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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nahm er zehntausend Euro oder sogar mehr ein, aber er sah nicht ein, dieses Geld für unnütze Dinge wie Möbel aus südamerikanischem Holz oder Marmorböden auszugeben. Zum Glück wussten weder seine Frau noch seine Mutter über sein Einkommen Bescheid, und er würde es ihnen auch nie sagen. Zudem liefen die meisten Aufträge unter der Hand, denn die Besitzer der kostbaren Oldtimer gaben zwar gerne viel Geld für die Reparaturen aus, aber die Mehrwertsteuer wollten sie sich dann doch sparen. Und so bekam Butcher das Geld häufig in bar oder auf ein Konto in Österreich überwiesen, worauf der Fiskus keinen Zugriff hatte.
    » Nehmen Sie doch Platz «, sagte Reuter und deutete auf einen Stuhl. » Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Saft, Wasser oder ein Bier? «
    » Ein Wasser. Danke. «
    Reuter kam zurück und stellte die gefüllten Gläser auf den Tisch und setzte sich ebenfalls.
    » So, ich habe alles vorbereitet. Wie lange schätzen Sie wird es dauern, bis Sie mit der Restaurierung fertig sind? «, fragte Reuter.
    » Schwer zu sagen, aber mit zwei Monaten sollten Sie schon rechnen. Es hängt davon ab, wie schnell die Ersatzteile geliefert werden. «
    » Kein Problem, lassen Sie sich Zeit. Zu etwas anderem: Von Herrn Schenk weiß ich, dass Sie ihm die Rechnung ohne Mehrwertsteuer gestellt haben. Wäre das auch … «
    » Natürlich. «
    » Und wie wollen wir das Finanzielle abwickeln? Bar oder auf ein bestimmtes Konto? «
    » Das überlasse ich gerne Ihnen «, antwortete Butcher und trank einen Schluck Wasser.
    » Machen wir es in bar. Sowie Sie das Auto liefern, gebe ich Ihnen den Betrag. Brauchen Sie einen Vorschuss für die Ersatzteile? «
    » Zwanzig Prozent des veranschlagten Preises, aber nur, wenn Sie damit einverstanden sind. Meine Devise lautet, erst wenn der Kunde zufrieden ist, braucht er zu bezahlen. «
    » Prima, dann sind wir uns ja einig. Und Sie können sich darauf verlassen, dass ich Ihnen noch weitere Aufträge zukommen lassen werde. Hier bitte, lesen Sie sich den Vertrag durch, die Originalpapiere brauchen Sie ja sicherlich für die Teile … «
    » Wollen Sie das Auto behalten oder verkaufen? «, fragte Butcher.
    » Ich habe vor, wegzuziehen, weit, weit weg, und brauche Geld. Ich denke, ich werde ihn verkaufen. Ich habe ihn bereits von jemand anderem schätzen lassen, und dessen Schätzung wich von Ihrer kaum ab. «
    » Darf ich fragen, wohin es Sie zieht? «
    » Ans andere Ende der Welt, Neuseeland oder eine Südseeinsel, ich weiß es noch nicht. Wenn man allein ist wie ich, was hält einen dann hier? Nichts, aber auch rein gar nichts «, sagte er mit einer leichten Bitterkeit in der Stimme, auch wenn er lächelte, und reichte Butcher die Papiere. » Ich lasse Ihnen den Wagen am Dienstag liefern. Nochmals danke. «
    » Keine Ursache, es ist mein Job. « Er drehte sich um, und sein Blick fiel auf ein großes Foto auf einem Sideboard, das Reuter mit einer Frau und einem jungen Mädchen zeigte. Er zuckte kurz zusammen und sagte: » Ich will nicht indiskret erscheinen, aber wer ist das auf dem Foto? «
    » Meine Frau und meine Tochter. Haben Sie Kinder? «
    » Zwei Töchter, eine von ihnen wird heute zehn. «
    » Dann passen Sie gut auf sie auf. Das Foto wurde vor sechs Jahren gemacht. Kurz darauf ist Emma, meine Tochter, eine m S exualverbrecher in die Hände gefallen. Sie wurde bestialisch ermordet. Sie wäre heute achtzehn, würde vielleicht ihr Abitur machen und studieren … «
    » Das tut mir leid. Hat man den Täter wenigstens gefasst? «
    » Nein, bis heute gibt es keine Spur von ihm. Meine Frau hat das nicht verwunden und ist genau ein Jahr später von einem Tag auf den andern verschwunden. Es gibt bis heute kein Lebenszeichen von ihr. Wir haben immer gedacht, Emden wäre eine sichere Stadt, aber heute ist man offenbar nirgends mehr sicher vor dem Bösen dieser Welt. Ich bin erst nach dem Tod meines Vaters vor einem halben Jahr nach Buxtehude gezogen. Ich will Sie aber nicht länger aufhalten. «
    » Ja dann, auf Wiedersehen «, sagte Butcher, nicht ohne noch einmal einen Blick auf das Foto zu werfen .
    » Kommen Sie gut heim. Und grüßen Sie unbekannterweise Ihre Tochter von mir. «
    » Werd ich machen. Tschüs. «
    Um Viertel vor eins stieg Butcher in seinen Golf. Reuter blieb am Tor stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben .
    Auf der Rückfahrt hielt er auf einem Waldparkplatz, holte eine seiner drei Uniformen aus dem Kofferraum und zog sich um, wobei er sich zweimal

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