waren.
»Erst habe ich gedacht, sie halten mich jetzt für eine totale Niete«, gab Kathryn zu. »Aber das denkt keiner. Sie sind eher der Ansicht, dass ich einfach Pech gehabt habe.«
»Romy?« Taigs Stimme riss Romy aus den Gedanken an ihre Schwester.
»Entschuldige«, sagte sie. »Ich war in Gedanken.«
»Das passiert dir wohl öfter«, meinte Taig.
»Ich weiß, ich weiß.« Romy schaute ihn zerknirscht an. »Nur, in der letzten Zeit gibt es so vieles, was mir durch den Kopf geht, und ich habe für mich noch nicht alles auf die Reihe gebracht.«
»Na gut, vielleicht hilft es dir ja, mit mir zum Essen zu gehen.« Er grinste sie an. »Was meinst du?«
»Ich kann heute Abend nicht«, erklärte sie. »Meine Schwägerin hat mich und meine Mutter zum Essen eingeladen. Das hat sie bisher noch nie getan, und deshalb werden wir wohl hingehen müssen.«
»Oh.« Taig wirkte enttäuscht. »Und Freitag?«
Entschuldigend sah Romy ihn an. »Freitag kann ich auch nicht«, sagte sie. »Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, Taig, aber da bin ich als Babysitter bei meinem Vater und seiner Frau im Einsatz.«
»Du meine Güte!«, meinte er ungläubig. »Deine Familie und du, ihr hängt ja aneinander wie die Kletten, wie?«
Sie kicherte. »Ganz und gar nicht«, erwiderte sie. »Das klingt jetzt so, als würden wir ständig zusammen etwas unternehmen, aber das stimmt überhaupt nicht. Wenn diese Ausgrabung hier beendet ist, bin ich wieder weg, und aus ist es mit dem trauten Familienleben.«
»Warum?«, fragte er. »Wohin gehst du?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
»Willst du denn nicht hierbleiben für die wissenschaftliche Auswertung?«
»Ich denke nicht.« Romy zuckte bedauernd die Schultern. »Das Gelände hier ist interessant, aber für mich nicht sehr ergiebig, und … also, ich peile einen Einsatz irgendwo in Mittelamerika an.«
»Aha.«
»Tut mir wirklich leid«, wiederholte sie.
»Und der Kuss?«
Romy runzelte verwundert die Stirn.
»Das letzte Mal. Nach dem Essen. Das hat mir gefallen. Ich dachte, vielleicht könnten wir das wiederholen.«
»Eine verlockende Aussicht«, entgegnete sie langsam. »Aber, um dir die Wahrheit zu sagen … Ich weiß, es ist ein Klischee, aber ich bin noch nicht bereit für so etwas.« Entschuldigend sah sie ihn an. »Nicht dass ich was gegen Küsse hätte, Taig, im Gegenteil, aber mit dem, was danach kommt, kann ich ganz schlecht umgehen. Ich mag dich, und mir hat der Kuss auch gefallen, aber ich bin nicht sicher, was das Drumherum angeht. Tut mir leid. Wirklich.«
Er lächelte diplomatisch. »Das ist schade. Aber man weiß ja nie, wie sich die Dinge noch entwickeln.«
»Nein, das weiß man wirklich nie«, stimmte sie ihm zu.
»Bis dahin …« Er deutete auf das Ausgrabungsgelände. »Kannst du für heute mal
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