Unser Leben mit George
rasch zum Tod, fuhr ich den PC
schnell herunter und ging wieder nach oben. George wachte auf und folgte mir.
Ich gab ihm sein gesundes Mittagessen aus Diät-Trockenfutter mit
Fischgeschmack, über das ich eine winzige Menge klein geschnittener
Fleischreste gestreut hatte, zusammen mit einem Esslöffel probiotischem Magerjogurt,
den Maddie vor ein paar Wochen gegen seine Blähungen empfohlen hatte und was
auch half — meistens. Nachdem George alles weggeputzt und seinen Napf sauber
ausgeleckt hatte, schubberte er sich auf dem Teppich im Wohnzimmer genüsslich
den Rücken. Dann legte er sich vor den Kühlschrank, ließ sich auf die Seite
plumpsen und streckte sich aus. Er gab sich seiner liebsten
Freizeitbeschäftigung hin: schlafen.
Es dauerte nicht lange, bis er laut
schnarchte und im Tiefschlaf schien. Aber ein Auge blieb immer etwas offen und
folgte mir, wohin ich auch ging, vom Kühlschrank zur Arbeitsplatte und zurück
zum Tisch, während ich das Abendessen für Joshua vorbereitete. Und jedes Mal,
wenn ich an George vorbeikam, klopfte sein Schwanz auf den Boden. Ich sah ihn
an, wie er so friedlich dalag und sich sogar noch im Schlaf freute, in meiner
Nähe zu sein, dass mir die Tränen kamen. Denn obwohl es noch eine geringe
Chance gab, dass George das hohe Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren erreichen
würde — sollte er tatsächlich diese Herzkrankheit haben, wie Maddy vermutete,
dann war es viel wahrscheinlicher, dass er innerhalb der nächsten zwei Jahre
sterben würde. Und auch wenn mein Cavalier kein Jüngling mehr war — zwei Jahre
schienen viel zu kurz. Selbst wenn er ungehorsam, dickköpfig und verwöhnt war
und im Unterhalt so teuer wie ein Ferrari, ich wollte George nicht verlieren.
Niemals. Der Gedanke, dass ich mich morgens wieder an einen Wecker gewöhnen
müsste oder dass ich eine Zeitung von Anfang bis Ende lesen könnte, ohne dass
sie zerfetzt würde, oder dass niemand im Hause mehr der Meinung sein könnte,
meine miserablen Kochkünste verdienten mindestens drei Michelin-Sterne, oder
dass ich nach Hause kommen könnte, ohne dass ein besorgtes kleines Gesicht aus
dem Wohnzimmerfenster in die Dunkelheit hinausstarrte und auf mich wartete — alle
diese Dinge waren so unvorstellbar, dass ich einfach nicht daran denken wollte.
Energisch sagte ich mir, ich könne von
Glück sagen, dass ich George überhaupt so lange hatte. Schließlich hätte ich
ihn schon am Ostermontag 2005 verlieren können. Der Polizist Gary Dodswell von
der Polizeiwache Hampstead Heath hatte für uns gegen die Eigentümer des
Staffordshire Bullterriers Anzeige erstattet. Er war nicht nur wegen der
Heftigkeit des Angriffs schockiert gewesen, sondern auch wegen der Brutalität,
mit der die drei oder vier Personen, in deren Obhut der Hund angeblich war, ihn
geprügelt hatten, selbst nachdem er George losgelassen hatte. Es kam zu einer
Anzeige nach dem Hundehaltungsgesetz von 1871, die es der Polizei gestattete,
ein Zivilverfahren gegen die Eigentümer oder Aufsichtspersonen eines Hundes
anzustrengen, der auf gefährliche Weise außer Kontrolle geraten ist. Dodswell
hatte mühsam Beweismaterial gesammelt, und der Fall kam im folgenden Juli vor
Gericht. Er war als Zeuge da, ebenso waren Sue und Philip gekommen, um
auszusagen. Nur die Eigentümer des Staffordshire Bullterriers waren nicht
erschienen. Sie hatten behauptet, das Ungetüm gehöre ihnen gar nicht, sie seien
nur mit ihm spazieren gegangen. In ihrer Abwesenheit wurden sie verurteilt,
zusammen mit der Auflage, den Hund stets unter Kontrolle zu halten, der
außerdem ab sofort in der Öffentlichkeit immer einen Maulkorb tragen müsse.
Natürlich konnte man nicht wissen, ob
sie das Urteil befolgten. Vielleicht war das vierbeinige Ungeheuer jetzt
tatsächlich angeleint und trug einen Maulkorb, vielleicht aber auch nicht.
Vielleicht würden George und ich ihm auf Hampstead Heath eines Tages wieder
gegenüberstehen. Dodswell hatte mir geraten, George nach Möglichkeit an der
Leine zu führen. Nur wenn es wirklich übersichtlich war und man sicher sein
konnte, dass keine bösartigen Hunde in der Nähe waren, wagte ich es, ihn frei
laufen zu lassen. George fühlte sich so auch sicherer. Er hatte sich von dem
Trauma des Angriffs nie richtig erholt und blieb erschreckt stehen, wenn er
einen anderen Hund sah. Selbst ein kleiner Dackel konnte ihm schon von fern
eine Riesenangst einjagen. Nur wenn er den Hund gut kannte oder wenn es ein
anderer Cavalier King Charles Spaniel
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