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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Dietrich vom Hain,
seit ungefähr zwölf Monden in den Ritterstand erhoben,
stand im Frühling des Jahres 1202 müßig am Rande
eines seiner Äcker, die in der Vorbergzone des Schwarzwälder
Künzigtales lagen. Er vertrieb sich an diesem Tag die Zeit
damit, die Feldarbeit seiner Bauern zu beaufsichtigen. Ein paar
Schritte entfernt lagen ein fast neuer Sattel, ledernes Zaumzeug und
eine Pferdedecke. Das dazugehörige Roß war nirgends zu
sehen.
    Mit der Aufsicht
schien es der junge Recke nicht so genau zu nehmen. Denn während
die Hörigen gebeugten Rückens den Boden für die
Frühjahrssaat bereiteten und unter der schon tüchtig
wärmenden Aprilsonne schwitzten, war er in die Betrachtung eines
völlig anderen Geschehens vertieft.
    Gerade zu seinen
Füßen zappelte ein "Goldschmied", ein metallisch
schimmernder Laufkäfer, dessen smaragdgrüne Flügeldecken
wie mit Gold bestreut aussahen. Das Insekt mühte sich
vergeblich, einer trichterförmigen Vertiefung am Ackerrand zu
entrinnen. Dies wiederum erregte bei dem Betrachter des Dramas so
etwas wie Mitleid. Er war nach einer Weile nahe daran, das Insekt mit
einem Handgriff aus seiner Zwangslage zu befreien. Aber während
er noch überlegte, ob er sich bücken sollte, gelang es der
gepanzerten Kreatur aus eigener Kraft, dem tückischen Gefängnis
zu entrinnen...
    Mit
nachdenklicher Miene wandte Dietrich sich wieder den Bauern
zu. Sein Blick glitt oberflächlich über sie hin, so, als
sei er überzeugt, daß sie auch ohne seine Gegenwart ihre
Pflicht erfüllten. Er schien nicht zu bemerken, daß so
manches dunkle Mädchenauge seine mittelgroße schlanke
Gestalt streifte oder kurz auf seinem in der Sonne golden
schimmernden, rotblonden Haar verweilte. Daß solche Blicke ihn
trafen, war weiter nicht verwunderlich. Schließlich hatte der
junge Ritter mit seinen knapp zweiundzwanzig Lenzen ein
verheißungsvolles Herrenleben vor sich. Zumindest malten sich
das jene zu den dunklen Augen gehörenden Maiden auf dem Felde so
aus!
    Von derlei Fantasien
in verdrehten Mädchenköpfen ahnte Dietrich aber nichts. Er
hätte sich sonst vielleicht aufgemacht, um mit den Maiden zu
schäkern. Er war zwar nicht gerade ein Leichtfuß, aber daß
er hübsche Frauen gerne sah, konnte er nicht verhehlen.
    Andererseits
vermochte er durchaus seinen Mann zu stehen, wenn es darauf ankam.
Das verriet die fast unmerklich gebogene kräftige Nase in seinem
Gesicht, dessen Haut sich straff über die Backenknochen spannte.
Auch sein Kinn war klar gezeichnet, so daß aus all dem Kühnheit
und Durchsetzungsvermögen sprachen. Wenn solche Eigenschaften
vonnöten waren, dann schien es zuweilen, als ob in seinen
graubraunen Augen Funken aufblitzten, die jeden Gegner zur Vorsicht
mahnten.
    Aber
da war noch eine andere Seite seines Charakters: Manchmal verfiel er
in Nachdenklichkeit. Es waren Augenblicke, in denen er
grüblerische Gedanken zu wälzen schien. Dabei starrte er
oft sinnend ins Leere, als könne er sich mit den Gegebenheiten
dieser Welt nicht abfinden.
    Jetzt aber hatte er
keine solche Anwandlung, dazu war der Tag zu schön. Er fühlte
sich eins mit seinen munter arbeitenden Hörigen, mit der
frühlingshaft schwellenden Natur, mit der herb duftenden Erde
seines Ackers, und er genoß die frühe Wärme der
Aprilsonne.
    In dieser gelösten
Stimmung ließ er seine Augen über die im Sonnenglast
liegende Landschaft wandern. Er blickte auf sein Anwesen, das sich
oben auf dem Hügel befand und das er mit ein paar Knechten und
Mägden zusammen bewohnte. Der breite, palisadenbewehrte
Gebäudekomplex lag still in der Sonne. In zweien der aus Holz
errichteten Nebengebäude rumorte das Vieh, das man an diesem
geschäftigen Morgen sich selbst überlassen hatte. Die
Fallbrücke, die einen Schutzgraben überspannte, war
abgesenkt, das wuchtige Bohlentor stand offen.
    Dietrich wußte,
daß sich in dem massiven, aus Stein erbauten Haupthaus momentan
nur Karolina, seine Haushälterin, aufhielt. Er wurde deshalb
stutzig, als er plötzlich einen Reiter sah, der dort oben soeben
das Gehöft verließ. Unangenehm berührt, dachte er
daran, daß es ihm entgangen war, woher der Fremde kam und wann
er die Wohnstätte betreten hatte.
    Dietrichs zuvor lockere Stimmung wich angespannter Erwartung. Mit gerunzelter
Stirn starrte er dem Berittenen entgegen, der sein schwarzweiß
geschecktes Roß vorsichtig, am Rande des Feldes entlang, den
Hang herunterlenkte.
    In den Wipfeln der
Tannen, am Fuße des nahen Bergausläufers, hatten

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