Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
Vom Netzwerk:
unterirdischen Xenanfund auf dem Planeten Pherostine vor den Augen Unbefugter schützen sollte. Nun war ich unbefugt - aber so was von - und hatte nichts Gutes im Sinn. Die Tatsache, dass das flüssige Xenan, einer der wichtigsten Katalysatoren für Xerosin (den Treibstoff für Triebwerke), schon in unverarbeitetem Zustand hochexplosiv war, ließ den Mann nett, aber vorsichtig sein. Immerhin war die örtliche Jugend berühmt dafür, dass sie Crave-Parties in den unbenutzten Stollen abhielt -je gefährlicher, desto cooler.
    »Hände hoch, Miss. Sie befinden sich auf Grund und Boden von United Industries, und ich bin autorisiert, hier scharf zu schießen.«
    »Du bist echt ein Spielverderber. Da will man ein bisschen Spaß haben…«Ich klimperte mit den Wimpern.
    Das gab dem Gardeur den Rest.
    Ich muss dazu sagen, dass ich mich wirklich nicht gut verstellen kann. Mir kam zugute, dass ich das Outfit-Pseudo-Cargo-Hosen mit vielen Nieten und Schnallen, schwarzes Trägershirt, darüber eine mit Nieten versehene Jacke, um das Schulterholster zu verbergen sowie das Juwel des Outfits: ein paar Pumps mit breitem Absatz im roten Schottenkaro-Muster - größtenteils auch alltags ganz ähnlich trage. Nur der durchsichtige Respirator störte das Bild der jungen Möchtegern-Rebellin, die auf Crave-Parties an abgefahrenen Locations steht.
    Der Gardeur hatte offensichtlich entweder lange abstinent gelebt oder steckte in einer Langzeitbeziehung - in jedem Fall hatte er keine Ahnung mehr davon, wie das Spiel funktionierte. Er entspannte sich tatsächlich und fuhr sich mit der Hand durch das streng gescheitelte Haar. Er trug eine braune Uniform mit dem Logo von United Industries: drei auf einem Fleck einschlagende Blitze.
    Der Mann räusperte sich, die Stimme gedämpft vom Respirator. »Miss, Sie dürfen sich hier wirklich nicht aufhalten. Im ganzen Stollen besteht Brandgefahr, und trotz der Pumpen kann es passieren, dass sich Dämpfe konzentrieren. Das kann einem schon mal zu Kopf steigen. Wir wollen doch nicht, dass Sie bewusstlos umfallen und hier unten vergessen werden, oder?«
    Nein, das wollten wir natürlich nicht. Wir - das heißt ich - wollten eine Mikrozündladung FOX-18 an einem der Bohrköpfe anbringen und sie in die Luft jagen, damit es aussah wie ein Unfall. Und eigentlich wollten wir dabei keine Zeugen zurücklassen. Und so geriet meine Abneigung gegen das Töten von Menschen mal wieder in einen unangenehmen Konflikt mit meiner Auftragsbeschreibung.
    »Hier unten« war übrigens der riesige Stollen eines weit verzweigten Erzabbausystems unterhalb Shroder’s Peak.
    Draußen hatten im hellen Sonnenschein ein Bauzaun, ein Gefahrenschild und eine Plakette von United davor gewarnt, das Gelände und den Stollen Adam zu betreten. Dort war auch auf giftige Dämpfe und erhöhte Brandgefahr hingewiesen worden. Weder davon noch von den installierten Kameras hatte ich mich abschrecken lassen. Die Wachleute, die sonst beim Zugang patrouillierten, waren vorhin ein paar Demonstranten jagen gegangen, die auf Shroder’s Peak gegen die Arbeitsbedingungen bei United und die Luftverschmutzung durch die Schwerindustrie im Großraum von Carabine City auf die Straße gingen.
    Nein, ich weiß auch nicht genau, wie diese Punks darauf gekommen sind, ausgerechnet jetzt an einem so abgelegenen Ort zu demonstrieren. Oder wo die beiden Kisten Bier herkamen, die sie voller Entrüstung über alles Schlechte auf dieser Welt leergetrunken hatten.
    Wirklich nicht.
    In dem von Maschinen gebohrten Tunnel unter dem Berg herrschte momentan undurchdringliche Nacht, denn die Hochleistungs-Bauscheinwerfer waren nicht eingeschaltet, da die Arbeit an den Erzadern ruhte. Die Keramstahlfräsen mit ihrem Nanodiamantüberzug hatten sich tief in die Stollen von sicherlich sechs Metern Höhe gefressen. Der Stollen war verwaist, weil eine der Schrämwalzen durch eine Wand in eine natürliche Höhle gebrochen war, in der man das Xenanvorkommen gefunden hatte. Nun wurde darüber gestritten, ob der Fund auf Konzerngebiet oder Gewerkschaftsland lag, wer ihn abbauen durfte und wie man das am besten tat, ohne dass eine Katastrophe geschah.
    per halbrunde Tunnel war mit rostigen Netzgittern und Stahlträgern ausgekleidet, was einem den Eindruck verlieh, tief in den Eingeweiden eines mechanischen Wals zu stecken. Leitungsrohre verliefen an der Decke, Kabel waren an den Wänden gespannt, und lange Ketten waren in regelmäßigen Abständen aufgehängt, vermutlich, um die Bohrer

Weitere Kostenlose Bücher