Koenig der Murgos
Prolog
Diese Niederschrift berichtet, wie Belgarions Sohn geraubt wurde, und wie Belgarion erfuhr, daß der Entführer jener Zandramas war, vor dem das mächtige Auge Aldurs gewarnt hatte.
– Aus Das Leben Belgarions des Großen (Einleitung, Band IV) ie man erzählt, erschufen die Götter die Welt und beleb-Wten sie mit allerlei Tierzeug, fleuchendem und kreu-chendem, und mit Pflanzen. Auch den Menschen erschufen sie, und jeder Gott erkor unter den Menschenrassen jene, die sie leiten und über die sie herrschen wollten. Gott Aldur jedoch erwählte keine, er zog es vor, allein in seinem Turm zu leben und zu studieren, was er und seine Brüder erschaffen hatten.
Doch es ergab sich eine Zeit, da kam ein hungriges Kind in Aldurs Turm. Aldur nahm es bei sich auf und lehrte es den Willen und das Wort, durch die sich alle Macht auf eine Weise benutzen läßt, welche die Menschen Zauberei nennen. Und als der Junge sich vielversprechend anließ, gab Aldur ihm den Namen Belgarath und machte ihn zu seinem Jünger. Im Lauf der Zeit kamen noch andere, auch sie lehrte Aldur, auch sie wurden seine Jünger. Unter diesen befand sich ein verkrüppeltes Kind, das Aldur Beldin nannte.
Eines Tages hob Aldur einen Stein auf. Er formte ihn und nannte ihn alsdann sein Auge. Dieser Stein war von jenseits der Sterne auf die Welt gefallen und barg gewaltige Macht; denn er war das Herz einer der zwei Bestimmungen, die einander seit Urbeginn um die Herrschaft über alle Schöpfung bekämpften.
Gott Torak aber neidete ihm den Stein und stahl ihn; denn die Finstere Bestimmung hatte sich seiner Seele für ihre Zwek-ke bemächtigt. Da taten sich die Männer von Alorien, Alorner genannt, mit Belgarath zusammen, worauf hin dieser Cherek Bärenschultern und seine drei Söhne in den fernen Osten führ-te, wo Torak Cthol Mishrak erbaut hatte, die Stadt der Ewigen Nacht. Durch List brachten sie das Auge in ihren Besitz und trugen es zurück.
Nach dem Rat der Götter teilte Belgarath Alorien in vier Kö-
nigreiche auf, die er nach seinen Begleitern nannte: Cherek, Drasnien, Algarien und Riva. Riva Eisenfaust, dem Herrscher über die Insel der Stürme, gab er das Auge in Verwahrung, und Riva brachte es als Knauf an dem mächtigen Schwert an, das hinter seinem Thron an der Wand des Thronsaals der Rivanischen Könige hing.
Ein schlimmer Schicksalsschlag erwartete Belgarath nach seiner Rückkehr zu Hause. Sein geliebtes Weib Poledra war aus der Welt der Lebenden geschieden, nachdem sie ihm Zwil-lingstöchter geboren hatte. Als die beiden das mannbare Alter erreichten, schickte Belgarath die blonde Beldaran zu Riva Eisenfaust, damit sie als seine Gemahlin mit ihm das Geschlecht der Könige von Riva gründe. Seine andere Tochter, Polgara, behielt er bei sich; denn ihr dunkles Haar wies eine weiße Strähne auf – das Zeichen der Zauberin.
Durch die Macht des Auges beschützt, verblieb der Westen Tausende von Jahre im Frieden. Doch dann, eines schlimmen Tages, fanden König Gorek von Riva sowie seine Söhne und deren Söhne einen meuchlerischen Tod. Ein Kind aber entging ihm und wurde von da an heimlich unter Belgaraths und Polgaras Fittichen aufgezogen. Auf der Insel übernahm Brand, der Rivanische Hüter, die Regentschaft und den Schutz des Auges, und nach ihm seine Söhne und deren Söhne, die alle Brand genannt wurden.
Der Tag kam, da Zedar der Apostat ein Kindlein von solcher Unschuld fand, daß es imstande war, das Auge Aldurs zu be-rühren, ohne von seinem Feuer verzehrt zu werden. So stahl Zedar das Auge und floh damit zu jenem Ort, wo Torak, sein gefürchteter Herr, in seinem Versteck harrte.
Als Belgarath dies erfuhr, begab er sich zu dem friedlichen Hof in Sendarien, wo Polgara den Jungen namens Garion großzog, den einzigen Überlebenden des Geschlechtes der Ri-va. Mit dem Jungen machten sie sich auf die Suche nach dem Auge. Nach vielen gefährlichen Abenteuern fanden sie das Kind, das sie ›Botschaft‹ nannten. Mit dem Knaben Botschaft, der es trug, brachten sie das Auge an seinen Platz am Schwert zurück.
Dann erfuhr Garion, seiner Zauberkräfte wegen jetzt auch Belgarion genannt, von der Prophezeiung, die verkündete, daß die Zeit gekommen sei, da er, als das Kind des Lichtes, sich dem finsteren Gott Torak stellen müsse, um ihn zu töten oder von ihm getötet zu werden. So machte er sich auf den Weg gen Osten zur Stadt der Ewigen Nacht und seinem Schicksal. Mit Hilfe des mächtigen Schwertes, dessen Knauf das Auge Aldurs war,
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