Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
dieser in einem dunklen, einsamen Haus die langgefürchtete Klingelschnur in dem seit seiner Knabenzeit angstbesetzten Dachgeschoss zog, »A Recluse«, die andeutet, was einen Zufallsgast des Nachts zur Flucht aus einem Haus trieb, »Mr. Kempe«, die uns einen verrückten Einsiedler zeigt, der neben einer archaischen, verlassenen Kapelle auf Meeresklippen haust und nach der menschlichen Seele sucht, und »All-Hallows«, die uns dämonische Mächte erblicken lässt,
welche eine einsame mittelalterliche Kirche belagern und auf wundersame Weise das verfallende Mauerwerk wiederherstellen. De la Märe macht in den meisten seiner Erzählungen die Angst nicht zum einzigen oder gar beherrschenden Element, denn er ist offensichtlich mehr an den charakterlichen Feinheiten seiner Gestalten interessiert. Gelegentlich sinkt er auf die Ebene der schier schrulligen Phantasie von der Art eines James Barrie. Und doch gehört er zu den sehr wenigen Autoren, für die das Unwirkliche von lebendiger Gegenwart ist, und als solcher ist er fähig, seinen gelegentlichen Angststudien eine gefährliche Eindringlichkeit zu verleihen, wie sie nur einem erlesenen Meister gelingen kann. Sein Gedicht »The Listeners« gewinnt der modernen Lyrik den »gotischen« Schauder zurück.
Die unheimliche Kurzgeschichte hat sich in letzter Zeit sehr gut entwickelt, und bedeutend dazu beigetragen hat der vielseitige E. F. Benson, dessen »The Man Who Went Too Far« flüsternd von einem Haus am Rande eines dunklen Waldes und vom Hufzeichen Pans auf der Brust eines Toten erzählt. Bensons Band VISIBLE AND INVISIBLE enthält einige Geschichten von einzigartiger Kraft, darunter vor allem »Negotium Perambulans«, in deren Verlauf sich ein abnormes Monster offenbart, das einem alten Kirchenfries entsprungen ist und in einem einsamen Dorf an der Küste von Cornwall einen Akt wunderbarer Rache ausführt, und »The HorrorHorn«, durch die etwas schreckliches Halbmenschliches stapft, das auf unbetretenen alpinen Gipfeln überlebt hat. THE FACE, eine weitere Sammlung, ist von geradezu tödlicher Wirkung in ihrer gnadenlosen Aura von Verhängnis. H. R. Wakefield schwingt sich in seinen Sammlungen THEY RETURN AT EVENING und OTHERS WHO RETURN zu großen Höhen des übernatürlichen Grauens auf, trotz eines abträglichen Tons von Weltklugheit. Die bemerkenswertesten Geschichten sind »The Red Lodge« mit ihrem schleimigen, wässrigen Bösen, »He Gometh and He Passeth By«, »And He Shall Sing«, »The Cairn«, »Look Up There«, »Blind Man's Buff« und jenes kleine Werk, in dem ein tausendjähriges Grauen lauert, nämlich »The Seventeenth Hole at Duncaster«. Bereits erwähnt wurden die Ausflüge ins Unheimliche, die H. G. Wells und A. Conan Doyle unternommen haben. Mit »The Ghost of Fear« erreicht Wells einen sehr hohen Rang, während sämtliche Beiträge in THIRTY STRANGE STORIES stark ins Phantastische zielen. Doyle schlug ab und an einen kraftvollen Ton des Gespenstischen an, wie etwa in »The Captain of the Pole-Star«, einer Erzählung von arktischer Geisterhaftigkeit, und »Lot No. 249«, in der das Thema von der
wiederbelebten Mumie mit mehr als gewöhnlicher Kunstfertigkeit behandelt wird. Hugh Walpole, der der Familie des Begründers des Schauerromans angehört, hat sich bisweilen mit großem Erfolg dem Bereich des Bizarren zugewandt, und seine Kurzgeschichte »Mrs. Lunt« erzeugt im Leser einen quälenden Schauder. John Metcalfe erreicht in seiner Sammlung THE SMOKING LEG hin und wieder ein rares Maß an Eindringlichkeit, wobei die Erzählung »The Bad Lands« Schattierungen des Grauens enthält, die ans Geniale grenzen. Verschrobener und mit der Neigung zur liebenswürdigen und harmlosen Phantastik eines Sir. J. M. Barrie bieten sich uns die Erzählungen dar, die E. M. Forster unter dem Titel THE CELESTIAL OMNIBUS veröffentlicht hat. Nur von einer dieser Geschichte lässt sich behaupten, daß sie über das wahre Moment kosmischen Grauens verfügt, und in ihr spielt Pan mit seiner Entsetzen verbreitenden Aura eine Rolle. Mrs. H. D. Everett folgt zwar sehr alten und konventionellen Vorbildern, schwingt sich aber in dem Band THE DEATH MASK, einer Sammlung von Kurzgeschichten, gelegentlich zu singulären Höhen spirituellen Schreckens auf. Beachtenswert ist L. P. Hartley mit seiner bohrenden und äußerst grausigen Geschichte »A Visitor from Down Under«. May Sinclairs UNCANNV STORIES bieten mehr traditionellen »Okkultismus« als jene kreative Behandlung
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