...und noch ein Küsschen!
fassungslos war.
«Sie sagten doch, Sie würden um alles wetten, was ich wollte.»
«Ich meinte Geld.»
«
Gesagt
haben Sie’s nicht.»
«Aber gemeint.»
«Dann ist es schade, dass Sie sich nicht deutlicher ausgedrückt haben. Nun, wie dem auch sei, wenn Sie von Ihrem Angebot zurücktreten möchten, soll es mir recht sein.»
«Hier geht’s gar nicht darum, ob ich von meinem Angebot zurücktreten möchte, alter Junge. Die Wette lässt sich ohnehin nicht durchführen, da Sie keinen gleichwertigen Einsatz zu bieten haben. Woher wollen Sie denn die Tochter nehmen, die Sie mir geben müssten, falls Sie verlieren? Und selbst wenn Sie eine hätten, würde ich sie bestimmt nicht heiraten.»
«Das freut mich, mein Lieber», warf Mrs. Schofield ein.
«Ich setze alles dagegen, was Sie wollen», verkündete Pratt. «Mein Haus zum Beispiel. Wie wär’s mit meinem Haus?»
«Welches?», fragte Mike, natürlich im Scherz.
«Das Landhaus.»
«Warum nicht auch noch das andere?»
«Na schön, dann eben meine beiden Häuser.»
Hier sah ich Mike zögern. Er trat einen Schritt vor undstellte die Flasche in ihrem Korb behutsam auf den Tisch. Er schob den Salzstreuer zur Seite, den Pfefferstreuer, dann nahm er sein Messer in die Hand, betrachtete nachdenklich die Klinge und legte es wieder hin. Seine Tochter hatte ebenfalls bemerkt, dass er zögerte.
«Daddy!», rief sie. «Sei nicht
albern
! Es ist einfach
zu
blöde. Ich weigere mich, so verwettet zu werden.»
«Ganz recht, Liebes», kam ihr die Mutter zu Hilfe. «Hör sofort auf, Mike, setz dich hin und iss.»
Mike beachtete sie nicht. Er blickte hinüber zu seiner Tochter und lächelte – ein leichtes, väterliches, beruhigendes Lächeln. Aber in seinen Augen war ein kleines triumphierendes Leuchten. «Weißt du», sagte er, noch immer lächelnd, «weißt du, Louise, wir sollten uns das doch mal überlegen.»
«Nun sei aber still, Daddy! Mir reicht’s jetzt! Wirklich, etwas so Unsinniges ist mir noch nie vorgekommen!»
«Reg dich nicht auf, Kindchen. Hör dir erst mal an, was ich zu sagen habe.»
«Aber ich
will
es nicht hören.»
«Louise! Bitte! Die Sache ist so: Richard hat uns eine ernstgemeinte Wette angeboten. Er ist es, der darauf besteht, nicht ich. Und wenn er verliert, geht ein beträchtliches Vermögen in deinen Besitz über. Nein, warte einen Augenblick, Kindchen, unterbrich mich nicht. Jetzt kommt nämlich das Wichtigste: Er kann
unmöglich gewinnen
.»
«Er scheint es aber zu glauben.»
«Nun hör doch schon zu. Schließlich weiß ich, wovon ich rede. Ein Fachmann, der einen französischen Rotwein kostet – sofern es sich nicht um einen der berühmten großen Weine wie Lafitte oder Latour handelt –, ist keinesfalls imstande, genaue Angaben über das Weingutzu machen. Er kann dir natürlich sagen, aus welchem Bordeaux-Gebiet der Wein stammt, ob er aus Saint-Émilion, Pomerol, Graves oder Médoc kommt. Aber jedes Gebiet hat mehrere Gemarkungen, und jede Gemarkung hat viele, viele kleine Weingüter. Es ist unmöglich, sie nur vom Geschmack und Geruch her zu unterscheiden. Auch wenn ich sage, dass der Wein, den ich hier habe, von einem kleinen Weingut stammt, das inmitten vieler anderer kleiner Weingüter liegt, wird Richard den Namen nie erraten. Es ist unmöglich.»
«Das kannst du nicht wissen», widersprach Louise.
«O doch, verlass dich drauf. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber was Weine betrifft, da weiß ich so ziemlich Bescheid. Und dann, bedenke doch, Kind, ich bin dein Vater. Glaubst du etwa, ich würde dich in etwas hineinmanövrieren, was du nicht willst? Ich versuche nur, dir Geld zu verschaffen.»
«Mike!», rief seine Frau scharf. «Hör jetzt auf, Mike, bitte!»
Wieder beachtete er sie nicht. «Wenn diese Wette zustande kommt», sagte er zu seiner Tochter, «bist du in zehn Minuten die Besitzerin von zwei großen Häusern.»
«Aber ich brauche keine zwei großen Häuser, Daddy.»
«Dann verkauf sie. Verkauf sie ihm auf der Stelle zurück. Ich arrangiere das für dich. Und dann, stell dir das nur einmal vor, mein Kind, dann bist du reich! Unabhängig für den Rest deines Lebens!»
«Daddy, mir gefällt das nicht. Ich finde es leichtfertig.»
«Ich auch», erklärte die Mutter energisch und nickte dabei mit dem Kopf wie ein pickendes Huhn. «Du solltest dich schämen, Michael, überhaupt so einen Vorschlag zu machen! Noch dazu deiner eigenen Tochter!»
Mike hatte nicht einmal einen Blick für sie. «Sag ja!»,
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