...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
ging er hinüber zur Bar, nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der Hamburger Polizei.
„Hamburger Bereitschaftspolizei, Hinrichs, was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine Stimme, aber Martelli antwortete nicht: „Hallo..., Hallo..., Hamburger Bereitschaftspolizei, Hinrichs mein Name...! Was kann ich für Sie tun...? So melden Sie sich doch!“
Sorgfältig wischte er den Hörer ab und legte ihn wieder in die Schale. Er wusste, das Auftauchen seiner Hamburger Kollegen am Tatort würde seiner Karriere ein abruptes Ende bereiten.
Martelli schüttelte den Kopf. Nein, dieser Preis war einfach zu hoch. Dieses Bündel menschlichen Abfalls war es einfach nicht wert, dass er jetzt in die Mühlen des Gesetzes geriet, seinen Job, seine Frau, seine ganze Zukunft verlor.
Was war zu tun?
Eigentlich standen seine Chancen gar nicht so schlecht, überlegte er. Niemand wusste, dass er hier war, nur seine Frau. Niemand würde darauf kommen, dass ein Kriminalbeamter aus München am Tode dieses Mannes schuld trug.
An sich war die Sache ganz einfach. Heute war Sonntag. Er würde einfach aus dem Haus gehen, unauffällig nach München zurückfahren und nach drei Tagen seinen Kollegen Hansen bitten, Mario Micoliç ins Präsidium zum Verhör zu bringen. Der würde den Toten in seiner Wohnung vorfinden und man würde in eine völlig andere Richtung ermitteln.
Martelli überlegte, ob er dem Toten die Wertsachen abnehmen sollte, um einen Raubmord vorzutäuschen, aber das hätte nur Verdacht erregt. Er hätte die Eingangstür aufbrechen müssen und er wusste, dass viele Verbrechen nur deshalb aufgedeckt wurden, weil die Täter zu viele falsche Spuren legten.
Aber da war der Mann, der ihm, als er das Haus betrat, die Tür aufgehalten hat. Jetzt verwünschte er sich dafür, dass er den freundlichen Hamburger Gruß mit einem Grüß Gott beantwortet hatte. Wer hätte denn ahnen können, was heute geschehen ist? Es war nicht mehr zu ändern, das Risiko musste er einfach eingehen.
Wenn sein Plan funktionierte, dann würde man ihn sowieso niemals mit dem Unglück in Verbindung bringen.
Er musste so schnell wie möglich und so unauffällig wie möglich aus Hamburg verschwinden. Das schien ihm nicht sonderlich schwer zu sein. Er kannte alle Tricks und wusste, dass ihm das gelingen würde. Aber zuerst musste er einmal die Spuren in der Wohnung verwischen und dann so leise und unauffällig wie möglich das Haus verlassen. Zeit würde er genug haben, er durfte nur nicht in Panik geraten!
„Du bist doch Profi“, murmelte er leise, „also benimm dich auch wie ein solcher.“
Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, was er alles in der Wohnung angefasst hatte, aber zum Glück hatte es ihn gleich beim Betreten dermaßen vor diesem Mann geekelt, dass er alles vermied anzufassen, was ihn in Kontakt mit ihm bringen konnte.
Den Tisch hatte er nicht berührt, dennoch wischte er ihn auf seiner Seite sorgfältig ab. Das Telefon! Um ganz sicher zu gehen, wischte er auch das noch einmal ab.
Er ging zur Tür und betrachtete den Türknauf. Auch mit ihm hatte er keinen Kontakt, Micoliç hatte ihn hereingelassen. Unten ins Haus kam er, ohne die Klinke angefasst zu haben, außerdem würden sich andere Abdrücke darauf befinden, bis die Polizei den Toten entdeckte.
Wenn da nicht der freundliche Mann gewesen wäre. Aber das war jetzt egal, das ließ sich nicht mehr ändern.
Es kam jetzt alles darauf an, dass er das Haus ohne gesehen zu werden verlassen konnte.
Angestrengt horchte er an der Tür, aber im Haus blieb es still. Die Marmorstufen würden jeden Hausbewohner verraten. Leise zog er die Schuhe aus, öffnete mit einem Taschentuch die Tür, schloss sie hinter sich und steckte das Tuch wieder ein. Das laute Klicken des Schnappers ließ ihn zusammenzucken.
Eine Weile stand er still und horchte in den Flur hinaus.
Nichts!
Mit schnellen Schritten huschte er die Treppe hinunter, zog sich vor der Tür die Schuhe wieder an und verschwand in der ersten Nebenstraße die er fand.
Eine ganze Weile suchte er, bis er eine U-Bahn Haltestelle fand. Ein Taxi zum Bahnhof wollte er nicht nehmen, der Fahrer könnte ihn wiedererkennen, wenn es hart auf hart ging. Ein Hotelzimmer hatte er sich gar nicht erst genommen. Das war ein Vorteil. Kein Portier würde sich an ihn erinnern. Außerdem wäre es für seinen Geldbeutel viel zu teuer gewesen. Er hatte im Zug geschlafen und sowieso beabsichtigt sofort nach dem Verhör zurückzufahren.
Er hatte
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