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Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Titel: Unser sechzehntes Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Ihr Blick bleibt an den beiden Mädchen haften.
    "Nathalie?"
    Sie öffnet ihre Lippen, schließt sie wieder.
    "Was ist los?", frage ich.
    Ihr Blick wandert von den Mädchen zu mir. Noch immer schweigt sie. Ich ahne, was sie denkt. Das Bild der kleinen Familie hat dieselbe Erinnerung wachgerufen wie bei mir. Nur dass es sich bei ihr weniger um eine Erinnerung als um eine Ahnung handelt. Auch ihr ist die Doppeldeutigkeit der Zahl hinter diesem Tag bewusst. Auch sie kennt die Geschichte. Trotzdem haben wir uns stets darum bemüht, Details von ihr fernzuhalten. Sie kennt die Grundinformationen und ihr diese mitzuteilen, war schmerzlich genug.
    "Mama", setzt sie an.
    Ich lege die Hand auf ihre Schulter. Es ist nicht das erste Mal, dass sie Fragen stellen will. Ich kenne den Blick und weiß das Unbehagen zu verhindern.
    "Mach dir keine Gedanken, Nathalie", beuge ich einer Frage vor. "Es ist lange her und dein Geburtstag hat nichts damit zu tun. Du wirst Fünfzehn und diese Tatsache kann nichts und niemand ändern."
    "Warum versuchst du jeden meiner Gedanken zu dem Thema abzuwürgen? Sie war Fünfzehn, Mama. Genau wie ich."
    "Ich weiß." Ich nehme die Hand von ihrer Schulter und wende ihr den Rücken zu. Ich will es nicht riskieren, ihr auch nur den Ansatz eines feuchten Augenwinkels zu zeigen. Es ist Nathalies Tag. Nathalies Zahl. Nur ein einziges Mal soll die Fünfzehn das sein, was sie ist. Eine Zahl. Nicht mehr und nicht weniger.
    Ich gehe weiter. Nathalie folgt mir. Sie scheint, gerade heute, nicht bereit, ihre Frage so schnell wieder zu vergessen.
    "Wieso gehst du jeder Frage aus dem Weg? Ich bin kein Kind mehr, Mama. Ich kann die Wahrheit verkraften."
    Fast glaube ich es ihr. Ja. Vermutlich könnte sie es tatsächlich verkraften, mehr zu erfahren.
    Größere Sorgen mache ich mir um mich selbst. Jedes Wort, jeder Gedanke an Fiona macht mir das Atmen schwer. Nathalie kannte sie nicht. Sie hat den nötigen Abstand, um Fragen zu stellen, ohne den Schmerz zu spüren. Aber was ist mit dem nötigen Abstand, den es erfordert, um ihre Fragen zu beantworten?
    Ich fühle mich überfordert.
    "Warum wühlst du diese Dinge unnötig auf, Nathalie?"
    "Weil sie meine Schwester war. Weil ich ein Recht habe, alles über sie zu wissen."
    Ihr Blick ist eindringlich. Fordernd. Fast scheint es, als hätte sie über Nacht alle kindlichen Unsicherheiten abgelegt.
    "Aber du weißt längst alles, was du wissen musst", antworte ich.
    "Ich weiß gar nichts, Mama. Ich kenne ihren Namen. Ein paar Bilder. Mehr nicht."
    Meine Schritte werden schneller. Ich will nicht reden. Selbst das Denken fällt mir schwer.
    "Ich muss es wissen, Mama. Wenn nicht heute, wann dann."
    Sie schaut mich erwartungsvoll an , während sie mich überholt . Ich versuche, ihrem Blick standzuhalten und bleibe stehen. "Was, Nathalie. Was willst du wissen?"
    Sie sucht nach Worten und doch scheint sie die Worte genau zu kennen. Ich spüre Übelkeit in mir aufsteigen. Angst. Angst vor Dingen, die längst geschehen sind und die selbst nach sechzehn Jahren noch immer eine Macht über mich haben, die mich in die Knie zwingt. Sollten wir wirklich darüber reden? Sollten wir heute darüber reden?
    Das Fordern in ihren Augen weicht Verständnis. Für einen kurzen Moment scheint sie nachzuvollziehen, was in mir vor sich geht. Und doch scheint ihr Anliegen unausweichlich.
    "Es tut mir leid, M ama, aber ich kann nicht anders", beginnt sie schließlich mit fester Stimme. " Ihr Tod ist sechzehn Jahre her. Ich bin Fünfzehn. Jeder Idiot würde sich dieselbe Frage stellen."
    Ich schweige. Sie kommt ein kleines Stück näher , während ich für einen kurzen Moment mit dem Gedanken spiele zurückzuweichen, davonzulaufen wie ein Feigling vor der Verantwortung .
    Ich kenne die Frage, bevor sie sie ausspricht.
    "Gäbe es mich, wenn Fiona sich nicht das Leben genommen hätte?"

Kapitel 2 : Nach Hause
     
     
    Die Rückfahrt von Rügen nach Köln gestaltet sich wortkarg. Armin ist Fahrer. Wie fast immer. Ich sitze neben ihm, während Nathalie vom Rücksitz aus die vorbeiziehende Landschaft beobachtet. Ich habe Armin nichts von der Unterhaltung am Strand erzählt. Verdrängen ist leichter, wenn man das Wissen mit niemandem teilt. Meine Hoffnungen ruhen auf Nathalie. Darauf, dass sie ihre Frage wieder vergisst. Vor allem aber: meine Antwort.
    Ich rufe mir unser Gespräch ins Gedächtnis.
    "Die Vergangenheit hat in keiner Weise etwas mit unserer Liebe für dich zu tun, Nathalie."
    "Das ist keine

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