Und führe uns nicht in Versuchung
der Stimme nicht unterdrücken.
«Es ist eine Schloßkombination oder eine Telefonnummer. Ich glaube, es ist eine Telefonnummer. Wir müssen jetzt nur noch herausfinden, zu wem die Telefonnummern gehören und wer von den Teilnehmern eine Beziehung zu Steffen Vogel hat.» Arne war sauer. «Das kann ja wieder Jahre dauern! Wer weiß, wie viele solcher Nummern es in Deutschland gibt?» Tanja glättete die Wogen. «Die Nummer ist aus Mainz oder Umgebung. Ich schätze mal, vielleicht Wiesbaden noch, höchstens Frankfurt. Jedenfalls dürfte es sich um eine Frau handeln, und ich bin mir inzwischen eigentlich ziemlich sicher, daß es sich um eine Frau handeln muß.» Arne zögerte. «Woher weißt du, daß es nicht die Nummer eines Mannes ist? Zum Beispiel eines Typen, der in Zusammenhang mit der Iran-Irak-Vergangenheit von Vogel und Jacobi steht?» Tanja lachte. «Ganz einfach deshalb, weil Jacobi wußte, worum es geht. Und er wäre nicht so locker geblieben, wenn Bastille vielleicht der Mörder seines Freundes wäre. Nein, Jacobi weiß, daß Bastille für eine Frau steht. Außerdem – Vogel hat sich mindestens einmal im Monat mit Bastille getroffen. Warum hätte er das wegen dieser alten Kriegsgeschichte tun sollen? Glaub mir, Arne, Bastille ist eine Frau. Und die Frau wohnt in der Umgebung.» Arne blieb störrisch. «Warum lebt sie nicht in Berlin? Da kommt man auch schnell hin.» Tanja lachte. «Weil er dann einfach ihren Namen aufgeschrieben hätte. Er hat sie verschlüsselt, weil sie so nah ist und damit leichter identifizierbar als eine Frau in Berlin. Ich hab keine Ahnung, wie viele solche Anschlüsse es im Umkreis bis Frankfurt gibt, aber morgen müssen wir wohl oder übel die Nummern abtelefonieren.» Arne seufzte.
«Du meinst heute.» Tanja lachte wieder. «Stimmt. Heute. Aber wenn du willst, kannst du ja noch eine Stunde schlafen.»
* * *
Um 8.00 Uhr trafen sie sich im Polizeipräsidium. Tanja hatte eine Liste aller möglichen Telefonanschlüsse in Auftrag gegeben, es waren genau 43, auf die eine der Zahlenkombinationen zutraf. Sie erarbeiteten eine Strategie, wie sie vorgehen wollten. Arne schlug vor, die Teilnehmer direkt auf Vogel anzusprechen. Tanja war skeptisch. «Was ist, wenn wir einen Mann am Telefon haben? Vielleicht weiß der gar nichts davon, daß seine Frau oder seine Mitbewohnerin Kontakt zu Vogel hatte?» Arne überlegte.
«Wenn ein Mann dran ist, legen wir auf und versuchen es später noch mal. Wir gehen jetzt erst einmal alle durch und versuchen unser Glück bei den Frauen, die an den Apparat gehen. In einer zweiten Runde versuchen wir es dann wieder – vielleicht sind die Männer dann außer Haus. Es geht ja nicht anders.» Tanja wandte ein: «Wir können doch überprüfen, ob unter den Anschlüssen auch eine Frau gemeldet ist. Wenn nur ein Mann in der Wohnung lebt, können wir die Nummern ausschließen.» Arne schüttelte den Kopf. «Nein, es könnte sein, daß die Person sich nicht beim Einwohnermeldeamt angemeldet hat. Das ist zwar nicht legal, aber Mord ist auch nicht legal.» Tanja dachte nach. «Was sagen wir, wenn die Frau sich meldet?» Arne überlegte. «Ich denke, wir sagen: Wir haben eine Nachricht von Steffen Vogel für Sie. Und dann warten wir ab. Wenn die Person etwas mit Steffen Vogel zu tun hatte, dann wird sie reagieren.» Tanja war skeptisch. «Und wenn sie nicht reagiert, aus Vorsicht, aus Angst?» Arne hob die Hände.
«Dann haben wir Pech gehabt. Aber mir fällt nichts Besseres ein. Und vielleicht hast du ja auch nicht recht und es handelt sich gar nicht um eine Telefonnummer.» Bei Tanja war die Begeisterung der letzten Nacht einer morgendlichen Ernüchterung gewichen. «Stimmt, vielleicht habe ich mich ja geirrt. Aber wir müssen einfach weiterkommen. Laß es uns versuchen.»
* * *
Tanja und Arne hatten eine Stunde lang telefoniert, als der Durchbruch kam. «Steinmann», meldete sich eine kühle Frauenstimme. Arne leierte sein Sprüchlein herunter. «Wir haben eine Nachricht von Steffen Vogel für Sie, Frau Steinmann.» Arne hörte, wie Frau Steinmann scharf die Luft einsog. Nach einem Moment, Arne wollte schon fragen, ob sie noch in der Leitung sei, fragte die Stimme, immer noch kühl, aber leiser: «Woher haben Sie meine Telefonnummer?» Arne signalisierte Tanja mit erhobenem Daumen, daß sie den entscheidenden Treffer gelandet hatten, und stellte das Telefon laut. «Frau Steinmann, Sie sprechen mit der Kriminalpolizei. Wir haben Ihre Telefonnummer
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