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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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entrüstet. »Du kannst es dir im Moment nun wirklich nicht aussuchen, Michaela. Ich habe meine Tante eine halbe Stunde lang bekniet, dass sie in der Personalabteilung anruft und ein gutes Wort für dich einlegt. Jetzt musst du auch zu dem Vorstellungsgespräch hingehen. Ansonsten blamierst du nicht nur mich, sondern auch meine Tante bis auf die Knochen.«
    Michaela war Jana zwar dankbar für ihre Hilfe, verstand aber deren plötzliche Übereifrigkeit nicht. »Du tust ja gerade so, als wären zwei Monate Arbeitslosigkeit der Weltuntergang.«
    »Zwei Monate, genau! Dabei wollen wir es doch auch belassen. Denn bevor du es noch richtig wahrnimmst, verfällst du in eine Lethargie und kommst mit dem Hintern nicht mehr hoch von der Couch. Schluss jetzt mit der Selbstmitleidsnummer! Das Leben geht weiter.«
    »Jana! Bitte nerv mich nicht!«
    »Ach so ist das. Jetzt nerve ich die Dame. Aber um sich auszuheulen war ich gut genug.«
    Michaela verdrehte die Augen. »Also gut! Ich gehe da hin. Damit du endlich Ruhe gibst. Wahrscheinlich ist die Stelle sowieso schon besetzt. Wann und wo?«
    Jana atmete erleichtert auf. War das ein Stück Arbeit gewesen!
    »Morgen zehn Uhr, Büro von Doktor Elvira Erling«, sagte sie schnell, bevor Michaela es sich wieder anders überlegen konnte. Dann drehte sie sich von Michaela weg, damit die ihr Grinsen nicht sah. Nun war es den beiden überlassen, was sie aus diesem Zusammentreffen machten.
    Elvira Erling schaute zur Uhr, als es an ihre Bürotür klopfte. »Herein«, rief sie.
    Tanja war überpünktlich, eine Viertelstunde zu früh. Sie würde sie etwas hinhalten müssen. An der Anmeldung hatte Elvira Bescheid gegeben, dass man sie anrufen sollte, wenn eine Michaela Dietz nach ihr fragte. Dann würde sie unter einem Vorwand ihr Büro verlassen und Tanja alleinlassen.
    Ob die beiden jungen Frauen miteinander reden und den Wall von Irrtümern, der ihnen den Weg versperrte, aus der Welt schaffen würden? Elvira Erling hoffte es.
    »Du bist früh dran. Wirst noch ein wenig warten müssen.«
    »Macht nichts. Eine Pause kann ich gut gebrauchen.« Die Arbeit im Büro würde nicht weglaufen, dachte Tanja. Im Gegenteil. Ihr Vater schien seine Meinung wirklich geändert zu haben. Von Hamburg war nicht mehr die Rede. Er schickte Tanja von allen Vorgängen eine Kopie zu, wünschte ihre Anwesenheit in Besprechungen, machte sie mehr oder weniger zu seinem Schatten. Tanja hatte den Verdacht, seit er Elvira Erling kannte, war ihm seine Firma manchmal ein wenig hinderlich, weil sie ihm nur so wenig Zeit ließ. Zeit, die er liebend gern mit dieser Ärztin hier verbracht hätte. Anders konnte Tanja es sich nicht erklären, dass sie sich plötzlich mit Zuständigkeiten konfrontiert sah, die Walter Kanter noch vor kurzem unter keinen Umständen aus der Hand gegeben hätte. Erst heute morgen hatte er ihr die Übernahmepläne eines Komplexes in Kroatien geschickt.
    »Einen Kaffee?« fragte Elvira.
    Tanja nickte. »Ja danke, sehr gern.«
    Elvira holte eine Tasse aus einem Schrank und schenkte Tanja Kaffee aus der Thermoskanne ein, die auf dem Schreibtisch stand.
    »Wie geht es in der Firma?«
    »Vater schüttet mich förmlich zu mit Arbeit. Ich brauche unbedingt wieder eine Assistentin«, meinte Tanja immer noch gedankenversunken und dachte an Michaela. Sie wäre genau die richtige für diesen Job. Aber leider war sie so unerreichbar wie irgendwas.
    »Dann mach eine Ausschreibung.«
    »Ja, das werde ich wohl tun.«
    »Und sonst?« wollte Elvira wissen. »Alles in Ordnung?«
    »Was meinst du?«
    »Ach, nur so. Könnte ja sein, es gibt was Neues. Eine neue Freundin zum Beispiel.«
    Tanja schaute über ihre Kaffeetasse hinweg die Freundin ihres Vaters an. Seit wann interessierte sich Elvira für ihr Liebesleben? »Nein«, sagte sie langgezogen. »Soll ich dich informieren, wenn sich das ändert?« fragte sie scherzhaft.
    Elvira grinste. »Ach ja, bitte.«
    Das Telefon klingelte. »Erling.« Es war die Anmeldung. »In Ordnung«, sagte Elvira und legte auf. Sie wandte sich an Tanja. »Ich muss mal kurz weg. Warte hier. Wenn ich wiederkomme, gehen wir zusammen rüber zum CT.«
    »Ich kann doch auch allein . . .«
    »Nein, nein. Ich muss mit dem Arzt dort sowieso etwas besprechen. Bitte warte auf mich.«
    Tanja war es recht. »Wie du meinst.«
    Elvira verließ eilig ihr Büro.
    Tanja stand auf, ging um den Schreibtisch herum, stutzte. Oh, wie interessant! Dieser kleine Bilderrahmen zeigte ein Foto ihres Vaters. Ja, eine

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