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Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Titel: Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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und Mickey Rourke und natürlich mit Joschka. Der Altersunterschied fiel doch nicht auf? Bislang hatte ich ihn nie verspürt. Beinahe nicht. Selten. Nur dass ich erfahrener war und Josephine mit den Grundzügen des Lebens vertraut machen konnte, das war mir aufgefallen, und zwar angenehm.
    Josephine war blond wie ein Mädchen aus Bullerbü, schlank, geschmeidig, hell, ihre Augen leuchteten, die Haut schimmerte, sie war neugierig, kiebig, frech. Jenseits der vierzig würde sie möglicherweise ein bisschen zickig werden. Aber jetzt war alles frisch an ihr, schier, knospend, sommersprossig. Sie funkelte. Und ja, zugegeben, etwas Töchterliches hatte sie auch. Aber sie betrachtete mich als Liebhaber. Oder spielte noch anderes eine Rolle?
    Wir ließen die Tante vorerst in ihrem Glauben. Josephine war sonderbar stolz auf die Fehleinschätzung. Mir selbst schien es zu kompliziert, die Verhältnisse in Zahlen darzustellen und anschließend auch noch zu rechtfertigen.
     
    »Kinder, ihr könnt gern heute Nacht hierbleiben – aber ihr müsst euch das Schloss ansehen!«
    Mussten wir? Wir hatten es liegen sehen, monumental und mit eingeschlafenen Füßen auf einem Hügel vor der Altstadt. Meine töchterliche Geliebte wollte. Sie war jetzt Prinzessin.
    »Ich mache euch inzwischen die Zimmer zurecht«, frohlockte die Tante. »Oder«, fiel ihr ein, »schlaft ihr auf Reisen in einem Zimmer?«
    »O nein, niemals«, beteuerte Josephine.
    »Sie spielt vor dem Einschlafen mit ihren Puppen«, erklärte ich. »Das stört mich beim Lesen.«
    »Nein, wie hübsch!« Die Tante fand Gefallen an der jungen Verwandtschaft. Es schien vorteilhaft, die Komödie weiterzuspielen. Die betagte Villa war demnächst zu vererben. Bei guter Führung gehörte ich zu den Anwärtern.
    »Kinder, haltet euch nicht auf, ich kümmere mich umalles!«, befahl die künftige Erblasserin, während ich unser Gepäck im verdunkelten Wohnzimmer abstellte, zwischen abgedeckten Möbeln, ausladenden Stehlampen und düsteren Schränken.
    »Darf ich die Vorhänge aufziehen?«, fragte ich und tat es schon.
    »Oh, nein! Das schadet den Bildern!«
    Die paar ranzigen Ölschinken würde ich im Erbfall zu wohltätigen Zwecken entsorgen. Allerdings, da war etwas Besonderes. »Mach doch mal eine Lampe an!«
    Sie fingerte gichtig an einer gedrehten Kordel. Josephine wusste nicht, ob sie helfen sollte. Funzeliges Aufglimmen. Ich staunte: »Das sind ja meine Eltern!«
    Das Gemälde hing etwas schief über einem Biedermeiersofa.
    »Das sind deine Eltern?«, fragte Josephine und schlich ungläubig näher.
    »Also deine Großeltern!«, korrigierte ich boshaft. »Da muss sie Ende zwanzig gewesen sein, er Anfang dreißig.«
    Ich sah nach der Signatur. Das Bild war vor meiner Geburt gemalt worden. Offensichtlich im Sommer. Es zeigte meine Eltern am Strand, von oben betrachtet. Der Maler musste auf eine Leiter gestiegen sein oder auf den Hochsitz des Bademeisters. Meine Mutter räkelte sich kokett in einem weißen Badeanzug in der verführerischen Mode jener Zeit.
    »Die war ja sexy«, wunderte sich Josephine.
    Meine Tante blies Luft durch die Nase und nickte verschwörerisch, als wisse sie erheblich mehr, als wir Dummerchen vertragen könnten.
    Auf dem Gemälde gab sich meine Mutter lustvoll derSonne hin, genauer gesagt: dem Blick des Malers. Mein Vater, rothaarig, blass und empfindlich, war dagegen ein Bild des Jammers. Abgedeckt mit Handtuch, ausgebreiteter Zeitung und einer dicken Cremeschicht, ein Arsenal medizinischer Hilfsmittel zur Seite, sehnte er sich gequält anderswohin. Im Zweifelsfall in seine schattenreiche Bibliothek. Es war ein typisches Bild von meinen Eltern. Warum hing es hier im Exil?
    »Deinem Vater gefiel es nicht«, seufzte die Tante. »Später haben die beiden sich prächtig verstanden. Aber in jenem Sommer gab es wohl eine kleine Krise. Deine Eltern waren sehr verschieden. Sie so lebenslustig, er ein Hypochonder. Aber im April nach diesem Urlaub bist du zur Welt gekommen, und von da an ging alles prächtig.«
    Neun Monate nach der Krise. »Kanntest du den Maler? Hat er noch mehr Bilder von meiner Mutter gemalt? Vielleicht von ihr allein?«
    Meine Tante hob die Hände wie eine Zeugin, der man das Allerschlimmste angedroht hat. »Ich gehe die Betten machen«, entschied sie und riss an der Kordel. Wir standen im Dunkeln. »Und ihr geht raus in die Sonne und seht euch das Schloss an!«
     
    Zu dem wuchtigen Bau mussten wir uns aufwärts bemühen. Er schien etwas zu

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