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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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den Blick ab. Wischte sich mit beiden Händen die Augen ab. »Darf ich ihn sehen? Ich fasse auch nichts an und bin auch nicht im Weg. Ich will nur …«
    »Nein«, sagte er.
    »Ich habe früher schon Leichen gesehen, Russ.« Sie richtete sich auf. »Ich breche nicht zusammen.«
    »Nein. Hör zu.« Dieses Mal bremste er sich nicht. Er zog sie an sich, hielt sie fest, verabscheute es, derjenige zu sein, der es ihr sagen musste. »Clare, er ist gefoltert worden, ehe man ihn umbrachte. Es war nicht …« Er schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass du siehst … Himmel, niemand sollte so etwas sehen müssen.«
    Er spürte, wie sie atmete. Dann nichts.
    Endlich sagte sie. »Wie geht es dir?« Ihre Stimme war brüchig.
    »Gut. Zumindest einigermaßen.« Er fasste sie an den Schultern und schob sie auf Armeslänge von sich. »Es tut mir leid.«
    »Was?«
    »Der letzte Winter. Dass ich dich habe fallenlassen. Dass ich dich so behandelt habe, wie ich es tat. Clare, ich liebe dich doch, und ich schwöre bei Gott, ich würde lieber sterben, als zuzulassen, dass du verletzt wirst.« Lyles Vorschlag, die Presse darüber zu informieren, dass sie in St. Alban’s nichts gefunden hatten, gewann eine neue und furchtbare Dringlichkeit. »Welche verdammte Information auch immer uns entgeht, diese Typen sind scharf darauf, sie in die Finger zu bekommen. Und sie sind so brutal wie tollwütige Hunde. Bis wir sie gefunden haben, darfst du nicht mehr allein bleiben. Geh zu den Ellis, lass deine Diakonin bei dir einziehen, was immer du willst, aber bleib auf keinen Fall allein.«
    »Das kann ich nicht versprechen.« Er konnte nicht erkennen, ob Zorn oder Angst aus ihrer Stimme sprachen.
    »Russ«, rief Lyle.
    »Bitte, Clare. Ich erwarte nicht, dass du etwas tust, weil ich dich darum bitte.« Sie zuckte zurück. »Aber tu es für Amado. Sein Tod ist uns eine Warnung. Ignorier sie nicht.«
    »Russ!« Lyle wurde ungeduldig.
    Mit einem letzten Blick über die Schulter ließ er sie stehen, kehrte zurück in den Ring aus kaltem Licht, zwängte seine Finger einmal mehr in die Handschuhe. Ringsumher wisperte und säuselte das Laub der Eichen und Ahornbäume im Wind.
    »Sieh dir das mal an«, sagte Lyle. Er und Kevin – blass, mit angespannter Miene, aber funktionsfähig – hatten die Leiche auf die Seite gerollt. Doc Scheeler kniete daneben und zog mit einer Pinzette eine Art kurze Haare oder Fasern von dem blutverkrusteten Hemd. Dort klebten jede Menge, schwarz und blass golden und braun.
    »Was ist das?«, fragte Russ.
    Scheeler hielt ein kleines Büschel hoch, ehe er es in einen Beutel steckte. »Mit Sicherheit kann ich das erst beantworten, wenn ich sie mikroskopisch untersucht habe, aber ich bin ziemlich sicher, dass es sich um Haare handelt. Er hat sie mitgebracht; auf den Kiefernnadeln unter der Leiche finden sich keine. Ich finde sie nur in einem bestimmten Bereich, hier, wo die Leiche auf dem Boden lag, aber das heißt nicht viel. Sie können von einer anderen Stelle stammen und weggeweht worden sein, während er hier lag.«
    »Vielleicht hat er anfangs irgendwo gelegen, wo es viele Haare gab«, meinte Lyle.
    »Oder man hatte ihn in einen Teppich oder eine Decke gewickelt«, sagte Russ. »Das würde zu dem Transport hierher passen. Falls jemand verhindern wollte, dass das Blut den Kofferraum verschmiert.«
    »Eine Hundedecke«, warf Kevin ein. Er sah Russ an. »Sie wissen schon. Man legt eine alte Decke auf das Sofa oder den Rücksitz im Auto. Damit der Hund nicht den guten Stoff darunter vollhaart.«
    Russ untersuchte die Haare noch einmal. Spitz zulaufend, fünf oder sechs Zentimeter lang. Schwarz und braun. Er dachte an ihren letzten Besuch bei den Christies: Kevin, der sich in den Wagen warf, nur einen Moment, bevor er zerfleischt wurde. Er sah den jungen Officer an. Sah ihn nicken.
    »Deutsche Schäferhunde«, sagte Russ.
    X
    Diesmal kamen sie in der Morgendämmerung, den Durchsuchungsbeschluss in der Hand. Sie wurden von einer Beamtin der Hundestaffel begleitet, einer ledrigen Frau, deren schläfrige Miene über ihre Fähigkeit zum raschen Denken und noch rascheren Handeln hinwegtäuschte. P. J. liebte Tiere, doch Russ hegte keine Zweifel, dass sie die Schäferhunde erledigen würde, falls das notwendig werden sollte. In der Highschool war er mit einer ihrer älteren Schwestern ausgegangen. Alle Adams-Mädchen hatten eine erbarmungslose Ader.
    P. J. hatte gesagt, dass die Hunde am Morgen vermutlich schliefen, und sie

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