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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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Lärm, Kinder, aber sie waren unglaublich weit entfernt. Der Schmerz war alles. Das Einzige. Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass der Schmerz das Letzte war. Er schlug die Augen auf. Lyle kniete neben ihm und zog seinen Gürtel aus der Hose. »Wusste nicht, dass du so für mich empfindest«, brachte Russ heraus.
    Lyles Hände hielten einen Moment inne. »Schön wär’s«, sagte er. Jetzt hatte er seinen Gürtel gelöst. »Ich binde deinen Schenkel ab, um die Blutung zu verlangsamen. Es wird so wehtun wie eine neunschwänzige Katze.«
    »O Him…mel, Hi…«, keuchte Russ. Der Schmerz riss ihn hoch, als könnte er aufspringen und ihm entkommen. Einen kurzen Moment sah er auf seine Brust.
    »Leg dich zurück«, befahl Lyle. Er gehorchte. Lyle breitete etwas über Russ’ Brust. »Ich drück die Wunde ab, bis der Rettungswagen hier ist. Wird nicht lange dauern.«
    Er hob die Hand, stoppte Lyle mit einer kraftlosen Bewegung. »Lyle.« Er spürte, wie eine weitere Blase in seiner Kehle aufstieg. Er wollte sie loswerden, ehe sie ihn erstickte. »Tut mir leid.« Er öffnete die Hand. »Freund.«
    Lyle nahm seine Hand und drückte sie fest. Seine Miene war verkniffen. »Ich will keine verdammten letzten Worte oder Bekenntnisse auf dem Sterbebett von dir hören, verstanden?«
    Er versuchte zu antworten, aber die Flüssigkeit füllte seine Kehle, seinen Mund, die Nase. Er drehte den Kopf und würgte, keuchte, spuckte.
    Sobald sein Mund leer war, beugte sich Lyle über ihn, zerrte an ihm, tat ihm weh.
    Russ versuchte, ihn wegzuschlagen, aber er hatte keine Kraft mehr. Er war schwer, so schwer wie kalter Beton, der ihn unter sich begrub. Russ rang nach Luft. Lyle erstickte ihn bei dem Versuch, ihn zu retten. »Krieg keine … Luft«, stammelte er.
    »Ich glaube, deine Lunge ist gerissen«, sagte Lyle. »Die Notärzte werden das in Ordnung bringen. Hör mal.« Er hörte seinen Atem, sein Herz, sein Blut, das die letzten Runden durch sein System drehte. »Sie sind schon fast hier.«
    Es war nicht Lyle. Es war er selbst. Er lag im Sterben. Er dachte an Clare. O Liebes, ich wünsche, uns wäre mehr Zeit geblieben. Er würde sterben, und ihr blieben nichts als die hasserfüllten, zornigen Worte ihres letzten Treffens. Schon vergessen, wollte er sagen. Ich habe immer gewusst, was du fühlst. Jetzt, in diesem Augenblick, war alle Schuld beglichen.
    »Lyle … sag Clare …« Er rang nach Atem, um die Worte hervorzustoßen. »Sag ihr …«
    »Das kannst du ihr selbst sagen, wenn du sie siehst.«
    Wieder holte er Luft, aber es reichte nicht. Seine Lungen brannten. Sie würde es wissen. Sie musste es wissen.
    »Russ?« Lyles Stimme verschmolz in der Ferne mit den Kindern und den Schüssen. »Stirb mir nicht weg, Russ.«
    Wie betet man eigentlich?, hatte er sie einmal gefragt.
    Sie hatte lange darüber nachgedacht. Sie hörte immer zu, nahm seine Fragen immer ernst. Sag, woran du glaubst, hatte sie erwidert. Sag, wofür du dankbar bist. Sag, was du liebst.
    Er hatte nie viel vom Beten gehalten. Aber es gab für alles ein letztes Mal. »Clare«, sagte er. Dann nichts mehr.
    XV
    Keine offizielle Mitwirkung der Kirche, lautete das Gebot. Freiwillige durften den Wanderarbeitern auf eigene Faust helfen. Dem hatten sie zugestimmt. Tja, es war ihr freier Tag. An ihrem freien Tag konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Und wenn sie zum Reha-Zentrum fahren und Lucia Pirone zu einer ruhigen Fahrt über Land abholen wollte, war das ihre Sache. Falls sie an einigen Farmen hielten und mit den mexikanischen Arbeitern redeten, war das, verdammt noch mal, auch ihre Sache.
    »Sind Sie sicher, dass Sie deswegen keinen Ärger mit Ihrem Bischof bekommen?« Schwester Lucia rutschte auf dem Beifahrersitz herum. Ihre genagelte Hüfte war so weit geheilt, dass sie das Krankenhaus für einen Nachmittag verlassen durfte, doch offensichtlich bereitete sie ihr noch Schwierigkeiten.
    »Absolut sicher«, erwiderte Clare. »Solange er nichts davon erfährt.«
    Schwester Lucia lachte. »Mir gefällt Ihre Art zu denken.«
    »Trotzdem müssen wir eine bessere Lösung finden. Und zwar eher früher als später. Im Moment bin ich alle vier Wochen für ein Wochenende nicht da. Sie an drei Tagen im Monat aus dem Krankenhaus zu schmuggeln ist kein Ersatz.«
    »Kennen Sie Christophe St. Laurent? Vom Sacred Heart? Er ist bereit, Freiwillige zusammenzutrommeln, aber er würde erst gern mit Ihnen reden, um zu erfahren, ob einige Ihrer Leute erwägen, auch dann

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