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Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Titel: Unser sechzehntes Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Antwort auf meine Frage."
    "Was spielt es für eine Rolle, ob du vor oder nach dem Drama geboren bist? Du bist unsere Tochter und nur das zählt."
    "Sei ehrlich, Mama! Ich will es wissen. Behandle mich nicht wie ein kleines Kind. Ich muss nicht beschützt werden. Ich bin alt genug."
    Wie seltsam ihre Worte klangen , wie ein ironischer Wink des Schicksals . Ich muss nicht beschützt werden. S chmerzlich v ertraut. Beinahe schien es, als stünde Fiona vor mir.
    "Vielleicht bist es nicht nur du, die wir beschützen möchten, Nathalie. Vielleicht ist es unsere ganze Familie, die wir vor weiterem Leid bewahren wollen. Dein Vater und ich haben viele Jahre gebraucht, um halbwegs damit klarzukommen."
    "Aber was ist mit mir? Wie soll ich mit all dem klarkommen, wenn mir niemand etwas sagt?"
    "Wir haben dir alles gesagt. Was nützen dir die Details? Wir können dankbar sein, dass du diesen Verlust nicht miterleben musstest. Und das sind wir auch. Jeden Tag."
    "Aber vielleicht möchte ich Teil des Verlusts sein. Vielleicht möchte ich die Dinge aus euren Augen sehen. Vielleicht möchte ich den Schmerz spüren."
    "Glaub mir. Das möchtest du nicht."
    "Alles, was ich möchte, ist eine Antwort, Mama. Gibt es mich, weil sie tot ist? "
    Ich weiß nicht, was es war, das mich dazu brachte, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber ich tat es.
    "Ja, verdammt. Natürlich."
    Nach all den Jahren, in denen es zu einer Art Aufgabe geworden war, Nathalie und auch uns selbst vor der Vergangenheit zu beschützen, hatte die Frage nach dem Sinn des jahrelangen Schweigens kurzzeitig die Oberhand gewonnen. Meine Antwort war sowohl für Nathalie als auch für mich erschreckend. Alle anschließenden Beteuerungen, dass wir erst durch ihre Geburt den Sinn des Lebens wieder gefunden haben und dass sie der neue Anfang nach einem traumatischen Ende war, verschwanden im Nichts.
    Die Antwort hängt noch immer wie Blei in der Luft. Und sie folgt uns auf unserer Heimfahrt nach Köln.
     
     
    _________________
     
    19. August 1994
     
    Liebes Tagebuch,
    es ist zwei Uhr morgens. Ich kann nicht schlafen. Die Bandprobe hat mich so dermaßen aufgewühlt, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Als erstes: Theo!!! Dieser Kerl hat Augen, dass einem schwindelig wird. Ich kannte ihn ja bisher nur vom Schulhof, immerhin ist er zwei Klassen über mir, da sieht man sich nicht so oft. Aber gestern habe ich so nah neben ihm gestanden, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment umzukippen. Hilfe!
    Er beherrscht die E-Gitarre echt fantastisch. Ich musste mich richtig zusammenreißen, um nicht jede zweite Zeile meines Textes zu vergessen. Und da liegt auch schon das Problem. Mein Gesang. Die Jungs aus der Band meinten zwar, dass ich optisch das Zeug zur Sängerin hätte, aber stimmlich wäre ich noch ziemlich am Anfang.
    Potential hast du, meinte Theo. Aber du brauchst Gesangsunterricht. Tja. Was nun? Schwierig genug, meinen Eltern die Proben zu verheimlichen, aber wie kriege ich das mit dem Gesangsunterricht hin? Mein Taschengeld reicht ja so schon hinten und vorne nicht, also werde ich sie um Geld für den Unterricht bitten müssen. Aber das bedeutet auch, dass ich ihnen von der Band erzählen muss – und darauf hab ich echt absolut keinen Bock! Ich hör Mama schon sagen "Vertrödle deine Zeit nicht mit albernen Kleinmädchenfantasien. Konzentrier dich lieber auf die Hausaufgaben, bevor die nächste Sechs ins Haus steht." Dabei habe ich mich in Mathe auf ne Vier verbessern können.
    Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hab echt keine Lust auf ihre klugen Ratschläge, aber genauso wenig kann ich es riskieren, dass Theo und die Jungs sich ne andere Sängerin suchen. Vielleicht rede ich mit Papa darüber. Der ist leichter weich zu klopfen als Mama, zumindest bei solchen Sachen. Hoffentlich geht alles gut.
     
    Fiona
     
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    Mein Blumenladen ist seit fünfundzwanzig Jahren derselbe. Derselbe Tresen. Dasselbe Lager. Dieselbe Inhaberin, deren Schicksal im Gegensatz zu Tresen und Lager das einzige ist, das sich im Laufe der Jahre verändert hat. Zwischen einem Nagelstudio und einem Bäcker fügt sich mein kleines Reich geradezu nahtlos in die wichtigsten Stationen des vom Alltag geplagten, vornehmlich weiblichen Einkaufsvolkes ein.
    Ich führe den Laden seit meinem 26. Lebensjahr. Fast genauso lange begleitet mich Sina auf diesem Weg. Trotz geringer Bezahlung und Arbeitszeiten, die eigentlich einen höheren Verdienst rechtfertigen würden, hält sie mir seit

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