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Ungezogen

Ungezogen

Titel: Ungezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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eben.
    Der zweite Schritt ist auch unerwartet. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich es nicht darauf angelegt hätte. Dass ich es nicht herausgefordert hätte.
    Ich lasse es einfach heraus. Ich kann mich nicht bändigen. Wir sind in einem Buchladen, als ich es tue. Das ist vermutlich nicht gerade der beste Zeitpunkt. Aber er ist einfach so normal und blasiert - das zerreißt mich schon seit Wochen. Ich muss es wissen. Ich muss wissen, ob für ihn der Sex mit mir nur ein Spiel gewesen ist.
    Der tolle Sex mit mir. Der beste Sex meines Lebens.
    Dennoch bin ich ein wenig enttäuscht, dass mir nichts Besseres einfällt als: »Bist du wirklich schwul?«
    Ich habe keine Ahnung, warum ich das wirklich mit einbeziehe. Konnte er denn unwirklich schwul sein? Aber wenn er nur so tat, dann war er ja nicht ehrlich. Was sollen die Männer, die ihn anmachen, denn denken, wenn er sagt: »Sorry, aber letzte Woche habe ich mit einer Frau geschlafen.«
    Natürlich sieht er mich mit einer Mischung aus Belustigung und Verlangen an. Neuerdings liegt immer Verlangen in seinem Blick. Das macht mich ganz schön fertig. Es ist, als hätte er ständig einen Schlafzimmerblick, aber ich weiß nicht, wie ich ihm sagen soll, dass wir gern an den Ort gehen können, an dem seine Augen bereits sind.
    Vielleicht ist er ja doch schwul. Er könnte trotz allem schwul sein.
    Okay, ich weiß, es ist höchst unwahrscheinlich, dass er das ist. Aber dennoch.
    Er könnte dennoch schwul sein. Und er braucht eine Ewigkeit, bis er mir eine Antwort gibt.
    »Glaubst du, mein Penis wäre letzte Woche versehentlich in deiner Vagina gelandet?«
    Er scheint ebenfalls darüber nachzudenken. Es ist, als würde er Theorien formulieren und sich durch den Kopf gehen lassen. Meine Ängste und Zweifel sind seine Pseudowissenschaft.
    Dann bohrt er seine Zunge in die Wange und wirft mir einen schiefen Blick zu.
    »Du weißt doch, dass schwule Männer nur mit anderen schwulen Männern schlafen, nicht wahr, Linnie? Glaub nicht alles, was in deinen schwülstigen Büchern steht.«
    »Was für schwülstige Bücher?«, frage ich, denn das schwülstigste, was ich gelesen hatte, handelte nicht im Geringsten von schwulen Männern, die Sex mit Frauen hatten, und außerdem bin ich eine dämliche Idiotin. Eine dämliche, geile Idiotin. Alles, woran ich denken kann, ist sein Für-seinen-dürren-Körper-viel-zu-großer-Schwanz, der mich mit harten Stößen fickt, seine Hände, die meine Hüften packen, und Mary, die ruft: »Ist alles okay bei euch?«
    Ja, bei mir ist alles okay. Ich bin von einem sexuell flexiblen Mann gefesselt.
    »Die, in denen Frauen oft die Füllung eines Männer-Sandwiches sind«, erklärt er und lacht, während er das Buch, das er in der Hand hält, wieder ins Regal stellt - irgendein Schmöker über Missbrauch von einem seiner Konkurrenten.
    »Dann schätze ich ... Ich meine, du machst keine Männer-Sandwiches, oder? Oder überhaupt solche Sachen mit Männern? Ist es das, was du mir sagen willst?«
    Ich weiß nicht, warum ich von ihm eine Erklärung will. Ich weiß ja nicht einmal, was ich da gerade rede.
    Er scheint die ganze Sache jedenfalls urkomisch zu finden.
    »Dein Lachen hat vermutlich zu bedeuten, dass ich eine Idiotin bin und dass du vermutlich ebenso wenig schwul bist wie ein feuchter Maimorgen«, sage ich zu ihm, als er sich der linken Seite des engen Buchladens zuwendet und die Hände in die Taschen steckt.
    »Hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen, Linnie«, erwidert er auf unfassbar beiläufige Weise.
    »Das tue ich doch gar nicht.«
    »Warum denkst du dann darüber nach, ob ich Männer oder Frauen bevorzuge? Kommst du damit nicht klar?«
    »Ich ...«, setze ich an, doch dann weiß ich nicht mehr weiter.
    »Vielleicht probiere ich ja auch nur gern alles aus. Würde dich das stören?«
    »Eigentlich nicht, aber ...«
    »Oder ich bin ständig so verdammt geil, dass ich einfach keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen kann.«
    Jetzt sieht er mich über die Schulter hinweg an. Mit leuchtenden Augen, in denen der Schalk sitzt. Eine Augenbraue ist hochgezogen. Sie scheint zu sagen: Nur zu. Frag ruhig weiter.
    »Was für Gelegenheiten?«
    Beinahe hätte ich gefragt: War ich eine Gelegenheit? Doch die Neugier gewinnt die Oberhand. Damit hatte er vermutlich auch gerechnet.
    Er dreht sich um und blickt mich mich wieder an. Heute sieht er sogar noch heißer aus als in dem Tweed-Anzug, mit seinen schmalen Hüften in der engen Baumwollhose, dem Dreitagebart

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