Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
es hier rausgehen“, drängte Addi.
„Geht es aber nicht.“
Addi schloss zu seinen Freunden auf. Die Unsichtbar-Affen waren am Ende der Treppe in einem höchst merkwürdigen Raum angelangt. Hoch über ihnen fiel das Licht einer Straßenlaterne durch einen schmalen Schlitz, und sie konnten erkennen, dass sie sich in einer Art rundem Zimmer befanden. Obwohl das Wort Zimmer vielleicht etwas übertrieben war. Es handelte sich eher um eine aufrecht stehende Röhre, denn der Raum war ziemlich eng, hoch und ganz und gar rund! Und offenbar hatte die komische Röhre tatsächlich keinen Ausgang.
„So ein Käse“, fluchte Addi leise. „Wo sind wir denn hier gelandet?“
„Das ist kein Käse, das ist viel schlimmer“, wisperte Jenny in diesem Moment und deutete nach unten. Auf den Stufen waren Schritte vernehmbar, die langsam nach oben stiegen.
„Oh nein!“ Ağan wich gegen die Wand zurück. „Dieser Schmudo kommt hier hoch. Aber warum denn? Hier ist doch gar nichts, und er hat gesagt, er geht zum U-Bahnhof. Er muss uns gesehen haben und jetzt sind wir dran.“
„Es muss einen Ausgang geben“, hauchte Jenny atemlos und begann, die runde Wand fieberhaft mit den Händen abzutasten. Ağan und Addi halfen ihr dabei.
Plötzlich gab Addi einen unterdrückten Laut von sich. „Oh nein“, flüsterte er. „Hier ist was. Das ist bestimmt die Tür. Aber sie hat ein Schloss, ein Loch mit einem Vierkantschlüssel. Und so einen haben wir nicht …“
Jenny und Ağan hielten inne. Die Schritte unter ihnen waren lauter geworden und kamen unaufhaltsam näher.
„Und wenn wir nach oben in diese Röhre klettern?“, schlug Addi vor. „Wir könnten uns irgendwie gegen die Wände drücken, so wie ein Bergsteiger in einem schmalen Kamin. Vielleicht sieht er uns dann nicht?!“
„Das kann ich nicht“, keuchte Ağan. „Ich bin nicht so eine Sportskanone wie ihr beiden. Und außerdem sehen Dschinns im Dunkeln noch besser als Katzen.“
„Gegen das Licht von oben sieht uns auch jeder normale Mensch“, meinte Jenny. „Wir können höchstens Goffi mit einer Nachricht wegschicken, damit man uns sucht.“
„He, Leute! Bevor wir Goffi als Notflaschenpost benutzen, können wir immer noch kämpfen“, sagte Addi fest. „Wir sind zu dritt. Und wir treten und beißen wie Straßenköter.“
Jenny nickte stumm, denn jetzt waren die Schritte sehr nahe. Auch Ağan machte ein entschlossenes Gesicht.
In diesem Moment blieben die Schritte stehen. Die Unsichtbar-Affen hörten ein leises Klicken wie von einem umgedrehten Schlüssel und gleich darauf quietschte eine alte Klappe oder etwas Ähnliches. Dann rappelte es und Metall klirrte gegen Metall.
„Da seid ihr ja, meine Freunde“, sagte Schmudo und summte fröhlich. „Eins, zwei, drei, vier, fünf. Alle da, ganz wunderbar. Morgen schlägt eure Stunde …“ Er kicherte.
Dann klirrte es erneut, die Klappe quietschte, es klickte und die Schritte stiegen die Treppe wieder hinab.
Ağan, Jenny und Addi sahen sich an. Im schwachen Schein der Straßenlaterne standen ihnen Angst und Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
Sie waren nicht entdeckt worden.
Nachdem Schmudo die Stufen wieder hinuntergegangen war, ließen Jenny, Addi und Ağan ein paar Minuten verstreichen, bevor sie ihm folgten.
Doch auf ihre vermeintlich glückliche Rettung folgte ein böses Erwachen. Kaum waren sie an der Notausgangstür in der blauen Wand angekommen, hörten sie in der Kehranlage Geräusche und Stimmen.
Ağan bückte sich und blickte durch das Schlüsselloch.
„Oh nein!“ Er richtete sich wieder auf. „Da parken jetzt zwei neue Züge. Und dazwischen stehen zwei U-Bahn-Fahrer, die sich unterhalten und Kaffee trinken.“
„Aber dann kommen wir hier nie mehr raus, ohne bemerkt zu werden“, sagte Addi verzweifelt. „Da kommen doch bestimmt die ganze Zeit Züge an, um zu wenden.“
Ağan nickte. „Und wenn sie uns finden, bringen sie uns zur Polizei. Leute, ich will nicht, dass meine Eltern mich auf dem Polizeirevier abholen müssen. Wenn das meine Schwester mitkriegt …“
„Wir könnten doch einfach sagen, dass uns Goffi weggelaufen ist und wir ihn retten mussten?“, schlug Jenny vor.
„Dann werden unsere Eltern trotzdem benachrichtigt“, meinte Addi. „Und das bedeutet, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen werden. Wenn mein Vater mitbekommt, dass ich heimlich durch U-Bahn-Tunnel laufe …“ Er ließ den Satz unvollendet, aber Jenny und Ağan verstanden sehr gut, was ihr Freund
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