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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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vergewisserte, auch unbeobachtet zu sein. Nach kaum fünf Minuten setzte er die Fahrt fort und nahm diesmal die A1 Richtung Lübeck. Er fuhr auf die Raststätte Buddikate und stellte sich auf den fast leeren Parkplatz. Nur ein paar Trucks standen verlassen da und ein Reisebus mit lauter jungen Damen, die entweder auf die Toilette mussten oder sich nur die Beine vertreten wollten und die gerade angekommen zu sein schienen. Einige von ihnen rauchten, lachten und waren offenbar bester Dinge. Butcher beobachtete sie. Er kurbelte das Fenster herunter, um frische Luft hereinzulassen. Der Himmel war, wie schon den ganzen Tag über, bedeckt, die Luft war kühl, ein teils kräftiger Wind blie s ü bers Land, und hin und wieder gab es einen Schauer. Auch für morgen hatte der Wetterbericht Regen angesagt, es sollte weiterhin für die Jahreszeit zu kühl sein, und eine Wetterbesserung wurde erst für Mitte nächster Woche in Aussicht gestellt.
    Der Druck, den er nie beschreiben konnte – er war in seinem ganzen Körper, im Kopf, in der Brust, im Magen und zwischen den Beinen – und den er schon seit dem Morgen verspürt hatte, war noch stärker geworden, vor allem, nachdem er das Foto von Emma Reuter gesehen hatte. Emma, ein bezauberndes Ding, zwölf Jahre alt, das Gesicht voller Sommersprossen, rote Haare und grüne Augen. Er sah sie noch vor sich, wie sie ihn anstrahlte, als er, der gute Polizist, ihr anbot, sie nach Hause zu fahren, nachdem sie ihren Bus verpasst hatte. Sie war von einer Freundin aus einem Nachbarort gekommen, es war Abend, der Vater war geschäftlich unterwegs gewesen, und die Mutter hatte ihr gesagt, sie solle an diesem Abend ausnahmsweise mal den Bus nehmen, weil sie einer Bekannten beim Renovieren helfen wollte. All das hatte sie ihm erzählt, während sie in seinem Auto saß und munter drauflosplapperte. Sie hatte eine helle, klare Stimme gehabt, und die ersten Zeichen dafür, dass sie bald eine Frau werden würde, waren auch bereits vorhanden, auch wenn er schon Zwölfjährige gesehen hatte, die wie reife Frauen ausschauten. Er konnte sich auch noch daran erinnern, wie er sie urplötzlich mit dem Elektroschocker bewusstlos gemacht hatte, wie sie im Sitz zusammengesunken war und sich für einige Minuten nicht mehr rührte. Er hatte ihr kurz zuvor den Schocker gezeigt und gesagt, so etwas sollten alle jungen Frauen mit sich führen, damit könne man sich hervorragend gegen zudringliche Männer oder Burschen wehren. Emma hatte ihn naiv gefragt, ob so was gefährlich sei, worauf er geantwortet hatte, nein, überhaupt nicht, aber e s k önne ziemliche Schmerzen verursachen. Allerdings, so hatte er auch gesagt, sei dieser gar nicht geladen, er brauche so etwas nicht, bei ihm reiche schon die Uniform aus, um Verbrecher abzuschrecken. Und schließlich hatte sie ihn gefragt, ob er auch eine Pistole habe, was er mit einem schlichten » Ja « beantwortet hatte, doch sei diese Pistole im Kofferraum. Ob sie sie mal sehen könne, hatte sie weiter gefragt, aber er hatte nur den Kopf geschüttelt .
    Sie war bewusstlos, als er sie in den Kofferraum legte, ein paar Kilometer fuhr, sie ein weiteres Mal mit dem Elektroschocker behandelte, sich an dem zarten, unberührten Körper verging und schließlich in einem Waldstück seine großen Hände um ihren zierlichen, schmalen Hals legte und kräftig zudrückte, bis sie nicht mehr atmete. Gut hundert Kilometer von ihrem Heimatort entfernt legte er den Körper der kleinen Emma bei Dunkelheit in einem Wald ab, die Hände gefaltet, die Beine angewinkelt, die Fersen berührten fast den Po. Sie war noch Jungfrau gewesen, eine kleine niedliche Jungfrau. Und er war der erste Mann gewesen, der diese Jungfräulichkeit spüren durfte, wenn auch nicht wirklich, denn er hatte wie immer ein Kondom benutzt. Was wohl aus ihr geworden wäre? Eine laszive junge Dame, die im zarten Alter von vierzehn schon mit zig Männern geschlafen hätte? Oder eine keusche Prinzessin? Er wusste es nicht, nie würde irgendjemand dies herausfinden.
    Armes kleines Ding, dachte er und verzog den Mund zu einem Lächeln, während er aus dem Augenwinkel scheinbar teilnahmslos das Treiben der Mädchen beobachtete, die von ihm keine Notiz zu nehmen schienen. Und die arme Mutter, so verzweifelt. Abgehauen, verschwunden. Die Ärmste. Wo sie wohl sein mag?, dachte er still vor sich hin lächelnd .
    Zwei Lehrkräfte bliesen zum Aufbruch, Zigaretten wurden auf den Boden geworfen, der Bus füllte sich wieder und star

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