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Und wir scheitern immer schoener

Titel: Und wir scheitern immer schoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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Haushälterin setzt sich auf meine Erektion, die millimeterweise in ihr verschwindet. «Bewegung!», schreit sie mich an und schlägt mir den blutigen, nach Scheiße stinkenden Dildo auf die Lippen. Ich beginne sie zu penetrieren. Mein Unterleib bohrt sich in ihren. Sie verzieht keine Miene. Guckt nur neutral böse. «Schneller!», brüllt sie, und in ihrem harten Gesicht bewegt sich lediglich kurz ihr kleiner, schmallippiger Mund. Ich mache Tempo. Ich ficke sie, als ginge es um mein Leben. Geht es wahrscheinlich auch. Hin und wieder schlägt sie mir mit dem Plastikpimmel oder mit ihrer Hand ins Gesicht. Ich bin in Fahrt. Sie spürt nichts. Ihre neutrale Kälte schimmert böse, bis ...
     
    ... ich komme. Ein rasender Orgasmus saust durch mich durch. Ich vibriere in ihr, doch sie guckt ausschließlich angeekelt. Ich segne sie mit meinem Ejakulat. Halleluja. Mein Samen auf der Flucht vor mir, Vermehrungswille inklusive. Ich zucke und mein Gehirn geht aus. Mein Sperma fliegt vogelgleich durch die Luft, das meiste davon aber hat Klose vaginal eingesaugt. Etwas geht daneben und macht weiße Sprenkel auf ihr Lackdress. Leicht zu reinigen, denke ich. «Pottsau, ablecken!», krakeelt Klose. Ich bin fertig, aber auch diesen Wunsch erfülle ich ihr. Meine Zunge reinigt ihr Kleid.
     
    Später sitze ich am Schreibtisch und arbeite den Messdienerplan für die diesjährigen Weihnachtsmessen aus. Der absolut untalentierte Kirchenchor will mal wieder das Hochamt am 1. Weihnachtsfeiertag gestalten. Jeder weiß, dass der Chor unendlich beschissen klingt. Der Vorsitzende vom Kirchenchor ist aber der 2. Vorsitzende des CDU-Ortsvereins, und das legitimiert alles. Alles ist scheiße in dieser Gemeinde.
     
    Frau Klose betritt den Raum. Sagt nichts. Sie stellt eine Tasse Kaffee auf meinen Schreibtisch, lächelt dienstlich und verschwindet.
     
    Das Leben ist, wie das Leben ist. Und auch Frau Klose ist ein Mensch.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Freiheit im Kettenkarussell
     
     
    Für Momente nur zu fliegen ist primitiv. Ich will einen Flug als Leben. Aber alles, was ich bekomme, sind Abstürze. Aufpralle. Gegenoffensiven. Egoschlachtungen. Bohrungen in meinem Bewusstsein. Da bin ich lieber Lügner. Und simpel unfähig.
     
    Meine Kindheit, eine Heuchelei. Der Sohn eines katholischen Pfarrers und seiner Haushälterin. Die hat mich in die Welt geschissen. Vom Heiligen Geist gefickt. Ziemlich schnell ins Heim, denn ich bin eine verbotene Existenz. Der Heiligenschein sollte gewahrt werden. Scheinscheißer. Alles ging damals unbürokratisch ab und meine Identität wurde einfach verkannt. Aber durch eine kleine Aktennotiz bin ich irgendwann schlauer geworden und wusste, woher ich kam. Doch die Menschen, die mich gemacht haben, sind mir egal. Zu denen will ich nicht zurück. Die Gene sind purer Zufall, so wie meine Gedanken und mein Sein.
     
    Die Heimzeit. Die Hölle im Viererzimmer. Neben schwer Erziehbaren wird man schwer erziehbar. Das Milieu hat mich geformt. Dresche von kleinen Mitbewohnern. Arschfickaktionen von so genannten Sozialarbeitern. Kaum ein Versuch, mich zu sozialisieren. Dafür war wohl kein Geld da, und meine entnervten Erzieher schlugen lieber drauflos mit Schuhen oder irgendwelchen Rührstäben aus der Küche. Es wurde viel geschlagen. Irgendwann habe ich kapiert, dass Tränen zu weinen nichts bringt, denn auch dann wird geschlagen, sogar manchmal erst recht dann. Meine Haut, die Aggressionsfläche, auf der sich Pädagogen austobten.
     
    Schläge, die nicht töten, härten ab. Die kleinen Narben und Wunden wurden Wut. Blutige Wut. Ich riss Kabel aus der Wand, schmiss Fernseher um. Schlug mit Stangen um mich. Traf Köpfe. Sah Blut. Hatte Spaß. Die wilde Kindheit.
     
    Therapieversuche. Psychiater bohren sich mit drängenden Fragen in die Hirnwindungen. Ich wurde psychopenetriert. Wozu sollte das gut sein? Ich sagte ihnen, was sie hören wollten, und hatte dann meine Ruhe vor den Studierten. Die saßen einfach vor mir und guckten durch mich durch. Denen war ich doch mehr als egal.
     
    Dann war ich zwölf. Draußen war eine unbekannte Weite. Dort hinaus wollte ich. Ich ging einfach. Mit dem, was ich am Körper trug und unbändiger Gesellschaftsaggression wegen Heimrepression. Und ein paar Euro erpresstem Geld. Eine gammelige Zahnbürste nahm ich auch noch mit. Ich habe schon immer viel Wert auf Mundhygiene gelegt. Beziehungsweise bin ich vom

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