Und verfluche ihre Sünden
war. »Der Bock hat schon wieder das Tor aufgekriegt. Er ist bei den Mutterschafen.«
Sie hörte stampfende Schritte, begleitet von ununterbrochenen Flüchen. »Donald!« Die unsichtbare Stimme – Neil – brüllte: »Schaff deinen faulen Arsch aus dem Bett. Der Bock ist draußen!«
Eine Tür knallte gegen die Wand. »Schnauze!«, kreischte eine Frau.
Russ zuckte zusammen. »Die Verlobte«, teilte er Lyle mit.
»Er is nich hier«, fuhr sie fort. »Der kühlt sich irgendwo unten ab.«
»Nein, tut er nicht«, sagte Isabel laut. »Er ist zu Desiree gefahren.«
»Oh-oh«, sagte Russ.
»Was?« Das Kreischen schrillte wie eine Sirene. »Dieser nichtsnutzige, kriecherische Hurensohn …«
Isabel zog sich aus dem Treppenhaus zurück. Russ und Lyle traten den Rückzug an, als etwas Großes und Schweres die Treppen herunterpolterte. Neil Christie, der sich ein T-Shirt über den Kopf zog. Bei ihrem Anblick blieb er stehen. »Was, zur Hölle?«
»Neil, wir möchten, dass Sie uns begleiten«, sagte Russ. »Wir wollen Ihnen einige Fragen über Amado Esfuentes stellen.«
Der Mund des großen Mannes klappte auf, dann klappte er ihn wieder zu. Seine Augen wurden zu Schlitzen. »Bin ich verhaftet?«
»Noch nicht«, antwortete Lyle.
Neil drehte den Kopf von links nach rechts wie ein Stier, der sich zum Angriff bereitmacht. Russ hoffte, dass er es nicht mit ihnen aufnehmen wollte. Dann fiel sein Blick auf Isabel, die sich an die Esszimmerwand drückte. »Du«, herrschte ihr Bruder sie an. »Du hast sie reingelassen. Du – der Bock ist gar nicht draußen, oder? Du verlogene Nutte!« Er riss eine fleischige Faust hoch. Isabel krümmte sich.
»Fass sie an, und wir kriegen dich wegen Körperverletzung dran«, sagte Lyle.
»Kommen Sie schon, Neil.« Russ senkte die Stimme. Vertrauenerweckend. Überredend. »Sie wollen doch keinen Ärger, und wir auch nicht. Sie begleiten uns und beantworten einige Fragen. Bis zum Mittagessen sind Sie wieder hier.«
Er konnte sehen, wie die Rädchen in Christies Verstand langsam zu surren begannen. Aber er war überrascht, als Neil sich wieder zu Isabel umdrehte. »Ist Don wirklich bei Desiree? Oder war das auch eine Lüge? Haben sie ihn schon?«
»Nein! Das war die Wahrheit!«
»Wir holen Ihren Bruder bei seiner Freundin ab«, sagte Russ.
Im selben Moment fragte Neil: »Dann bin ich allein? Gottverdammt!«, und holte aus.
Lyle, der näher stand, stürzte vor, schlang seine Arme um Christies Mitte und zerrte ihn zurück. Isabel duckte sich. Russ löste die Handschellen vom Gürtel, brüllte »Sein Arm!«, als eine kreischende Harpie von der Treppe herabsprang, auf Lyle landete und brüllte: »Lass ihn los, du verdammter Mistkerl!« Lyle taumelte und ließ Neil los, während er sich abmühte, die kratzende und auf ihn einschlagende Frau abzuschütteln.
Isabel rannte. Neil hinter ihr her. Russ warf sich gegen seine Schulter, aber sein Winkel war falsch, und Christie ging nicht zu Boden. Stattdessen knallte er seitlich gegen den Tisch, der über den Holzboden schrammte.
Die Verlobte kreischte ununterbrochen, und über den Lärm konnte Russ das Geräusch vieler Schritte über ihren Köpfen ausmachen. O nein, nicht auch noch die Kinder. In diesem Haus konnten sie genauso gut ebenfalls kämpfen wie ein Trauma erleiden.
»Lyle, kannst du …«, begann Russ. Neil wirbelte herum und schleuderte ihn mit einem Schlag seiner schinkengroßen Faust gegen das Büfett. Jedes einzelne Luftmolekül entwich seinem Körper, während das Scheppern von Tellern zum allgemeinen Lärm beitrug. Russ schaffte es, sich zur Seite zu rollen, als Christie sich wie ein Wrestler im Fernsehen auf ihn stürzte. Der große Mann landete mit einem markerschütternden Krachen auf dem Boden. Russ rappelte sich auf die Knie und warf sich auf Christies Rücken. Um Atem ringend, verlagerte er sein gesamtes Gewicht auf den Arm des Mannes.
Lyle heulte. »Hölle, Jesus. Sie hat mich gebissen!« Russ hörte Knochen krachen, und das schrille Kreischen brach ab. Die Verlobte prallte neben Neil auf den Boden.
Russ legte Neil eine Handschelle an und riss den Arm des Mannes nach hinten, ohne sich um eventuelle Schäden zu kümmern. Als Neil wimmerte und um sich schlug, ließ Russ die zweite Handschelle zuschnappen. Er setzte sich auf, noch immer auf Christies Rücken, und versuchte, zu Atem zu kommen.
Lyle legte der bewusstlosen Kathy Handschellen an. »Verdammt«, fluchte er. »Ich hasse es, Frauen zu schlagen.«
»Warum, zur
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