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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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in dem Kellergang. Asseln und schwarze Käfer mit dürren Beinchen flüchteten sich in Ritzen.
    Der Weg endete vor einem Stahlgitter, das anstelle einer Holztür angebracht worden war. Jenseits davon hörten sie ein erschöpftes Wimmern. Frank tastete nach dem Lichtschalter. Nach dem Klick brummten Neonkästen an der Decke und erhellten den Raum. Es war ein langer Gewölbekeller, wie er früher zur Aufbewahrung von geerntetem Gemüse und Obst Verwendung gefunden haben musste.
    Ruben fielen auf dem Boden drei große rechteckige wannenartige Becken auf. Sie waren gut zwei Meter lang und beinhoch, und die Wände schimmerten durchsichtig. Er sah, dass sie mit einer Flüssigkeit gefüllt waren, konnte aber nicht sagen, mit welcher.
    Aus dem hinteren Teil des Kellers drang eine Frauenstimme an sein Ohr. «Helfen Sie mir», hörte er sie flehen. Ruben ging auf sie zu.
    Im Halbschatten erkannte er ein Kreuz an der Wand, auf dem eine Frau an Händen, Armen und Beinen befestigt war. Sie trug einen seidenschimmernden Pyjama. Der Kopf hing vor Erschöpfung nach vorne, ihr Haar verdeckte das Gesicht.
    «Wasser», stöhnte sie.
    Das Kreuz war über eine Kette und einen Flaschenzug auf gut zwei Meter Höhe gebracht worden. Er musste erst ein Kettenglied unter Aufbringung seiner ganzen Kraft aus der Verankerung lösen, um das Kreuz vorsichtig nach unten gleiten zu lassen.
    Am Boden angelangt, lehnte er es an die Wand. Der Kopf der Frau hob sich erwartungsvoll. Ruben strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
    Auge in Auge stand er der Frau nun gegenüber. Sie blinzelte erschöpft gegen die Helligkeit an, versuchte, in das Gesicht ihres Peinigers zu schauen.
    «Sie verdammtes Schwein», sagte sie, «machen Sie mich endlich los.»
    «Wer sind Sie?», fragte Ruben.
    Die Frau hustete, brachte zunächst keine Antwort zustande, flüsterte dann aber: «Sie wissen, wer ich bin. Ich bin Hortensia Michaelis.»
    Ruben schaute sie verständnislos an.
    «Los, hilf mir», befahl Frank
    Er fasste das Kreuz am unteren Ende, Ruben am oberen.
    Sie trugen Hortensia Michaelis nach vorne.
    Die Zeremonie konnte beginnen.

36
    Demandt entnahm der Akte Fotos der Frauen, die Kolber bestialisch getötet und verstümmelt hatte.
    Wenngleich Demandt die Wirkung der Droge auf Kolbers Geist nicht selbst erleben konnte, wusste er doch, welche Wirkung die Bilder auf ihn haben würden. Das zweidimensionale Bild bekam plötzlich Tiefe, und Teile in ihm begannen sich zu bewegen. Es musste Kolber vorkommen, als würden Leichen und Leichenteile lebendig.
    Kolber schreckte zurück, versuchte, sich dem Einfluss der Toten zu entziehen. Vier starke Arme hielten ihn unerbittlich fest.
    «Tu das weg!», schrie Kolber. «Sie sind tot.»
    Demandt legte stattdessen weitere Bilder auf den Tisch. Kolber schloss die Augen, konnte den Anblick nicht länger ertragen. Aber auch dafür hatte Demandt eine Antwort. Von einem Diktaphon spielte er die wütenden Anklagen und Anschuldigungen der Verwandten ab, die während des Prozesses gegen Kolber im Gerichtssaal anwesend waren.
    In Kolbers Kopf musste sich eine wild gewordene Horde gegen ihn verschworen haben, die ihn bei lebendigem Leibe in Stücke reißen wollte. Durch die Droge tausendfach verstärkt, reagierte Kolber wie jeder andere in seiner Situation. Er suchte Hilfe schreiend die Flucht. Doch wieder drückten ihn vier Arme in den Stuhl zurück.
    Der Arzt im Hintergrund wollte bereits abbrechen, als Kolber ihm zuvorkam.
    «Hört endlich auf damit.»
    Demandt stoppte das Band. «Hat dich je ein Frank de Meer besucht?»
    «Wer soll das sein?», entgegnete Kolber viel zu schnell.
    Demandt drückte die Play-Taste. Wieder ertönte das wütende Geschrei aus dem Gerichtssaal.
    Kolber reagierte sofort. Er bäumte sich auf. «Ja, verdammt. Vor drei Jahren.»
    Mit einem Klick beendete Demandt die Aufnahme.
    «Was wollte er von dir?»
    «Das Gleiche, was alle Psychologen von mir wollen. In meinen Kopf schauen.»
    «Hast du es ihm gestattet?»
    «Ja.»
    Demandt traute ihm nicht. «Einfach so?»
    «Ich habe ihm einen Handel vorgeschlagen. Nur wenn er meine Taten genauso erlebt, wie ich sie ausgeführt habe, dann würde ich mit ihm sprechen.»
    «Ist er darauf eingegangen?»
    «Er ist ein völlig durchgeknallter Typ. Zehnmal gefährlicher, als ich es war. Er war begeistert von dem Angebot. Erst später ist mir aufgefallen, dass er tatsächlich meine Vorgehensweise an seinen Verwandten wiederholt.»
    Demandt horchte auf. «Was hat er gemacht?»
    «Er

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