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Und führe uns nicht in Versuchung

Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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schaute ihn nachdenklich an. «Ich bin die Frau», antwortete sie schließlich. «Und sie werden mir nichts nachweisen können. Er kann mir sein Schlafzimmer und das Bad aus rein innenarchitektonischen Beweggründen gezeigt haben. Das wissen Sie ganz genau. Ich unterhalte mich mit Ihnen auf rein freiwilliger Basis. Sollten Sie sich unverschämt zeigen, sind Sie schneller draußen, als Sie denken können.» Sie lächelte schmal. Arne und Tanja lächelten nicht. Wiebke Steinmann war alles andere als das hilflose Weibchen eines bundesweit bekannten Ministers. Sie war eine hochintelligente und beherrschte Frau, die ihre Macht sehr genau kannte. Tanja überlegte. Wie konnte sie Wiebke Steinmann bewegen, mit ihnen zusammenzuarbeiten? «Ich weiß, daß wir Ihnen nur den Kontakt zu Steffen Vogel nachweisen können, mehr nicht», räumte sie ein. «Aber ich weiß, daß Sie mehr mit ihm zu tun hatten, enger mit ihm verbunden waren. Sonst hätte er sich nicht die Mühe mit diesem komplizierten Code gemacht. Ihnen muß an diesem Mann gelegen haben. Das kann Ihnen doch nicht gleichgültig sein, daß er so grausam ermordet wurde.» Tanja verstummte. Wiebke Steinmann schaute sie abwägend an. Arne nahm die Stille im Haus wahr. Eine Wanduhr im antiquarischen Stil (oder war sie tatsächlich alt?) tickte vernehmlich, sonst war kein Laut zu hören. Die Kühle des Marmorbodens schien sich fühlbar im Raum auszubreiten. Arne merkte, wie er an diesem Sommertag kalte Füße bekam. Tanja, die ihre Jeansjacke locker über die Schultern gelegt hatte, zog sie nun an. Offenbar schien auch sie in dieser Atmosphäre zu frieren. Ob die Stimmung zwischen den Ehepartnern Steinmann-Lobschütz auch so frostig war? Wiebke Steinmann schaute Arne direkt an, es schien ihm, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. «Ich spreche nur mit Ihnen, wenn mein Mann nichts von unserer Unterredung erfährt», sagte sie. Tanja und Arne blickten sich an. Sie wußten, daß sie einer Verdächtigen keine Versprechungen machen konnten. Doch wenn sie jetzt nicht zustimmten, würden sie aus Wiebke Steinmann keinerlei Informationen herausbekommen.
    «Und ich wünsche auch nicht, daß sie meinen Mann befragen», ergänzte die Steinmann. Tanja zuckte mit den Schultern. Arne nickte ihr zu. Der Minister wäre sowieso ein Problem. Wie stand es mit seiner Immunität? Sie würden eindeutige Beweise für seine Verwicklung in diesen Mordfall benötigen, um ein Gespräch mit ihm führen zu können – von einem Verhör ganz zu schweigen. Sie brauchten dringend neue Informationen, und Wiebke Steinmann konnte ihnen neue Informationen geben – allerdings offenbar nur zu ihren Bedingungen. Wiebke Steinmann wartete gelassen. Ihr war keinerlei Anspannung anzumer ken. Tanja beneidete sie ein wenig um ihre erstklassige Beherrschung. Wie schnell konnte sie selbst die Fassung verlieren! Wiebke Steinmann dagegen würde selbst einer Horde aufgebrachter Hells-Angels-Rocker gegenüber nichts von ihrer höflichen, disziplinierten Haltung verlieren. Sie würde sich in jeder Situation angemessen verhalten. Jetzt nippte sie an ihrem Orangensaft und wartete geduldig auf die Entscheidung ihrer Gegenüber. Arne drückte leicht sein Bein gegen Tanjas Oberschenkel, Tanja drückte leicht zurück. Sie würden die Konditionen von Wiebke Steinmann akzeptieren. «Ihr Mann wird nichts von unserer Unterhaltung erfahren», bestätigte Arne.
    «Und wir werden ihn auch nicht befragen, es sei denn, wir haben eindeutige Hinweise darauf, daß er Steffen Vogel ermordet hat.» Wiebke Steinmann überlegte, dann nickte sie zustimmend. Sie nahm noch einen Schluck Orangensaft, überlegte kurz, und fing dann an, Arne und Tanja von ihrer Beziehung zu Steffen Vogel zu berichten. «Selbstverständlich haben mein Mann und ich nicht aus Liebe geheiratet», sagte sie ohne eine sichtbare Gefühlsregung.
    «Die Liebe war mich zuvor auch teuer genug zu stehen gekommen. Ich hatte für meinen ersten Mann mit meinem Vermögen gebürgt. Als sein Unternehmen an der Börse floppte, hat er unsere Konten und, soweit es ihm möglich war, auch die Konten des Unternehmens aufgelöst und sich in die Karibik abgesetzt. Als sie ihn fünf Jahre später gefunden und festgenommen hatten, war nichts mehr von dem Geld übrig – zumindest haben sie nichts gefunden. Mein Mann hat behauptet, er hätte es verbraucht. Ich weiß, er hat irgendwo noch Reserven, aber ich weiß auch, daß ich keine Chance habe, mein Vermögen wiederzubekommen. Es ist für mich

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