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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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wach – wenn er nicht über seinem Buch eingenickt war.
    Ich parkte den Wagen und stieg die fünf Stufen zur Veranda hinauf. In der Dunkelheit zählte ich jede Stufe, damit ich oben nicht etwa ins Leere trat. Ich überquerte die Veranda, stieß die Fliegentür auf und knipste das Licht in der Diele an. Dann ging ich zu Harrys Tür, öffnete sie einen Spaltbreit und schaute ins Zimmer.
    Er lag auf dem Bett, und ich sah, dass er wach war. Er bewegte sich jedoch nicht. Er wandte mir nicht einmal den Kopf zu, aber ich hörte ihn flüstern: «Timber, Timber, komm her.»
    Er sprach überaus langsam und vorsichtig. Ich öffnete die Tür vollends und wollte gerade mit schnellen Schritten auf ihn zugehen, als er sagte: «Halt. Warte einen Augenblick, Timber.»
    Ich konnte ihn kaum verstehen. Anscheinend kostete es ihn gewaltige Mühe, die Worte herauszubringen.
    «Was ist los, Harry?»
    «Pssst!», zischte er. «Pssst! Um Gottes willen, sei leise. Zieh die Schuhe aus, bevor du herkommst.
Bitte
, Timber, tu, was ich dir sage.»
    Seine Art zu sprechen beschwor eine Erinnerung herauf:George Barling, der einen Bauchschuss bekommen hatte, stand an die Kiste mit dem Reserve-Flugzeugmotor gelehnt, presste die Hände auf den Leib und verwünschte den deutschen Piloten in genau dem gleichen heiseren, angestrengten Flüsterton, der jetzt aus Harrys Kehle drang.
    «Schnell, Timber. Aber zieh dir zuerst die Schuhe aus.»
    Ich hatte keine Ahnung, warum ich mir die Schuhe ausziehen sollte, hielt es jedoch für besser, ihm nicht zu widersprechen, denn er machte den Eindruck eines todkranken Menschen. Ich bückte mich also, streifte die Schuhe ab und ließ sie auf dem Boden liegen. Dann ging ich zu Harry hinüber.
    «Fass das Bett nicht an! Um Gottes willen, fass das Bett nicht an!» Er sprach noch immer, als hätte er einen Bauchschuss bekommen. Ich sah, dass er auf dem Rücken lag, bis zur Brust mit einem Laken zugedeckt. Er trug einen blau, braun und weiß gestreiften Pyjama und schwitzte fürchterlich. Die Nacht war schwül, und auch ich schwitzte, aber nicht so wie Harry. Sein Gesicht triefte von Schweiß, und rings um den Kopf war das Kissen völlig durchnässt. Vielleicht ein schwerer Malariaanfall, dachte ich.
    «Was ist denn nur los, Harry?»
    «Eine Bungar», sagte er.
    «Eine
Bungar
! O Gott! Wo hat sie dich gebissen? Und wann?»
    «Nicht so laut», wisperte er.
    Ich beugte mich vor und packte ihn an der Schulter. «Harry, wir müssen sofort etwas unternehmen. Los, los, sag doch schon, wo sie dich gebissen hat.»
    Er rührte sich nicht, und er wirkte seltsam verkrampft, als müsse er alle Kraft zusammennehmen, um einen starkenSchmerz zu ertragen. «Ich bin nicht gebissen worden», flüsterte er. «Noch nicht. Sie liegt auf meinem Bauch. Sie liegt da und schläft.»
    Ich fuhr unwillkürlich zurück und starrte auf seinen Bauch oder vielmehr auf das Laken, das ihn bedeckte. Das Laken warf an mehreren Stellen Falten, sodass nicht zu erkennen war, ob sich etwas darunter verbarg.
    «Eine Bungar auf deinem Bauch? Das ist doch wohl nicht dein Ernst.»
    «Ich schwöre es dir.»
    «Wie ist sie denn dorthin gekommen?» Es war leichtsinnig von mir, diese Frage zu stellen. Harry scherzte offensichtlich nicht, und ich hätte ihn lieber ermahnen sollen, sich still zu verhalten.
    «Ich las», sagte Harry. Er sprach sehr langsam, Wort für Wort, und war ängstlich darauf bedacht, die Bauchmuskeln nicht anzuspannen. «Lag auf dem Rücken und las und fühlte etwas auf der Brust. Hinter dem Buch. Eine Art Kitzeln. Dann sah ich aus den Augenwinkeln diese Bungar über meine Brust kriechen. Klein, etwa fünfundzwanzig Zentimeter. Wusste, dass ich mich nicht rühren durfte. Hätte es auch gar nicht gekonnt. Lag da und beobachtete sie. Dachte, sie würde von meiner Brust aufs Laken kriechen.» Harry schwieg einige Sekunden. Seine Augen richteten sich auf die Stelle, wo das Laken seinen Bauch bedeckte, und ich begriff, dass er fürchtete, sein Flüstern könnte die Bungar gestört haben.
    «Da war eine Falte im Laken», berichtete er schließlich weiter. Er sprach jetzt noch langsamer und so leise, dass ich mich weit vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. «Hier oben, siehst du? Sie kroch darunter. Ich konnte durch den Pyjama fühlen, wie sie auf meinen Bauch kroch. Und dann machte sie halt. Jetzt liegt siedort in der Wärme. Schläft wahrscheinlich. Ich habe auf dich gewartet.» Er hob den Blick und sah mich an.
    «Wie lange schon?»
    «Seit Stunden»,

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