Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
des nachtschwarzen, toten Planeten mit den Überresten der menschlichen Rasse, die in einer stupenden, weitläufigen und gespenstischen Pyramide versammelt sind, wo sie von monströsen, hybriden und insgesamt völlig unbekannten Mächten der Dunkelheit belagert werden - das ist etwas, das kein Leser jemals vergessen kann: Gestalten und Wesen von einer insgesamt nicht-menschlichen und unvorstellbaren Art - jene, die sich in der schwarzen, menschenverlassenen und unerforschten Welt außerhalb der Pyramide herumtreiben - werden mit unaussprechlicher Kraft ANGEDEUTET und TEILWEISE beschrieben, während die Landschaft des Nachtlandes mit ihren Klüften und Abhängen und ersterbenden Vulkanismen unter der Hand des Autors einen fast fühlenden Schrecken annimmt.
In der Mitte des Buches wagt sich die Hauptfigur aus der Pyramide hervor und begibt sich auf eine suchende Reise durch die vom Tode heimgesuchten Bereiche, die seit Millionen von Jahren von keinem Menschen mehr betreten wurden - und in seinem langsamen, genauestens beschriebenen Fortschreiten von Tag zu Tag über unvorstellbare Meilen unvordenklicher Schwärze liegt ein Gefühl von kosmischer Entfremdung, atemberaubendem Mysterium und entsetzter Erwartung, das in der gesamten Literatur nicht seinesgleichen hat. Zwar zieht sich das letzte Viertel des Buches schrecklich hin, doch auch das kann die ungeheure Kraft des Gesamtwerks nicht mehr schwächen. Hodgsons späterer Band CARNACKI, THE GHOSTFINDER besteht aus mehreren langen Geschichten, die schon viele Jahre zuvor in Zeitschriften veröffentlicht worden waren. In der Qualität fällt der Band gegenüber den anderen Büchern sichtlich ab. Wir finden hier die mehr oder weniger konventionelle Figur vom Typ des »unfehlbaren Detektivs« - ein Abkömmling von M. Dupin und Sherlock Holmes, ein enger Verwandter des von Algernon Blackwood geschaffenen John Silence; und diese Gestalt bewegt sich durch Szenen und Ereignisse, denen die Atmosphäre eines professionellen »Okkultismus« schwer schadet. Einige wenige Episoden sind jedoch von unleugbarer Kraft, und sie lassen uns den einzigartigen Genius dieses Autors spüren.
Es ist natürlich unmöglich, in einer kurzen Skizze dem Moment des Schreckens in allen seinen heutigen, klassisch gewordenen Formen nachzuspüren. Dies Element muss notwendigerweise in alle Werke, ob der Prosa oder der Lyrik, eingehen, die das Leben im weitesten Sinne behandeln; und so ist es kein Wunder, ihm in solchen Schriftstellern zu begegnen wie dem Dichter Browning, dessen CHILDE ROLAND TO THE DARK TOWER CAME durchdrungen ist vom schrecklichen Gefühl einer drohenden Gefahr, oder bei dem Romancier Joseph Conrad, der oft von den dunklen Geheimnissen des Meeres und der dämonisch treibenden Macht des Schicksals schrieb, die das Leben einsamer und manisch entschlossener Männer lenkt. Unendlich verästelt verlaufen die Spuren des Schreckens in der Literatur, doch wir müssen uns hier auf seine Erscheinung in relativ unvermischter Form beschränken, auf jene Fälle, wo der Schrecken zum bestimmenden und beherrschenden Element des Kunstwerks wird.
Einen ziemlich eigenen, von der britischen Hauptströmung getrennten Weg nahm jene Richtung des Unheimlichen in der irischen Literatur, die mit der keltischen Renaissance am Ende des19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vordergrund trat. Geister- und Feen-Folklore hat in Irland immer schon eine bedeutende Rolle gespielt, und seit mehr als hundert Jahren sind diese Sagen und Legenden von einer ganze Reihe getreuer Chronisten und Übersetzer aufgezeichnet worden, darunter William Carleton, T. Crofton Croker, Lady Wilde - die Mutter Oscar Wildes -, Douglas Hyde und W. B. Yeats. Seit die Moderne diese Mythen ins Bewusstsein gerückt hat, sind sie sorgfältig ediert und studiert worden, und ihre hervorstehenden Merkmale haben spätere Autoren wie Yeats, J. M. Synge, »A. E.«, Lady Gregory, Padraic Colum, James Stephens und Kollegen in ihrem Werk neuerlich gestaltet. Insgesamt zwar eher von verschrobener Phantastik als schrecklich, enthalten diese überlieferten Zeugnisse und ihre bewusst künstlerisch gestalteten Entsprechungen doch viel von dem, was wahrlich in den Bereich des kosmischen Grauens fällt. Legenden von Beerdigungen in versunkenen Kirchen in verschwunschenen Seen, Sagen von todeskündenden Feen (»banshees«) und bösen Wechselbälgern, Balladen von Gespenstern und »den unheiligen Geschöpfen der Raths« - sie alle lassen einen auf
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