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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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an.
    »Fahr schon«, drängte er. »Ich muss noch kurz mit den anderen reden, dann komme ich nach.«
    Sie ging einen Schritt auf ihren Wagen zu. Drehte sich um. »Lyle«, sagte sie. »Was ist passiert?«
    »Ich hatte eine Weste für ihn. Direkt in der Hand.« Er starrte auf das Blut an seinen Fingern. »Direkt in der Hand. Aber er musste den verdammten Helden spielen.« Er wischte sich mit dem Oberarm das Gesicht ab. »Wenn er überlebt, trete ich seinen Arsch von hier bis Fort Ticonderoga, ich schwöre.«
    XVI
    Sie blieben den ganzen Tag am Tatort: Lyle und Hadley, Eric und Noble und die vier Männer von der Spurensicherung der State Police. Zwei Leichenwagen fuhren vor, um die beiden toten Gangster und die Leiche der Sozialarbeiterin abzuholen. Ein stellvertretender Staatsanwalt und ein Ermittler des NYSPD in Zivil prüften, ob der Chief und MacAuley ihre Waffen mit gutem Grund auf die beiden Gangster abgefeuert hatten. Sie ließen Hadley mit ihnen reden; die übrigen Männer hatten eine Stinkwut auf staatliche Ermittler. Notfallbetreuer vom Sozialamt weinten um ihre Kollegin. Verwandte trafen ein, um die Kinder abzuholen. Ein Agent der Sondereinheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens und der Bürgermeister erinnerten sie telefonisch daran, dass sie nach diesem traumatischen Ereignis die Dienste eines Psychologen in Anspruch nehmen konnten. Auch mit dem Bürgermeister ließen sie Hadley reden; sie hatte fünfzehn Jahre in Kalifornien gelebt, und in Kalifornien glaubte man an diesen Kram.
    Der Deputy Chief hielt sie über Kevins Handy auf dem Laufenden. »Er ist im OP.« Das war gut. »Sein Herz ist wieder stehengeblieben.« Das war schlimm. »Er hat die OP überstanden.« Hadley und Noble hielten das für gut. Eric fand das Ergebnis mager. »Überstanden? Was ist das, das absolute Minimum? Wie bei Unentschieden?«, knurrte er.
    Kevin sagte nicht viel. Wenn er daran dachte, dass der Chief starb, wurde ihm schlecht. Sein Kopf war voller Tod: die auf dem Boden liegenden, blutigen Leichen der Punta Diablos, die Leiche der Sozialarbeiterin und die verstümmelten Überreste von Amado Esfuentes. Er schien nicht verhindern zu können, dass ihm in den seltsamsten Augenblicken die Tränen über die Wangen liefen. Einer von der Spusi riss einen Witz darüber, aber Eric McCrea nahm ihn beiseite und sagte etwas, das ihn zum Schweigen brachte.
    Schließlich waren sie fertig. Betreuer und Ermittler, Spurensicherung und Leichenbestatter rollten einer nach dem anderen die Zufahrt hinunter, bis nur noch das MKPD da war. Zeit zum Aufbruch.
    »Steig ein«, rief Hadley vom Fahrersitz ihres Dienstfahrzeugs.
    Kevin stand an der Stelle, wo sein Streifenwagen geparkt hatte. »MacAuley hat deinen Wagen genommen«, fuhr sie fort. »Um Himmels willen, lass uns bloß von hier verschwinden und irgendwo was essen. Ich verhungere gleich.«
    Er stieg ein. Er war nicht sicher, ob er etwas essen konnte. Er sah aus dem Fenster, während sie fuhr, auf die grünen Wiesen mit den violetten Tupfen von Weiderich und Disteln, die indigoblauen Berge vor den langen Strahlen der untergehenden Sonne. Es schien falsch, dass alles weiterging, schön und unberührt, während Menschen, die am Morgen noch gelebt hatten, in dieser Nacht auf kalten Bahren lagen.
    »Hast du noch was vom Deputy gehört?« Hadleys Stimme war leise.
    »Er wird künstlich beatmet und hat das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt.«
    Hadley schob ihre Unterlippe vor. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er das scharf gefunden. »Das kann auch gut sein«, meinte sie. »Du weißt schon. Heilschlaf.«
    »Ja.«
    Sie betrachteten die sich entfaltende Landschaft, während sie zwischen den Hügeln Cossayuharies hindurchglitten. Plötzlich sagte sie: »Hast du was zu essen zu Hause, Flynn?«
    »Äh … ja. Tiefkühlkost. Einen Rest Pizza.«
    »Gut. Sag mir, wie ich fahren muss.« Sie sah zu ihm hinüber. Seine Verwirrung war wohl offensichtlich. »Ich kann einfach nicht … ich kann jetzt nicht mit meinen Kindern und meinem Großvater reden. Und ich will verdammt sicher nicht irgendwo sitzen, wo jeder meine Uniform angaffen kann.« Sie hatte recht. Vermutlich hatte sich die Neuigkeit schon herumgesprochen. Wer jetzt noch nichts von der Schießerei gehört hatte, wusste spätestens morgen früh Bescheid, wenn der Post Star auf der Schwelle lag. »Wir essen bei dir.« Sie blickte wieder flüchtig zu ihm hinüber. »Du lebst doch nicht bei deinen Eltern, oder?«
    Er lachte schnaubend.

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