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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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Freuden zu leben.» Der Mann machte eine Pause, damit sein Zuhörer Zeit hätte, diese glänzenden Aussichten voll und ganz zu würdigen. Dann fuhr er fort: «Ihre einzige Pflicht – oder sagen wir lieber: Ihr Vergnügen – würde darin bestehen, dass Sie sich, nur mit einer Badehose bekleidet, täglich an meinem Strand aufhalten. Sie gehen inmitten meiner Gäste umher, sonnen sich, schwimmen, trinken Cocktails. Lockt Sie das nicht?»
    Keine Antwort.
    «Verstehen Sie – dadurch gebe ich allen meinen Gästen Gelegenheit, dieses faszinierende Bild von Soutine zu besichtigen. Sie werden berühmt werden. Man wird sagen: ‹Oh, da ist ja der Bursche mit den zehn Millionen Francs auf dem Rücken.› Wie finden Sie diese Idee, Monsieur? Gefällt Sie Ihnen?»
    Drioli betrachtete den Mann mit den kanariengelben Handschuhen und fragte sich, ob das etwa ein Scherz sein sollte.
    «Es ist eine komische Idee», sagte er langsam. «Meinen Sie das alles im Ernst?»
    «Aber natürlich   …»
    «Moment mal», unterbrach ihn der Kunsthändler. «Hören Sie, Alter, mir ist eben die Lösung unseres Problems eingefallen. Ich kaufe das Bild und beauftrage einen Chirurgen, die Haut von Ihrem Rücken zu entfernen. Dann können Sie gehen, wohin Sie wollen, und das viele Geld genießen, das ich Ihnen dafür gebe.»
    «Ohne Haut auf dem Rücken?»
    «Nein, nein, Sie haben mich missverstanden. Der Chirurg ersetzt das alte Hautstück durch ein neues. Eine ganz einfache Sache.»
    «Kann man denn das?»
    «Aber gewiss. Warum nicht?»
    «Unmöglich!», mischte sich der Mann mit den kanariengelben Handschuhen ein. «Er ist zu alt für eine so schwierige Hautverpflanzung. Es wäre Ihr Tod, mein Freund. Ihr sicherer Tod.»
    «Sie meinen   … ich würde sterben?»
    «Natürlich. Eine solche Operation können Sie nicht überleben. Nur das Bild würde durchkommen.»
    «Um Gottes willen!», rief Driolo. Er blickte entsetzt in die Gesichter der Menschen, die ihn beobachteten, und in der atemlosen Stille hörte man die ruhige Stimme eines Mannes, der irgendwo im Hintergrund stand: «Wenn man dem Alten genug Geld anbietet, ist er vielleicht sogar bereit, sich auf der Stelle umzubringen. Wer weiß?» Ein paar Leute lachten. Der Kunsthändler scharrte verlegen mit den Füßen auf dem Teppich.
    Wieder legte sich die Hand in dem kanariengelben Handschuh auf Driolis Schulter. «Kommen Sie», forderte ihn der Mann mit seinem breiten, weißzahnigen Lächeln auf. «Wir beide werden erst einmal ein gutes Abendessen zu uns nehmen. Bei Tisch können wir ja weiterreden. Was halten Sie davon? Sind Sie hungrig?»
    Drioli sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an. Ihm gefielen weder der lange, biegsame Hals des Mannes noch die Art, wie er ihn schlangenhaft vorreckte, wenn er mit einem sprach.
    «Gebratene Ente und Chambertin», sagte der Mann. Er gab diesen Worten eine kräftige, saftige Betonung, spritzte sie gleichsam mit der Zunge hervor. «Und vielleicht noch ein leichtes, lockeres
soufflé aux marrons

    Driolis Augen richteten sich auf die Decke, seine Lippen wurden schlaff und feucht. Man sah, wie dem armenalten Kerl buchstäblich das Wasser im Munde zusammenlief.
    «Wie mögen Sie Ihre Ente?», fuhr der Mann fort. «Sehr braun und knusprig, oder bevorzugen Sie   …?»
    «Ich komme», sagte Drioli rasch, bückte sich nach seinem Hemd und zerrte es in wilder Hast über den Kopf. «Warten Sie auf mich, Monsieur. Ich komme.» Und gleich darauf war er mit seinem neuen Gönner aus der Kunsthandlung verschwunden.
    Schon wenige Wochen später wurde ein Bild von Soutine – das Porträt einer Frau, in einer ungewöhnlichen Technik gemalt, schön gerahmt und dick mit Firnis überzogen – in Buenos Aires zum Verkauf angeboten. Diese Tatsache stimmt uns ein wenig nachdenklich, umso mehr, als es in Cannes kein Hotel Bristol gibt. Wir können nur für die Gesundheit des alten Mannes beten und inbrünstig hoffen, dass er dort, wo er jetzt weilt, von einem reizenden drallen Mädchen manikürt wird und dass ihm ein Stubenmädchen morgens das Frühstück ans Bett bringt.

Gift
    Es muss gegen Mitternacht gewesen sein, als ich nach Hause fuhr. Kurz vor dem Gartentor des Bungalows blendete ich die Scheinwerfer ab, um zu vermeiden, dass der Lichtstrahl beim Einbiegen das Fenster von Harry Popes Schlafzimmer traf und ihn aufweckte. Aber ich hätte mir deswegen keine Gedanken zu machen brauchen. Als ich mich dem Haus näherte, sah ich, dass Harrys Lampe noch brannte. Er war also

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