Und Jimmy ging zum Regenbogen
vereinigte nicht nur im Wesen, sondern auch dem Äußeren nach in sich in leicht erkennbarer Weise die typischen Merkmale der jüdischen Rasse … Beweis: zahlreiche vorzulegende Fotografien, Aussagen von Zeugen …‹
»… Das Wiener Riesenrad wurde 1896 von dem englischen Ingenieur Walter Basset errichtet. Die von demselben Konstrukteur gebauten Riesenräder in Chicago, London, Blackpool und Paris wurden bald abgetragen und verschrottet. Nicht so das Wiener Riesenrad …«
›… Der Kläger ist von allen diesen Merkmalen völlig frei, so daß … als über jeden Zweifel erhaben angesehen werden muß, daß er … nicht aus dem ehelichen Verkehr mit dem Ehegatten … sondern aus dem Verkehr … mit Martin Landau stammt …‹
Valerie reichte Nora weitere Papiere.
»Dann ist die erste Tagsatzung gekommen. Das hat bis zum 18. Dezember gedauert … Ich war gar nicht dort, Forster hat mir geschrieben …«
Nora las:
›… findet beim Landgericht am 18. Dezember 1942 statt. Zum Kurator wurde Rechtsanwalt Dr. Hubert Kummer bestellt … ein rein formeller Termin, bei dem Ihre Anwesenheit nicht erforderlich ist … Mit Handkuß, ergebener Dr. Otto Forster …‹
Die Lautsprecherstimme hatte unterdessen weitergeredet.
»… der Durchmesser des Rades beträgt 61 Meter, der höchste Punkt über dem Boden 64 Meter und 75 Zentimeter. Das Rad …«
»Und hier!« Valerie gab Nora einen neuen Bogen.
Diese las.
›… wurde dem Kurator Dr. Kummer bei der ersten Tagsatzung eine Frist bis zum 15. Januar 1943 zur Erstattung der Klagebeantwortung erteilt …‹ Immer noch schaukelte die Kabine sanft auf der Höhe des Rades, immer noch erklang die Lautsprecherstimme.
»… die Achsenmitte befindet sich 34 Komma 2 Meter über dem Boden. Die Tragkonstruktion aus acht Pylonen wiegt 165 Komma 2 Tonnen …«
Valerie sagte mit strahlendem Gesicht: »Und der Kurator, der Doktor Kummer, ist auch ein Antinazi, hat Forster mir erzählt. Unglaublich, nicht?«
»Ja«, sagte Nora. »Unglaublich. Ein Wunder fast.«
Valerie kramte wieder in ihrer Tasche.
»Bei der ersten Tagsatzung hat Forster den Richter zum erstenmal gesehen, einen gewissen Doktor Gloggnigg. Und er hat mir erzählt, daß er den schon kennt aus anderen Prozessen … ein alter Sozi! Hier, bitte, noch ein Brief von Forster …«
Nora las: ›… 15. Januar 1943 … Sehr geehrte gnädige Frau … Klagebeantwortung des Kurators nunmehr eingelangt … hat das Gericht die mündliche Streitverhandlung für den 20. März 1943, 10 Uhr, Justizpalast, III . Stock, Saal XXIX , anberaumt …‹
Valerie sagte atemlos: »Merken Sie, wie die das verschleppen? Streitverhandlung erst am 20. März! Das sind hervorragende Zeichen, sagt Forster. Sind es doch auch, nicht wahr?«
Nora nickte und las:
›… die Klagebeantwortung des Kurators ist – wie zu erwarten war – rein formell gehalten und enthält keine erwähnenswerten Gesichtspunkte … Mit Handkuß, ergebener …‹
»… das Riesenrad dreht sich mit einer Geschwindigkeit von Null Komma 75 Metern in der Sekunde. Wir hoffen, daß Ihnen diese Fahrt noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird. Heil Hitler!«
Der Lautsprecher schaltete mit einem lauten Knacken ab.
Gleich darauf setzte sich die Kabine, sanft schaukelnd, ganz langsam wieder in Bewegung.
»Von der Klagebeantwortung des Kurators hat mir der Doktor Forster ebenfalls einen Durchschlag geschickt«, sagte Valerie. »Hier …«
Nora nahm einen Briefbogen.
›… gewärtige ich zunächst die Vorlage der Urkunden, auf welche sich die Klage beruft, die jedoch derselben nicht angeschlossen gewesen sind … Die diesem vermutlichen Urkundeninhalt widersprechende Behauptung, der Kläger sei nicht von Paul Steinfeld, sondern von Martin Landau gezeugt worden, bestreite ich so lange, als nicht der ordnungsgemäße Nachweis für diese Behauptung erbracht wird, welchen Nachweis der Kläger zu führen hat …‹
»Nur das Geschwätz, das er halt schreiben hat müssen, sagt der Doktor Forster«, erklärte Valerie nervös, weil sie sah, daß Nora das letzte Schriftstück weniger rasch überflog als die anderen. »Brauchen Sie gar nicht zu Ende zu lesen!«
»Ich will aber«, sagte Nora.
›… behalte mir vor, gegebenenfalls, je nach schließlicher Gestaltung der Beweisanträge des Klägers, den Antrag auf anthropologische und erbbiologische Untersuchung des Klägers und Begutachtung durch Sachverständige darüber zu stellen, daß die Merkmale
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