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Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte

Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte

Titel: Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mojtaba Milad; Sadinam Masoud; Sadinam Sadinam
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Bereich besser ist als andere. Also kann es überall dort, wo in der Gesellschaft konkurriert wird, eine Elite geben: Sport, Kultur, Politik und auch in der Bildung. Es gibt ein bestimmtes Ziel und wer dieses am besten erreicht, ist der Sieger – ist Elite. Wenn das Ziel nur noch Job, Geld und Karriere sein sollte, dann ist die WHU auf jeden Fall Elite.«
    In diesem Moment fiel mir auf, wie ruhig ich geworden war. Die Angst, die mich vor der Wendeltreppe des Rektors gepackt und mich zum Zittern gebracht hatte, war verschwunden.
    »Mojtaba, das alles verstehe ich ja. Aber wieso hast du überhaupt etwas gesagt? Du machst dir damit nur Ärger. Drei Semester noch und du wärst fertig.«
    Diesmal hob ich selbst den Kopf und schaute Madar direkt an. »Kannst du dich daran erinnern, wie ich dich mal gefragt habe, warum du so oft nach Hannover gefahren bist? Wieso du trotz aller Schwierigkeiten auch das noch auf dich genommen hast? Wir haben damals so selten die Erlaubnis bekommen, das Münsterland zu verlassen. Nicht einmal das konnte dich davon abhalten.« Madar versuchte etwas zu sagen, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. »Du hast uns beigebracht, für die eigene Meinung einzutreten. Weißt du, was meine allererste Pflichtveranstaltung an der WHU war? Ein Führungsseminar beim Militär. Zwei Tage lang waren wir im ›Zentrum Innere Führung‹ in Koblenz und lernten von einem Offizier, was Führung sei. Dass er uns an erster Stelle die Bibel empfahl, war noch verkraftbar, aber dann begann er preußische Generäle wie von Moltke oder von Clausewitz zu zitieren. Du hast selbst einen Krieg erlebt, hast für Demokratie und Freiheit demonstriert. Jetzt sollte ich am Anfang meines Studiums von Kriegsherren lernen, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehen soll. Und so etwas erwartet mich an der WHU täglich. Auf dem Campus herrscht eine Denkweise, die perfekt zur Lehrmeinung in den Vorlesungen passt: Wer willensstark sei, könne viel leisten, und wer viel leiste, den erwarte ein schönes Leben. Dass es in Wirklichkeit viel komplizierter ist, haben wir doch selbst erfahren. Wie soll ich das alles ignorieren und meinen Mund halten?« Es tat gut zu reden, es erleichterte, endlich loszuwerden, was ich so viele Monate aushalten musste.
    Masoud legte seine Hand auf Madars Oberschenkel. »Mojtaba hat recht. Meine Kommilitonen kommen zwar aus der ganzen Welt, aber sie denken oft genauso. Sie sagen, in Deutschland werde für die Leistungsträger noch zu wenig getan, während die Schwachen durchgefüttert würden. Menschen, denen es schlecht gehe – Arbeitslose, Hauptschüler und so weiter –, seien selbst schuld. Und wenn ich ihnen widersprechen möchte, kommen sie immer mit dem Argument, dass ich selbst doch ein gutes Beispiel dafür sei, wie man es trotz Problemen schaffen könne. Aber das ist platt, so sehr vereinfacht, dass es falsch ist. Allein hätten wir gar nichts geschafft. Unzählige haben uns geholfen. Schon Christa hat für uns unermesslich viel getan! Wie hätten wir uns außerdem in der Schule entwickelt, wenn du, Madar, uns nicht von Anfang an zum Lernen motiviert hättest? Was, wenn uns der Rektor des Gymnasiums nicht eine Chance gegeben hätte? Letztens ist in NRW ein Gesetz in Kraft getreten, das es verbietet, ohne Erlaubnis des Lehrers die Schule zu wechseln. Was, wenn diese Regelung schon zu unserer Zeit existiert hätte? Und vor allem: Wären wir jetzt überhaupt noch in Deutschland, wenn Herr Stern nicht so gut gearbeitet hätte? Wenn das neue Zuwanderungsgesetz später gekommen wäre?«
    »Madar, als Julia Friedrichs mich nach einem Interview fragte, sah ich die Chance, für meine Meinung einzutreten. Wer weiß, aber vielleicht helfen meine Aussagen Menschen wie mir, die falsche Vorstellungen von der WHU haben. Vielleicht wird dadurch die Elite-Welt ein wenig entzaubert und so betrachtet, wie sie wirklich ist.« Das, was ich da sagte, klang sehr selbstlos, ja fast schon zu idealistisch. »Wenn ich ehrlich bin, gab es da noch etwas: Ich habe mich damit auch selbst ein wenig besänftigen wollen. Ich wollte meiner Unzufriedenheit Luft machen, mit der Hoffnung, so mein Studium zu Ende bringen zu können. Aber das hat alles noch verschlimmert.«
    »Ich versteh das nicht!«, rief Masoud und stand auf, um aufgeregt hin und her zu gehen. »An anderen Unis ist solche Kritik völlig normal. Selbst die WHU -Welt muss doch in den Zeitungen regelmäßig davon gelesen haben, dass Studierende gegen die

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