Und verfluche ihre Sünden
konnte. »Kevin und Lyle sind unterwegs. Eric fährt vom Gefängnis rüber, das Sondereinsatzkommando macht sich bereit.«
»Ich bin so schnell wie möglich da.«
Er dachte an Hadley Knox mit ihrer abgewetzten Stofftasche voller kriminalistischer Lehrbücher. Ihre erschrockene Stimme: Ich hab keine Erfahrung mit Schulterholstern! »Harlene«, sagte er, »schicken Sie einen Rettungswagen.«
XIV
Er hatte nicht gewusst, dass der Ford 250 solche Geschwindigkeiten entwickeln konnte. Er flog die Auffahrt der Christies hoch, setzte auf, schleifte über Kies und Sand und erreichte das Haus, und dort stand Knox’ Dienstwagen und dort war Knox selbst, die über die Grünfläche sprintete – ohne Schutzweste, verdammt noch mal! –, und dort, hinter den zerborstenen Scheiben, ein Umriss und eine Hand und eine Waffe.
Er bremste und ließ sich aus der Tür fallen, die Waffe in der Hand, feuerte auf das Verandadach. Es war ein ungezielter Schuss, aber der Mann im Inneren duckte sich weg, und Knox schaffte es bis in die Sicherheit des Hausfundaments. Er baute sich in Schussposition hinter der Motorhaube auf. Der Motorblock würde vermutlich sogar eine 357er Magnum aufhalten.
»Polizei«, rief er. »Werfen Sie die Waffe weg, und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.« Diesem Vorschlag folgte ein Strom von Obszönitäten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Knox sich herumwälzte. »Alles in Ordnung, Knox?«
»Ja. Ich meine, ja, Sir.«
»Bleiben Sie dort. Nicht bewegen.« Er konnte eine Bewegung hinter dem Fenster ausmachen. Im Schatten der Veranda war es schwierig zu erkennen. Dann sah er ein Auge, ein Profil, der Bewaffnete, der herausspähte. Russ zielte ein wenig tiefer.
»Wenn du noch mal schießt, knall ich eine von denen hier ab, ich schwör’s«, brüllte der Mann. »Ich baller einer von den Nutten den Kopf weg!«
Okay. Reden konnte er sowieso am besten. Er hob die leere Hand in die Höhe und legte seine Waffe gut sichtbar auf die Haube. Er hörte das Dröhnen und Heulen eines Motors, dann tauchte Kevins Fahrzeug am Horizont auf, das viel zu schnell fuhr und schließlich mit quietschenden Reifen in einer Staubwolke neben dem Truck zum Stehen kam. Lyle drängte Kevin vom Fahrersitz und kletterte über ihn hinweg. Beide trugen Gott sei Dank kugelsichere Westen.
Lyle musterte Scheune, Haus, die Grünflächen, den Wohnwagen. »Nur im Haus?«
»Sieht so aus«, sagte Russ.
Lyles Blick streifte seine leeren Hände. »Hast du deine Waffe vergessen?«
»Er droht, die Geiseln zu erschießen, wenn wir feuern.«
»Was ist los?«, gellte der Mann.
»Klingt wie ein Latino«, meinte Lyle.
Er brummte zustimmend. Dann wurde er wieder laut. »Mein Deputy sagt, dass das Sondereinsatzkommando unterwegs ist. Sie haben nicht das geringste Interesse, mit Ihnen zu reden. Ich schon.«
»Fick dich!«
»Komm Sie, Mann, reden Sie mit mir.« Er spulte sein Programm ab. Als Erstes musste er ihn zum Reden bringen. Ein Mann, der redet, schießt nicht. Dann musste er sein Freund werden. Ich bin auf deiner Seite. Wir stehen das zusammen durch. »Kommen Sie«, sagte er. »Sie legen Ihre Waffe hin, ich lege meine weg, und wir behandeln das hier als öffentliche Ruhestörung im betrunkenen Zustand.« Er versuchte, sich zu erinnern, wie viele Kinder im Haus waren. Donald hatte fünf oder sechs von verschiedenen Frauen, zwischen deren Wohnungen er hin und her pendelte. Seine Älteste hatte ein eigenes Kind und lebte bei ihm. Plus die Brut der keifenden Verlobten.
Der Schütze hatte sich vom Fenster zurückgezogen. Er – oder war es eine andere Stimme? – brüllte jemanden im Haus an. Er brauchte mehr Informationen. Er lenkte Knox’ Aufmerksamkeit auf sich und bedeutete ihr, die Rückseite zu kontrollieren. Sie nickte und rollte sich herum, robbte auf dem Bauch davon wie ein Marine im Hindernisparcours.
»Warum läuft sie nicht einfach geduckt?«, fragte Lyle. »Sie können sie nicht sehen, wenn sie dicht am Haus bleibt.«
»Vermutlich haben sie ihr das im Grundkurs beigebracht.«
Lyle schnaubte. »Nach ihrem Abschluss brauchen wir mindestens ein Jahr, um ihr das wieder abzugewöhnen.«
Falls sie den Nachmittag überlebte. »Gibt’s die Möglichkeit, sie mit einer Schutzweste zu versorgen?«
»In ihrem Kofferraum liegen zwei Stück.«
Sie blickten zu dem Streifenwagen hinüber, der vielleicht zehn Meter von ihnen und fünfzehn vom Haus entfernt parkte. Offenes Gelände. Keine Deckung.
»Kevin soll zum Heck von eurem Wagen. Wenn ich
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