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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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ausgeknipst?«
    Mercier hatte nur schwach gestöhnt und abgewinkt. Der Professor war, frisch und mit neuen Kräften, an den Tresor getreten …
    Der nun gezogene Einstellknopf drehte sich, unendlich langsam, Mercier konnte es nicht mitansehen. Er blickte zur Seite. Im nächsten Moment erklang die ruhige Stimme des Professors: »Wir haben die siebente Zahl. Es ist die 2.«
    Mercier wirbelte herum.
    »Die ganze Kombination?«
    »Das werden wir gleich sehen.« Der Professor streifte das Stethoskop ab und griff nach dem Türchen über dem Konus. Es ließ sich an einem oberen Drehpunkt zur Seite schwenken und gab den Blick auf zwei Schlüssellöcher frei. In dem unteren steckte eine Stahlstange.
    Der Professor bückte sich.
    Auch das zweite Türchen ließ sich bewegen.
    Sirus zog eine etwa zwanzig Zentimeter lange Stahlstange, die einen Durchmesser von fünf Millimetern hatte und an ihrem Ende einen seltsam gezackten Bart besaß, aus dem einen Schlüsselloch des unteren Schlosses. Danach zog er die zweite Stange aus dem oberen Schloß.
    »Die Sperren lassen sich entfernen«, sagte er. »Die Kombination ist also richtig.« Er legte die beiden Stäbe auf das Tuch, das er über den Schreibtisch gebreitet hatte und auf dem seine Instrumente ruhten. »Jetzt müssen wir noch die beiden Schlösser öffnen.«
    »Wie?«
    Der Professor hob eine Stahlstange auf, sehr ähnlich den beiden, welche er eben aus dem Tresor entfernt hatte. Sie besaß an einem Ende einen Haltegriff und zahlreiche herausragende gekrümmte Enden von Stahlstiften.
    »Das ist eine kleine Erfindung von mir. Mit ihr wurde ich … nun ja, sagen wir es ruhig … weltberühmt.« Der Professor bewegte einen der kleinen Stifte. Aus dem glatten anderen Ende der Stange trat zu Merciers Verblüffung das millimeterdünne Teilstück eines Schlüsselbartes hervor. Jetzt sah er, daß dieses Ende der Stange zahlreiche feine Schlitze aufwies. Der Professor bewegte einen zweiten Stift. Ein zweites dünnes Stahlstück, bizarr gerippt, trat aus einem Schlitz.
    »Sie verstehen das System«, sagte Sirus. »Ich führe den Stab ein, mit allen Teilstücken des Bartes in seinem Innern. Danach probiere ich ihn aus. In allen Kombinationen der einzelnen Teile des Bartes. Wenn er für das Schloß nicht paßt, versuche ich es mit dem nächsten. Sie sehen, ich habe ein Dutzend hier. Sie alle gehören zu dieser Art von Tresoren. Deshalb mußte ich vorher genau die Type kennen.«
    »Sie haben solche Geräte auch für andere Typen?«
    »Selbstverständlich. Die gesamte Kollektion stellt ein Vermögen dar, wie Sie sich denken können.«
    »Und … und wenn Sie die Schlösser einmal geöffnet haben, können Sie sie dann auch wieder verschließen?«
    Der Professor sah Mercier mit hochgezogenen Brauen an.
    »Natürlich«, sagte er. »Oder wünschen Sie, daß ich den Tresor offenstehen lasse? Da hätten Sie einen anderen Mann engagieren müssen. Wenn ich fertig bin, sieht der Gegenstand meiner Bemühungen genauso aus wie zu Beginn. Ein Anton Sirus hinterläßt keine Spuren …«

74
    »Ich muß mich gegen diese Frage auf das schärfste verwahren!«
    »Na, so aus der Welt gegriffen ist sie ja wohl nicht!«
    »Und ob sie das ist! Ich will dir mal was sagen, lieber Paul: Wir, im Institut, treiben reine Grundlagenforschung.«
    »Soso.«
    »Jawohl, reine Grundlagenforschung! Daß wir uns dabei auf alle schon geleisteten Arbeiten stützen, ist selbstverständlich! Und wenn Ransom bereits 1898 über die Wirkung von Bakterientoxinen auf motorische Nerven schrieb, dann berücksichtigen wir das und ziehen natürlich in Erwägung, daß unsere Untersuchungen einmal praktische Resultate bringen können – eben auf dem Gebiet der Schädlingsbekämpfung!«
    »Aha! Und auf militärischem Gebiet …«
    »Nie! Niemals! Das ist absurd! Das ist vollkommen ausgeschlossen! Hirnrissige Vorstellungen eines Journalisten!«
    »Um Gottes willen, hört doch auf!« rief Valerie Steinfeld unglücklich.
    »Wenn ihr euch schon einmal alle heiligen Zeiten seht, schreit ihr euch sofort an!«
    Das war an einem Abend Ende November 1936.
    In dem großen Mittelzimmer der Wohnung in der Gentzgasse saßen einander die Brüder Steinfeld gegenüber und stritten. Valerie war aus ihrem Sessel aufgesprungen und versuchte, die Männer zu besänftigen. Zierlich, sehr jung und sehr schön sah sie aus zwischen den um Jahre älteren Brüdern, die bei aller Verschiedenheit der Charaktere einander unglaublich ähnlich waren. Groß und

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