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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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meinte.
    „Meine Mutter würde es verstehen, aber nur wenn ich ihr die ganze Wahrheit sage“, erklärte Jenny nach kurzem Überlegen. „Allerdings glaube ich nicht, dass sie den Dschinn abnimmt.“
    „Natürlich gibt es Dschinns!“, flüsterte Ağan eindringlich. „Und mein Vater weiß das auch. Aber er würde niemals zulassen, dass ich einen durch einen U-Bahn-Tunnel verfolge.“
    „Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich hier eher um Diebe als um Dschinns handelt“, sagte Addi.
    Er ging die Treppe ein Stück nach oben und setzte sich auf eine Stufe. Ağan und Jenny kauerten sich ebenfalls hin.
    „Gemein wie Dschinns sind sie auf alle Fälle trotzdem“, meinte Ağan nach einer Weile. „Das habt ihr ja selbst gehört.“
    „Ja. Trotzdem habe ich nicht verstanden, was die genau vorhaben, außer dass sie irgendwie ihre Kumpels reinlegen wollen“, meinte Jenny. Sie dachte nach. „Aber eins wissen wir: Die Bande zerschlägt die Schaufenster mit alten Nothämmern.“
    „Was ist das?“, fragte Addi.
    „Das sind die Hämmer, die in der U-Bahn hängen und mit denen man die Scheiben einschlägt, wenn man im Notfall da durchmuss“, erklärte Jenny.
    Addi grinste. „Cool. Und irgendwie sind diese Diebe auch cool. Ich meine, davon träumt doch jeder, sich einfach mal das aus dem Schaufenster zu nehmen, was man da sieht und gerne haben will.“
    „Klauen ist es trotzdem“, wandte Ağan ein.
    Jenny nickte. „Klar ist es das. Aber lasst uns weiterdenken. Irgendwie benutzen diese Gauner die U-Bahn für ihre Einbrüche. Vielleicht fahren sie zu einer Uhrzeit rum, zu der die Bahn eigentlich noch gar nicht fährt? Obwohl es ja da, wo die Überfälle waren, überhaupt keine U-Bahn-Stationen gibt.“
    „Aber der Mann im KaDeWe hat doch was gesagt von einer Strecke“, sagte Ağan.
    „Ja“, bestätigte Addi. „Er hat gesagt, es klingt wie die Strecke, die …“
    „Die es nicht gibt“, vollendete Jenny den Satz. „Das verstehe ich nicht. Und das mit dem Reinlegen habe ich auch nicht kapiert. Und von einem Schmierzug habe ich auch noch nie was gehört.“
    Addi zuckte die Schultern. „Vielleicht fahren sie damit rum und putzen die Tags und Graffitis in den U-Bahnhöfen weg. So eineArt Putzkolonne. Auf alle Fälle machen sie sich gefälschte Auftragspapiere, um mit ihrem Zug rumzufahren.“
    „Oh ja“, sagte Ağan. „Schmierzüge und Überfälle an Orten, an denen gar keine Züge ankommen können. Diebe, die einander verraten, die seltsame Namen tragen und ein Ding an einem Ufer durchziehen wollen. Es ist alles sehr merkwürdig.“
    Jenny nickte. „Das stimmt. Aber du hast doch auch gesagt, dass du in einem Tunnel warst, den es gar nicht gibt, oder?“
    „Auch das ist seltsam.“ Ağan rieb sich müde die Augen. „Und vielleicht ist es gerade deswegen doch alles das Werk eines Dschinns. Und vielleicht hat Goffi gerade deswegen so gefaucht?!“
    „Das werden wir rausfinden“, meinte Addi. „Morgen früh um vier. Wir müssen es nur in diesen Schmierzug schaffen und sie beobachten.“
    „Gute Idee“, fand Jenny. „Nur leider sitzen wir fest wie im Gefängnis. Und bevor wir hier nicht rauskommen, hilft uns alles Nachdenken auch nicht weiter.“
    Ağan nickte. „Wir haben nur eine Chance. Wir müssen warten, bis kein Zug mehr in der Kehranlage ist. Dann können wir abhauen.“
    Und so warteten die Unsichtbar-Affen das zweite Mal an diesem Tag Stunde um Stunde. Jetzt in der Dunkelheit war Jenny, Addi und Ağan noch viel langweiliger als am Nachmittag, als sie aufdem U-Bahnhof ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Das Einzige, was sie tun konnten, war, mit Goffi zu spielen, dem die Dunkelheit überhaupt nichts auszumachen schien.
    „Mann“, murmelte Addi nach einer ziemlich langen Weile. „Dagegen war ja mein Geografiebuch noch spannend.“
    Als die Geräusche aus der Wendeanlage der U-Bahn endlich aufhörten, hatten sie alle ganz steife Glieder vom langen Sitzen und mussten sich erst einmal ordentlich räkeln, um ihr Blut wieder in Bewegung zu bekommen. Dann zog Ağan die blaue Tür leise auf.
    In der Kehranlage war es stockdunkel. Nur die Notausgangsleuchte warf einen schwachen Schein auf das Metallgitter.
    Ağan gähnte. „Ich bin so müde! Das muss die muffige Luft hier sein.“
    „Jetzt nicht einpennen“, verkündete Addi. „Sieht so aus, als könnten wir es wagen. Schnell!“
    Hintereinander schlichen Addi, Ağan und Jenny auf dem Metallgitter Richtung U-Bahnhof. Zum Glück spürten

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