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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Frank spürte es genau. Er hatte sich in Thijs nicht getäuscht, er hatte sein Problem erkannt und gelöst.
    Theoretisch. Denn praktisch bestand die alte Ordnung in Franks Leben noch immer. Aber jetzt wusste Frank, was er zu tun hatte. Er musste schnellstens zurück und das Unrecht auf seine Weise rückgängig machen.
    Er hatte auch schon eine Idee. Als Erstes sollte sein Bruder spüren, wie es sich am Abgrund leben lässt. Er sollte leiden, das Gleiche erfahren, was Frank all die Jahre hatte ertragen müssen.
    Dann würde er einfordern, was ihm genommen wurde.
    Doch nicht einfach so, dazu war es viel zu wichtig. Es bedurfte eines Rituals.
    Er würde das Fest seiner Familie vor dreißig Jahren wiederholen. Für die Einladungen an die Verstorbenen hatte er auch prompt eine weitere Idee.
     
    Die rote Warnlampe über der Kellertür blinkte. Jan lächelte zufrieden. Ruben hatte ihn endlich gefunden.
    Er legte das Skalpell in die Schale zurück und ging nach oben.

33
    «Ich bin Balthasar Levy.»
    Die Worte kamen ihm nur noch schwer über die Lippen.
    Je weiter er in diese fremde Welt vordrang, desto schwächer wurde sein Widerstand. Eine zweite Person drängte sich in den Vordergrund. Mit der quälenden Gewissheit, dass sie über ihn siegen würde, hörte er aus den Nebeln seines Bewusstseins eine Frauenstimme.
    Traumland, Schaumland   …
    «Ich bin Balthasar Levy.»
    Seine Augenlider wurden schwer. Er ging den Hausflur entlang, vorbei an einer Treppe, die nach oben führte. Er schaute in die Räume, die sich an seiner Seite auftaten.
    Der erste war ein Wohnzimmer. Dort standen ein Fernsehgerät, zwei Sessel und eine Couch.
    Der nächste Raum. Die Tür stand offen.
    Ein langer Tisch war festlich geschmückt. Zwei große Kerzenständer warfen reichlich Licht auf die Teller und Schalen. Seltsam nur, dass sie leer waren. Keine Speisen befanden sich darin. Levy trat näher.
    Zwölf Personen saßen bewegungslos an der Tafel. Siestarrten mit leblosen Mienen vor sich hin. Im Flackern des Kerzenlichtes wirkten sie bizarr, wie Schaufensterpuppen arrangiert. Ihre Haut schimmerte wächsern, die Augen ohne Leben.
    Die Versammlung glich einem Wachsfigurenkabinett à la Madame Tussaud. Mit einem Unterschied: Die Exponate waren menschlich. Noch etwas hatten alle gemein: Sie waren nackt, und ein professionell gezogener Schnitt verlief von der Mitte des Schlüsselbeins bis hinunter zu den Genitalien. Er war mit einem starken schwarzen Faden zu einer Naht zusammengefügt worden. Es wirkte, als trügen die Leichen ihre Haut als Kleidung.
    Die hohlen Körper besaßen dennoch Stabilität. Durch die Plastination mit Epoxydharz gehärtet und mit Plastikgelenken versehen, konnten sie in unterschiedliche Positionen gebracht werden.
    Bei genauerem Hinsehen erkannte Levy in einem Frauenkörper Tessa Fahrenhorst, ihr gegenüber Eberhard Finger.
    Die Festgesellschaft kam ihm seltsam vertraut vor, so wie die Sitzordnung. Am Kopfende des Tisches Vater und Mutter, dann Onkel und Tanten und schließlich die beiden streitenden Kinder. Auch die Gesichtsausdrücke dieser Toten waren so genau nachgebaut, dass sie unwiderstehlich die vertrauten Menschen aus seiner Vergangenheit zum Leben erweckten. Schließlich erkannte er in einem Mann Onkel Jaap, der eine zerknüllte Zigarettenschachtel in der Hand hielt.
    Ich bin Balthasar Levy, flüsterten seine Lippen lautlos.
    Die Stimme in seinem Kopf wurde deutlicher, zog ihn unwiderstehlich hinüber in eine andere Realität.
    Es ist eine Spätsommernacht auf einer dänischen Insel, und er sitzt am Tisch zwischen Onkeln und Tanten, Cousinen, Cousins, zwischen Vater und Mutter.
     
    Traumland
    Schaumland
    schlaf sanft in meinen Armen,
    der Sterne Licht vertreibt die Sorgen
    und begrüß den neuen Morgen.
     
    Onkel Klaus grinste mit einem entstellten Lächeln, Nichte Teresa war im Streit mit Roy um eine Puppe in der Bewegung erstarrt, und Tante Katie schien mit offenen Augen eingenickt. Ihr Mund stand offen. Eine Fliege lief ungestört auf ihren Lippen entlang, verschwand im Schlund.
    Wie ferngesteuert ging Levy auf einen der drei noch freien Stühle zu, setzte sich und blickte in die Gesichter seiner Verwandten.
    Ich bin Ruben.
    «Soll ich dir Zigaretten holen, Onkel Jaap?», fragte er den Toten an seiner Seite.
    Von der Tür her sprach eine bekannte Stimme zu ihm: «Hallo, Ruben. Ich dachte schon, du findest mich nie.»
    Ruben drehte sich um.
    «Frank?»

34
    «Ich weiß, dass ich nie wieder hier rauskomme»,

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