Unersaettlich - Scharfe Stories
JULIE SAVAGE
Marilyns Kleid
Du kennst doch das Kleid von Marilyn, das weiße Kleid mit dem engen, über Kreuz gearbeiteten Oberteil und dem weiten Faltenrock, der ihr in Das verflixte siebente Jahr so hoch fliegt, dass man ihr Höschen sieht? Nun …
Einmal war ich … äh … darin.
Früher einmal, bevor wir beide uns kannten, war ich Kuratorin in einem Filmmuseum. Einmal fand eine Ausstellung von wichtigen Fundusteilen statt, vor allem aus den Hollywood-Klassikern. Wir hatten Bogarts weißes Dinner-Jackett aus Casablanca, Celia Johnsons Hausfrauenmantel aus Begegnung , einen zwei Meter hohen Busby-Berkeley-Federhaarschmuck. Die Ausstellung hatte ein ziemlich großes Budget, wie du dir vorstellen kannst: Es kostete Unsummen, die Kostüme von den Filmstudios oder den privaten Sammlungen zu leihen, über den Atlantik zu verschiffen, zu versichern und zu schützen.
Das auffallendste Teil jedoch, das die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, war Marilyns weißes Kleid. Und es war mein Baby. Ich hatte es unbedingt haben wollen. Ich hatte dafür gekämpft. Und es bekommen.
An dem Tag, an dem es ankommen sollte, mit einem Jet der American Airlines aus LA, einem Kurier des Hollywood Museum of Historic Costume, bekam ich vor Aufregung kaum Luft. Als ich das Kleid abholen fuhr, zog ich mich so sorgfältig an, als ob ich Marilyn höchstpersönlich kennen lernen würde. Es erschien mir eine höhere Ehre, als wenn der Papst mich gesegnet, der Präsident mich berührt oder die Queen mich geadelt hätte. Ich trug meine beste karamellfarbene Lederjeans, einen ärmellosen goldbraunen Pullover und meine Versace-Sonnenbrille, obwohl es erst April war. Das Outfit passte gut zu meinen glatten, blonden Haaren, meinem rosigen Teint und dem geschmeidigen Gang.
Und als ich in Heathrow auf den Kurier wartete, hätte ich meinem Empfinden nach eigentlich von schwer bewaffneten Bodyguards umgeben sein zu müssen, falls jemand das Kleid stehlen wollte. An den Kurier hatte ich keinen Gedanken verschwendet, sondern lediglich auf eine Papptafel gekritzelt:
Tim Morgenstern
Hollywood MHC.
Kunstkuriere sind für gewöhnlich anal fixiert und uninteressant. Da der Typ mit historischen Kleidern arbeitete, musste er einfach schwul sein. Ich würde ihm das Kleid aus den Händen reißen und dafür sorgen, dass er mit der nächsten Maschine wieder zurückflog.
Ich konnte es kaum erwarten, das Kleid endlich in Händen zu halten, es der Schaufensterpuppe anzuziehen und es zurechtzuzupfen. Das ginge dir doch genauso, oder?
Die Besitzer hatten natürlich strengste Anweisungen zu den Ausstellungsbedingungen erteilt: Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Entfernung zum Publikum, Nähe zum Licht. Aber ich wollte nur eine Stunde – na ja, sechs – mit diesem wundervollen Kleid allein sein.
Aber dann kommt dieser große, schlanke Typ durch den Zoll. Er ist sexy, er ist ganz in Schwarz gekleidet, er besitzt mehr Stil als die meisten Hollywoodstars, er ist absolut männlich, und er kommt auf mich zu. Mit einer großen, flachen Schachtel, die narrensicher verschnürt und verpackt ist und auf seinem Gepäckwagen liegt.
»Dr. Crammond?« Du weißt ja, was so ein kalifornischer Akzent mit meinem Magen anrichtet.
» Alexia Crammond … Tim.« Ich lächle so breit, dass meine Sonnenbrille sich hochschiebt. »Ich hoffe, Sie hatten einen … angenehmen Flug?«
»Den hätte ich sicher gehabt, wenn Sie neben mir gesessen hätten.«
Sein Lächeln schießt mir mit einem kleinen Umweg über meine Nippel direkt in die Muschi. Was mag nach diesem vielversprechenden Beginn wohl noch daraus werden? Wie immer kann ich es kaum erwarten.
»Vielleicht kann ich Sie für den Flug entschädigen?«, murmele ich. »Kann ich Ihnen …« Ich will sagen: »Kann ich Ihnen einen Drink ausgeben«, und frage mich schon, ob wir es anschließend in meinem Frontera im Dämmerlicht der Tiefgarage treiben könnten, als er verkündet: »Ich bleibe ein paar Tage … ich habe Freunde in Holland Park.«
»Holen sie Sie ab?« Ich kann kaum meine Enttäuschung verbergen. Er wird mir doch hoffentlich nicht so schnell wieder genommen werden.
»Eigentlich nicht …«
»Kann ich Sie denn irgendwohin fahren?«
»Ja, zu Ihnen nach Hause.«
Ich schlucke. Der Kerl hat Nerven. Noch nie war jemand, den ich attraktiv finde, auch sofort so wild auf mich. Normalerweise lassen sie sich doch eher schwer fangen, oder? Aber hier steht ein absolut toller Mann vor mir, und er steht
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