Und ploetzlich wieder Single

wach
    Erinnern Sie sich an die erste Zeit Ihres Kennenlernens? Welche Gemeinsamkeiten haben Sie miteinander verbunden? Gab es gleichgeartete Hobbys oder gemeinsame Vorlieben im Hinblick auf die Freizeitgestaltung? Konnten Sie sich im Gespräch verständnisvoll austauschen und intellektuell gut miteinander harmonieren? War es die sexuelle Verbindung, die harmonisch und befriedigend verlief? Oder war es ganz einfach nur der Wunsch, sich zu binden und einzulassen, um gemeinsam eine Familie zu gründen?
    In jeder Beziehung gibt es Momente, in denen die Frage auftaucht, was eigentlich noch verbindet. Je länger eine Beziehung andauert, desto wahrscheinlicher haben sich alte Interessen gewandelt und neue Vorlieben gebildet. Die Wege können sich dann trennen, wenn die gemeinsamen Interessen und Berührungspunkte in der Paarbeziehung abnehmen und die bisherigen Gemeinsamkeiten kritisch hinterfragt werden. Viele Dinge, die vor fünf oder zehn Jahren eine besondere Bedeutung sowohl für Sie als auch für Ihren Partner hatten, können an Attraktivität verloren haben. Nicht nur die Person, an die Sie sich gebunden haben, sondern auch Sie selbst haben sich im Laufe der Jahre verändert! In einer Beziehung ist dann der Zeitpunkt gekommen, die sich verändernden persönlichen Interessen und Wertigkeiten wahrzunehmen und die gemeinsam verbleibenden Lebensbereiche bewusst miteinander zu erleben und zu gestalten.
    Maria verliebte sich in Max und heiratete ihn mit 23. Sie hatten sich in einem Eishockeyklub kennengelernt und bis die Kinder kamen, versäumten weder Max noch Maria ein Turnier. Als Maria mit 30 erstmals
schwanger wurde, änderte sich die Lebensgestaltung. Sie verlor das Interesse am Eishockeysport und engagierte sich dafür, im Laufe der nächsten Ehejahre einen Secondhandladen für Kinderkleidung aufzubauen. Zehn Jahre später reichten beide die Scheidung ein. Da die Familie schon jahrelang kaum einen Abend oder ein Wochenende gemeinsam verbracht hatte, erschien beiden die Ehe nur noch wie eine unbefriedigende Pflichtgemeinschaft.
    Das Beispiel zeigt, dass es weder Max noch Maria gelungen ist, sich mit der veränderten Lebenssituation, die sich durch die Geburt der Kinder und die unterschiedlichen beruflichen und sportlichen Interessen ergab, zu arrangieren. Sie haben sich aufgrund fehlender gemeinsamer Zeit, unterschiedlicher Lebensziele und entgegengesetzter Interessen auseinandergelebt.
    Gerade in Partnerschaften, die früh eingegangen wurden, tritt die beschriebene Situation häufig ein. Bisher unterdrückte Wünsche und Bedürfnisse, wie zum Beispiel eine in jungen Jahren geplante Weltreise, auf die wegen der Beziehung verzichtet wurde, können wieder wach werden. Wenn positive Gefühle wie Vertrauen, Liebe und Zuneigung abgenommen haben, nährt der Mangel an verbindender Gemeinsamkeit die Unzufriedenheit und fördert das Bestreben, sich das erfüllen zu wollen, auf das man wegen der Bindung verzichtet zu haben glaubt.
    Die Wünsche nach Selbstverwirklichung und individueller Lebensplanung führen zu einem weiteren Auseinanderdriften. Einer der Partner begehrt auf, will Versäumtes nachholen. Er möchte das Gewohnte zurücklassen und sich aus der vermeintlichen Sackgassensituation befreien. In dieser Phase geschieht es auch oft, dass eine Nebenbeziehung eingegangen wird, um mit einer anderen Person das zu erleben, was man in der Hauptbeziehung versäumt zu haben glaubt. Die langjährige Verbindung wird sich auflösen, wenn die Verwirklichung bisher unterdrückter
Wünsche und geheimer Sehnsüchte befriedigender erscheint als die Weiterführung einer Beziehung, in der zwei sich fremd gewordene und aufgrund des gemeinsamen Weges doch vertraute Menschen nur noch nebeneinanderher leben.
    FRAGEN ZUR SELBSTANALYSE
› In welchen Situationen wurde deutlich, dass die Gemeinsamkeiten abnahmen? Wie haben Sie und Ihr Partner damit umzugehen versucht?
› Gab es Zeichen, die darauf hindeuteten, dass Ihr Partner ausbrechen möchte, um ungelebte Aspekte seines persönlichen Lebens zu verwirklichen?
› Welche persönlichen Wünsche haben Sie zurückgedrängt, um die Beziehung aufrechtzuerhalten? Welche dieser Wünsche könnten Sie nun aktiv verwirklichen?
WAHRHEIT
    Wenn in einer Beziehung ungelebte Träume wach werden, nimmt die Bereitschaft ab, die positiven Seiten der Beziehung wahrzunehmen.
HEILENDER GEDANKE
    Ich kann jetzt meine Wünsche und ungelebten Träume verwirklichen.
NÜTZLICHE ANREGUNG
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