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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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recht.» «Danke!
    Daß Ihnen das auffällt! Ich habe wirklich lange gesucht, bis ich die Teile gefunden habe.» «Das glaube ich», sagte Arne im Brustton der Überzeugung, «aber Qualität ist eben nicht leicht zu finden, dafür erkennt man sie auf den ersten Blick.» Frau Klaas-Selter schaute verblüfft. «Ich wußte gar nicht, daß Sie so ein gutes Gespür haben, Herr Dietrich», meinte sie. «Berufssache, Frau Klaas-Selter. Wir Kriminalbeamte leben doch von unserem Gespür.» Frau Klaas-Selter nickte zustimmend. «In der Tat. Und Ihr Gespür soll sich auch lohnen. Ich kann Ihnen, liebe Frau Schmidt, heute die erfreuliche Mitteilung machen, daß Sie aus vielen Bewer-bern für die wichtige und anspruchsvolle Aufgabe in Rumä-
    nien ausgewählt wurden. Offiziell geht Ihnen die Mitteilung morgen zu. Aber Sie können ruhig schon packen. Die rumänische Polizei braucht fähige, belastungsfähige und engagierte Berater wie Sie. Nur wir hier in Mainz», sie nickte Arne zu, «werden Sie natürlich schmerzlich vermissen. Aber Sie kommen ja wieder. Auf Dauer können wir Mitarbeiter, die sich wie Sie für höhere Aufgaben qualifi-zieren, tatsächlich nicht entbehren.» Tanja und Arne strahlten Frau Klaas-Selter an. «Das hören wir doch gerne, Chefin.» «Ratte», flüsterte Arne Tanja ins Ohr. Frau Klaas-Selter drohte scherzend mit dem Zeigefinger. «Flüstern ist nicht  höflich, lieber Herr Dietrich. Ich möchte doch Ihre Komplimente lieber laut hören.» Arne lächelte. «Das trau ich mich dann doch nicht, sonst halten Sie mich noch für einen Schmeichler. Manche Komplimente, Chefin, sollte man nicht hören, sonst wird man eingebildet. Sagt schon Kleist.»
    Frau Klaas-Selter schüttelte den Kopf. «Kleist, also, wofür Sie sich so interessieren, Herr Dietrich! Aber ich sage ja immer, wir können stolz auf unsere Beamten sein.» Damit verließ sie den Raum. Arne und Tanja schauten sich an.
    Dann zog Arne ein speziell präpariertes Dart-Spiel unter dem Schreibtisch hervor und reichte Tanja zwei Pfeile. «Für dich, Süße, aber wir müssen uns mit der Partie beeilen, ehe die Kollegen zum Gratulieren kommen.»

    * * *
    Tanjas Zunge klebte am Daumen. Sie räusperte sich mehrfach, es half wenig. Sie fühlte sich wie mitten in der Sahara ausgesetzt, auch wenn sie keinen Schimmer hatte, wie es tatsächlich in dieser Wüste war. Aber schlimmer als jetzt konnte es nicht sein. Ihr T-Shirt klebte, Schweiß rann ihr in Strömen vom Leib, ihre Augen waren schon ganz rot, weil ihr die Schweißtropfen in die Augen geronnen waren. Sie hatte den Eindruck, daß sie auf ihrem Stuhl klebte. Sie wagte es nicht, sich das T-Shirt über den Kopf zu ziehen, obwohl sie ganz allein zu Hause war. Sie stellte sich vor, daß sich mit dem Stoff auch ihre Haut ablösen müsse. Tanja wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von den Händen. Sie mußte wenigstens in der Lage sein, seine Telefonnummer zu wählen. Er sah ja nicht, in welchem Zustand sie sich befand. Wie in Zeitlupe und ferngesteuert tippte sie die Ziffern. Es klingelte, sie wartete. Hatte sie jemals schon  so gewartet? So ängstlich und freudig zugleich? So entmu-tigt und so triumphierend? Was auch immer jetzt geschehen sollte – sie war glücklich, überschwenglich glücklich darüber, daß er lebte. Im Rückblick erkannte sie plötzlich, daß das tatsächlich Liebe sein mußte. Sie würde ihn verlieren, einfach weil ihrer beider Leben überhaupt nicht kom-patibel war. Aber sie spürte, daß es nichts Kostbareres auf dieser Erde gab als dieses Gefühl: zu lieben. Auch wenn sie ihn verlieren mußte: Er hatte ihr etwas geschenkt, das sie noch nie gekannt hatte. Sie hatte aus Sorge um ihn sich selbst vergessen. Und es war ihr noch nie im Leben gelungen, sich selbst zu vergessen. Sie wußte, daß es ein großes Glück war, sich selbst vergessen zu dürfen. Das Freizeichen tönte. Und dann hörte sie seine Stimme. Es war so unglaublich schön, diese Stimme zu hören. Tanja holte tief Luft.
    Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren fremd. «Herr Jacobi, ich möchte Ihnen mitteilen, daß Sie nicht weitersu-chen müssen. Wir haben den Mörder Ihres Freundes gefunden.» «Frau Schmidt. Warum rufen Sie mich an?» «Weil ich nicht möchte, daß Sie sich einen Tag länger als nötig in Gefahr begeben.» Die Stimme wurde kühl. «Wieso glauben Sie, ich hätte Ihre Fürsorge nötig?» Sie hatte alles versaut.
    Er war kein Kind, ein erwachsener Mann, wie konnte sie ihm klar machen, daß sie sich

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