Und ewig seid ihr mein
Klaren: Der erste Fehler kostet Ihren Kopf. Tun Sie mir einen Gefallen: Warten Sie nicht damit.»
Die Tür öffnete sich. Levy ließ ihr den Vortritt. «Ich weiß nicht, ob ich Ihnen den Gefallen tun kann, Frau Michaelis.»
Das Großraumbüro war voll gepackt mit Technologie. Ringsum an den Wänden und an den Stützpfeilern hingen Plasmabildschirme, sodass man von jeder Position aus gut sehen konnte. Sie zeigten eine Videokonferenz, die aus Wien übertragen wurde. Levy kannte das Gesicht auf dem Bildschirm sehr gut. Es war Müller, den er in seinen Ausbildungsjahren mehrfach getroffen hatte. Müller schien ihn zu erkennen, als Levy an der kleinen Kamera eines Notebooks vorüberging.
Schreibtische, sechs an der Zahl, waren bestückt mit Notebooks, Scannern und diversen Ein- und Ausgabegeräten.
An der Stirnwand an prominenter Stelle stand der Schreibtisch der Michaelis. In Levys Augen ließ sie sich übertrieben angespannt in den Ledersessel fallen, um gleich darauf fordernd den Blick auf ihre Mitarbeiter zu richten. In Kreisformation gruppierten sich die Tische um den ihren herum. Wie der Kreis der Arbeiter um die Königin, dachte Levy. Ein Tisch genau ihr gegenüber war frei. Ein Wink von ihr wies ihn an, dort Platz zu nehmen.
«Meine Damen und Herren», begann sie, «unser Team ist komplett. Darf ich vorstellen: Balthasar Levy, Fallanalytiker, vormals in Diensten des BKA, heute freischaffend tätig. Habe ich das richtig ausgedrückt?»
Levy entging der Sarkasmus in ihrer Stimme nicht. Er bestätigte mit einem Nicken.
«Er wird uns im Bereich der Operativen Fallanalyse unterstützen. Seine Aufgabe wird es sein, uns zu einem Täterprofil zu verhelfen, mit dem wir unseren Mann fassen werden. Herr Levy wird anschließend dazu ein paar Worte sagen, denn unser Mann ist nicht erst seit heute Morgen tätig. Es gibt zu ihm eine interessante Vorgeschichte.»
Ihre Stimme klang unnötig süffisant.
«Doch zuvor darf ich Ihnen das Team vorstellen …»
Michaelis begann mit einem Mann zu ihrer Rechten, einem Afrikaner, in den Vierzigern, kurzes, gekräuseltes Haar, erste graue Flecken, mit wachen Augen und einem wohlmeinenden Lächeln im Gesicht.
«Dr. Luansi Benguela wird die Fäden in unserer Ermittlungsarbeit zusammenführen. An ihm geht keine Nachricht vorbei. Er berichtet direkt an mich. Wenn Sie versäumen, ihm etwas mitzuteilen, unterschlagen Sie mir damit die Nachricht.» Er nickte Levy freundlich zu.
Der Schreibtisch neben Benguela war besetzt mit einem jungen Mann. Vielleicht zu jung für diese Gruppe, dachte Levy. Er würde ihn nicht älter als zwanzig Jahre schätzen. Eine blonde Strähne hing ihm quer über die Stirn, vor ihm das Notebook, an dem er während der Vorstellung konzentriert arbeitete.
«Unser Computer- und Kommunikationsspezialist Alexej Naumov», fuhr Michaelis fort. «Wenn Sie eine Information brauchen, dann ist er Ihr Mann. Und ich meine jegliche Art von Information, die sich auf elektronischem Weg beschaffen lässt.»
Alexej hob kurz den Kopf, blickte Levy aus wasserblauen Augen an, ohne eine Miene zu verziehen.
«Zu meiner Linken sitzt Kriminaloberkommissarin Naima Hassiri», eine schwarzhaarig gelockte Araberin mit dunkelbraunen Augen. Sie war Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig, auf jeden Fall ungewöhnlich attraktiv für eine Polizistin. Levy konnte es sich nicht verkneifen, die Vorstellung mit einer Zwischenfrage an sie zu unterbrechen.
«Libanesin oder Iranerin?»
«Deutsche», antwortete sie bestimmt. Dann weniger ernst: «Aber gut geraten. Mein Vater ist Libanese.»
«Naima Hassiri ist von der Kripo Berlin zu uns gestoßen.Dort ist sie Spezialistin für Ausländerkriminalität. Darüber hinaus ist sie eine der besten Ermittlerinnen, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe.»
Als Letzter kam ein Mann an die Reihe, den Levy als den typischen Vertreter eines perfekten Schwiegersohns einschätzte.
«Inspektor Falk Gudman ist bei den deutschen Ermittlungsbehörden zu Gast. Er ist im Zuge des Austauschprogrammes zwischen Israel und Deutschland von der Kripo in Tel Aviv zu uns gestoßen. Wie man mir berichtete, soll er ein Fachmann für Vernehmungen und Befragungen sein. Sein Hobby sind, wie er mir verriet, Dialekte. Deutsche wie jiddische. Stimmt das so?»
Falk antwortete mit überraschender Dialektfärbung. «Des isch korrekt.»
Schmunzeln machte sich breit. Doch in seinen Augen erkannte Levy plötzlich Berechnung. Dieser Engel war alles andere als ein netter
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